"Konstanz beschreibt es nicht......"
Geschrieben am 11.07.2021 2021-07-11 | Aktualisiert am 11.07.2021
Montag: | 11:00 - 17:00 Uhr |
Dienstag: | 11:00 - 17:00 Uhr |
Mittwoch: | 11:00 - 17:00 Uhr |
Donnerstag: | 11:00 - 17:00 Uhr |
Freitag: | 11:00 - 17:00 Uhr |
Samstag: | 11:00 - 17:00 Uhr |
Sonntag: | 11:00 - 17:00 Uhr |
Dann wollen wir mal loslegen. Im Vorfeld kann man Unverträglichkeiten und Abneigungen jeglicher Art kundtun, dann muss man sich von 6 bis 9 Gängen überraschen lassen. Wir sagen nichts, wir lassen uns immer komplett überraschen, was Daniel Schmidthaler für das jeweilige Menü so zusammengesucht hat.
Küchengruß eins.....und mir rutschte raus: hat er schon wieder Lindenblätter frittiert....Ups, aber zum Glück verbindet den Service und mich inzwischen ein unzerstörbares Band gegenseitiger Frotzeleien. Mein Einwand wurde mit einem herzhaften Lachen beantwortet.
Die Blätter waren gefüllt mit einer Frischkäsefarce und mit wieder unbekannten Kräutern. Dann gab es Schmackofatz Kartoffelpuffer a la Oma Carsten1972, aber drauf lag fermentierter Spargel. Auf dem zweiten Teller Pfifferlinge in einer Mousse und gebackenes Wachtelei in einer Panko? Kräuterhülle.
Es folgte der zweite Küchengruß, von einem Koch am Tisch serviert. Tomate, angetrocknet und wohl auch fermentiert, eine Tomatenmarmelade, und eine Mousse aus Pilzen mit Miso, dazu ein Kräuteröl und (kennt das jemand?) Olivenkraut und einem weiteren Kraut, dass ich nicht mehr erinnere.
Damit waren wir schon mitten in der Geschmackswelt von Daniel Schmidthaler. Seinen Kräutergärtner möchte ich wirklich mal besuchen. Das Menü, wir hatten full house bestellt, begann mit Salat!
Beete waren drin im Lockenwickler aus Salatblättern, dazu eine Sauce, die eher eine Mayonnaise war. Nussflocken und Granite vom Salat machten das Spannend. Gang 2 war ein Fisch, genauer gesagt marinierter Saibling.
Erster Höhepunkt des Abends war die unglaubliche Sauce unter dem Fisch! Das wurde kalt serviert und füllte trotzdem dem Gaumen mit anhaltenden Aromen. Pfifferlinge waren übrigens oben drauf plus wieder ein paar Kräuter.
Der Österreicher liebt Krapfen, also bekamen wir auch einen! Gefüllt mit mundfüllend sauren Marillen! Umani brachte gerösteter Blumenkohl in den Teller, in Verbindung mit einer wieder großartigen Sauce unten im Teller.
Einen zweiten Fischgang servierte uns die Küche mit Zander, gebraten auf der Haut. Serviert auf einem Bett aus Gurkenwürfeln, wieder mindestens mariniert, ich schätze eher ein wenig fermentiert. Oben drauf Bumms in Form von Rettich und gehobelten Spänen vom getrockneten Zanderbauch.
Unser Höhepunkt des Abends (einhellig) war Karotte pur! Eine Karotte, die man im ersten Augenblick für einen Carabiniero halten könnte. In die dünnen Scheiben war Urkarotte eingerollt, mit ordentlich Biss, aber trotzdem nicht roh. Sensationell die Sauce unten aus fermentierter Karotte, schönes Gegengewicht die zwei ordentlich sauren Blätter oben auf.
Rote Beete, Bohnen, Stachelbeeren, geile Sauce drum rum! Kann man nicht beschreiben, muss man probieren.
Umami! Lauchrollen, Kräuter, eine Art Mayonnaise und intelligent dazu gegebene Kräuter! Alles nur Beiwerk auf einer Jus aus gerösteten Gemüsen, die ich in dieser Form noch nie so probiert habe. Hätte man mir diese Jus als Sojasauce verkauft, ich hätte nicht gezweifelt.
Ein Fleischgang war im Menü. Reh tadellos als Filet und vor allen Dingen die Leber, die mir so viel besser gefiel als das Filet. Navetten gab es dazu, sehr guter Gang, aber bei weitem nicht so spannend wie die Gänge vorher. Noch ein Dessert sollte als Gang 9 folgen.
Rhabarber schloss das Menü mit durchdringender Säure ab. Eingefangen durch ein Eis. Zwei Petit fours folgten noch.
Rhabarber Eis mit Amaranth Blättern, die durch einen Teig gezogen worden waren und dann frittiert wurden und im zweiten Teller soul food, Sabayon mit Zimt.
Zwei spannende Weine wurden schon vor dem Menü dekantiert und erfreuten uns über den Abend.
Sauvignon blanc von Edi Simcic aus Slowenien 2013.
Chardonnay aus dem Jura (F) 2015 von der Domaine Pignier.
Tja, das war mein etwas kompakter Überblick über das in 2021 genossene Menü in der alten Schule. Ich kann jedem, der Lust hat, sich auf eine ungewöhnliche, kompromisslos regionale und saisonale Küche einzulassen einen Besuch empfehlen. Was Daniel Schmidthaler uns Jahr für Jahr serviert ist unendlich spannender Genuss. Dazu kommt, dass ein Aufenthalt im Hotel alte Schule vom ganzen Team zu einem einzigen Genuss gemacht wird. Alleine das Frühstück, für mich eines der besten Hotel-Frühstücke, das ich kenne, lohnt eine Übernachtung vor Ort.
Vielen Dank an das Ehepaar Schmidthaler und das ganze Team für einen wieder wunderschönen Urlaub in Fürstenhagen mit wunderschönen Stunden auf der Terrasse neben der Kirche (wo war Hinkebein, unser kleiner Waschbär dieses Jahr?) und ebenso wunderschönen Stunden im Restaurant. Wenn wir dürfen und können, sind wir in 2022 wieder da!