"Ich bin immer noch beeindruckt von diesem Abend....."
Geschrieben am 10.08.2016 2016-08-10 | Aktualisiert am 15.08.2016
"was macht ein Café aus?"
Geschrieben am 10.08.2016 2016-08-10 | Aktualisiert am 10.08.2016
"Es bleibt wie es war....."
Geschrieben am 10.08.2016 2016-08-10
"Bistroküche, die aber ordentlich!"
Geschrieben am 09.08.2016 2016-08-09 | Aktualisiert am 09.08.2016
Der letzte Abend unseres Aufenthaltes in Fürstenhagen in der alten Schule sollte auch der Höhepunkt des Urlaubswochenendes sein. Das jedenfalls erhofften wir uns. Ich habe ja schon in 2014 noch in RK einen Besuch von hoher gastronomischer Qualität geschildert. In der Zeit von 2014 bis 2016 hat dann das Ehepaar Nicole und Daniel Schmidthaler noch mal "Gas" gegeben und nicht nur den Stern gesichert (Michelin) sondern sich auch im Gault Millau 17 Punkte erkocht, was in der Landesbestenliste vom Gault Millau für Mecklenburg Vorpommern Platz 2 ergibt. Immer wieder stehe ich bewundernd vor dem Fakt, dass die Beiden es schaffen in der Abgeschiedenheit Fürstenhagens, selbst für Feldberger Verhältnisse noch Mal eine Steigerung von Einsam, ein Hotel und Restaurant mit diesem hohen Anspruch zu führen.
Im Hotel selber waren meine Frau und ich das erste Mal und zu Beginn also ein paar Worte zu diesem. Die Zimmer sind neu, gut eingerichtet und sehr groß. Sie liegen in einem separaten Gebäude gegenüber vom eigentlichen Restaurantgebäude in der ehemaligen Schule Fürstenhagens. Die Lage auf einem Hügel zusammen mit der Kirche ist sehr idyllisch und ungewohnt ruhig. Während unseres Aufenthaltes machten sich nur Kraniche im Feld vor unserem Zimmerfenster bemerkbar, sonst nichts.
Das PLV für die Zimmer, insbesondere mit einem hervorragenden Frühstücksangebot ist sehr gut.
Lange habe ich überlegt, wie ich diesen Bericht aufbaue, und jetzt möchte ich diesen als eine Art Bilderreise mit Bemerkungen aufbauen. Das hat den Hintergrund, dass die sowieso handwerklich und aromatisch perfekte Küche von Daniel Schmidthaler ihren Reiz auch aus der Präsentation der Gerichte bezieht.
Wir hatten für unseren Aufenthalt zwei Abende in der alten Schule reserviert. Reservieren ist dringend angesagt. Am Anreisetag hatten wir uns für den Pausenraum entschieden. Dort bietet die alte Schule (zur Zeit nur) Ihren Hausgästen ein Dreigangmenü zum Preis von 36 EUR an, es war klar das wir neben der Sterneküche im Klassenzimmer auch den Pausenraum ausprobieren wollten. So betraten wir am Donnerstagabend die alte Schule und fanden einen passende Eingangsgestaltung vor.
Weiter geht es den Flur, hier muss man sich entscheiden, rechts in den Klassenraum oder links in den Pausenraum.
Wir wandten uns nach links, und betraten den Pausenraum. Eine Art Wintergarten mit großen Fensterfronten und einer Terrasse davor, in der auch für das Frühstück eingedeckt wird. das Ambiente ist recht schlicht in Holztönen gehalten und wir nahmen auf bequemen Stühlen an ausreichend großen Tischen Platz.
Das Menüangebot (man muss es vorher reservieren) für den Abend verkündet eine Tafel.
Das las sich schon mal verlockend. Drei junge Damen inklusive Ihrer Servicechefin Nicole Schmidthaler versorgen sowohl Klassenzimmer wie Pausenraum in Sachen Bedienung der Gäste. Das hat aber an beiden Abenden mit viel Freundlichkeit und Kompetenz hervorragend geklappt. Wir fühlten uns gut umsorgt.
Unser Abendmenü startete mit hausgebackenem Sauerteig- und Kartoffelbrot, begleitet von einer Butter und einem Quark.
Das Menü begann mit Saibling / Karotte / wilder Meerrettich
Im Gedächtnis haften blieb der ausnehmend gute Saibling, ein geflämmtes Filet, innen fast roh. Lecker. Dazu knackiges Gemüse mit einer gut abgeschmeckten Vinaigrette.
Huhn mit Pfifferlingen gefüllt / Risotto
Extrem gut gegart das Huhn, saftig, trotzdem durch, das war sehr schmackhaft. Dazu die Füllung mit Pfifferlingen, das passte. Die Finger geleckt haben sowohl meine Frau als auch ich uns nach dem Risotto. Der reis al dente, mit Biss gegart auf den Punkt. Ein sehr gutes Risotto, so wie es sein muss. Für den Crunch obenauf ein paar aufgepoppte Reiskörner.
Schokolade / Kirsche
Keine großen Worte dazu, mein Gegenüber "schnurrte" beim Verzehr wie der Kater unserer Nachbarn wenn er sich bei uns seine Milch abholt.
Zwischenfazit Pausenraum: für den aufgerufenen Preis von 36 EUR ein sehr gutes Dreigangmenü aus der Sterneküche im Pausenraum serviert. Wir freuten uns immer mehr auf den kommenden Sonntag im Klassenzimmer.
Und er kam dann ja auch recht schnell (warum vergeht Zeit im Urlaub gefühlt immer so viel schneller). Gegen 19 Uhr betraten wir wieder den Flur der alten Schule und diesmal wandten wir uns nach rechts. Das Ambiente des Gastraumes "Klassenzimmer" beeindruckt mich immer wieder in seiner schönen Schlichtheit. Außen die Tische, sehr luftig gestellt, große Fenster, die den hohen Raum in ein schönes Abendlicht tauchen. Bitte dazu auch mal in meine Kritik von 2014 schauen, dort gibt es noch mehr Eindrücke vom Ambiente.
Der Service nahm uns in Empfang und brachte uns an unseren Tisch an der Fensterfront, diese bietet nach Osten ausgerichtet einen schönen Blick vom Hügel über Fürstenhagen hinweg. Wir beide orderten als Aperitif einen Birnensecco aus Frankreich. Schon vor dem überreichen der Karten, nach angenehmer Eingewöhnzeit, ein erster Gruß der Küche für diesen Abend:
Dieser Gruß zeigt auf ersten Blick die Qualitäten der Küche der alten Schule! Kleine Amuse Gueule präsentiert in einer Qualität, die einem vom ansehen das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Ich weiß in der Rückschau nicht mehr alle Bestandteile, aber die Zucchinischeiben und vor allen Dingen die auf rauchenden Tannenzapfen servierten Schlei-Filets blieben durchdringend in Erinnerung. Vor allen Dingen das Schleifilet, sogar für mich als Angler das erste Mal, dass ich Schlei gegessen habe, war extrem gut mit diesem durchdringendem Raucharoma.
Wir bekamen dann die Karten überreicht:
Nach langer Konsultation fiel die Entscheidung für ein Sechsgangmenü inklusive Weinbegleitung aus den angebotenen 9 Gängen. Man ist dort frei in der Auswahl, nur die Hauptspeise in der Mitte muss dabei sein, ansonsten kann man seinen Vorlieben frönen.
Nach dem wir uns entschieden hatten, welche der Gänge wir genießen wollten, startete der Service wieder mit einer Auswahl an selbstgebackenem Brot. Wieder Kartoffelbrot, dazu dass sehr gute Sauerteigbrot. Begleitet durch eine Butter und einen Quark.
Die Küche startete in Ihren Teil unseres Menüs mit einem Bohnensalat im Glas.
Interessant hier die mit Blaubeeren gebeizten und entsprechend eingefärbten kleinen Bohnenringe unten. Ein spannendes süße-säure Spiel.
Das eigentliche Menü begann:
Maräne/ Gurke/ Sanddorn
Das Märanenfilet war sauer eingelegt und ganz kurz geflämmt worden. Zart und sanft sauer im Geschmack. Dazu Gurke in verschiedenen Texturen, Schaum, eingelegt und als Sauce. Der Sanddorn fand sich frittiert wieder auf den Filets.
Kohlrabi/ Pfirsich/ Birke
Auch hier wieder ein spannendes süße-säure Spiel mit Schärfe. Vegetarisch und verflixt lecker! Der Schaum war auf Basis eines süßlichen Birkensaftes.
Was der Fischer so bringt/ Neuseelandspinat/ Mirabelle
Der Fischer hatte Zander gebracht und Daniel Schmidthaler hatte den als Filet verarbeitet. Der herbe Neuseelandspinat als Beilage sehr spannend. Wieder war Säure im Spiel mit der Mirabelle. Noch nie gegessen habe ich frittierte Schuppen, die auf den Zander gestreut waren. Interessantes Mundgefühl!
Lamm Innereien/ Holunderblüte/ Sellerie
Wo, wenn nicht bei einem österreichischen Koch isst man genussvoll Innereien? Also entschieden wir uns beide auch für diesen Gang und bekamen Zunge, Herz und Leber eines Lamms serviert und schleckten uns die Finger nach diesem Gang. Für mich einer der besten Gänge dieses Menüs! Lecker!
Verkohltes Rind / Tomate / Lauchgewächse
Der Hauptgang des Abends, für uns der Fünfte von Sechs. Ein über jeden Zweifel erhabenes Stück Rindfleisch wurde serviert. Kurz gebraten, guter reifer Geschmack, medium gebraten. Dazu geschmorrter Lauch. Und spannend die lauwarme gedämpfte Tomate gefüllt mit einem kalten Tomatenschaum. Für mich das Beste an diesem Gang! Das Fleisch war gut, aber in Hinsicht auf die vorherigen Gänge sehr konventionell. Ich hoffe, das darf man so sagen.
Ziegenkäse / Kirsche / Mandel
Beim Bestellen reizte uns der Käse zum Abschluss mehr als die beiden klassischen Desserts im Angebot. Und wir lagen richtig mit unserer Entscheidung. Drei Sorten Ziegenkäse (Blauschimmel, eine Art Rotschmier und ein Schnittkäse harmonierten sehr gut mit den Kirschen und den Mandeln. Lecker!
Am Nebentisch wurde dann ein Dessert, dass wir so schmählich abgelehnt hatten, serviert und die junge Dame im Service erblickte unser Beider schmachtende Blicke und servierte uns dann doch noch:
Himbeerstrauch/ Flower Power/ Gemüseamaranth
Mit dieser letzten Aromenexplosion (unsere Bäuche hätten eine Gleiche erlebt, hätten wir auch nur noch ein Minzblatt gegessen) schloss das Menü.
Für mich eines der besten Menüs so lange ich zurück denken kann!
Der Vollständigkeit halber hier die Weinbegleitung in der Reihenfolge des Servierens:
2015 Orange Tardana & Maccabeu, Cueva, Utiel-Requena
2015 Gewürztraminer Ungstein, Weingut Pfeffingen,Pfalz
2004 Stamas, Franco Terpin, Friaul
2014 Grauburgunder „Ilbesheim“, Jürgen Leiner, Pfalz
2012 Chianti Classico „Le Baóncole“, San Giusto a Rentennano, Toskana
2015 Amanda Rosé, Alfredo Maestro, Castilla-Léon
2014 Riesling Fass 6 « Senior », Peter Lauer, Saar
Nicht alle Weine würden in meinem Keller landen, aber sie waren gut auf die Gänge abgestimmt und spannend in Ihrer Auswahl.
Dieses Restaurant gehört ab sofort zu meinen absoluten Favoriten! Vielleicht ist es ganz gut, dass ich 550 km dorthin fahren muss, denn sonst könnte irgendwann nicht nur mein Bauch, sondern auch meine Kreditkarte explodieren.
Die Qualität der Küche hat ihren Preis, der unten angegebene Preis ist der für alles was wir im Hotel gegessen und getrunken haben, inklusive Übernachtung und Frühstück.