"Ein tolles Menü, aber nicht ganz der Gipfel."
Geschrieben am 10.06.2020 2020-06-10 | Aktualisiert am 10.06.2020
"Bar für Haus-, externe Gäste und Sportbegeisterte"
Geschrieben am 14.06.2017 2017-06-14
""König sein in Zavelstein" - eine (leere) Floskel die auf der Rechnung prangt, das Essen ist mittelmäßig und mit Kritik können sie schon gar nicht umgehen"
Geschrieben am 20.05.2015 2015-05-20 | Aktualisiert am 20.05.2015
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Geschrieben am 02.02.2013 2013-02-02
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Geschrieben am 11.12.2012 2012-12-11
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Geschrieben am 11.12.2012 2012-12-11
Im ebenfalls "Krone" genannten Nebenhaus des Hotels ist das Restaurant ganz unspektakulär und recht schlicht eingerichtet. Man würde zunächst gar nicht vermuten, dass man hier in einem mit einem Michelin-Stern prämierten Lokal Platz nimmt. Gemütlich war es aber trotzdem.
Interieur.
Bedient wurde ich an diesem Abend vom Sommelier des Hauses und einem weiteren älteren Herrn. Beide waren natürlich höflich, aber für meinen Geschmack wäre etwas mehr lockere Herzlichkeit noch schöner gewesen, wie ich es schon in anderen Gourmetrestaurants erleben durfte. Der Sommelier war durchaus
kommunikativ und für interessante Unterhaltungen offen. Fragen hinsichtlich der Speisen wurden auch gerne beantwortet oder in der Küche nachgefragt.
Nun aber zum wichtigen, kulinarischen Teil:
Nach einem kleinen Tee als Aperitiv folgten 4 Kleinigkeiten als 1. Amuse Bouche: Eine kleine Lauchquiche mit Röstzwiebeln und Sauerrahmeis; Roastbeef mit Pilzragout und einer fruchtig-säuerlichen Creme; ungarischer Schinken mit Brotchip und fruchtigem "Kaviar", sowie ein Sauerteigchip mit Tomatenragout und Knoblauch-Aioli.
Alle Aperos waren handwerklich von guter Qualität, hinsichtlich der geschmacklichen Intensität aber doch etwas zurückhaltend/unspektakulär.
Am besten gefiel mir die Mini-Quiche, die mit einem schönen Temperaturspiel zwischen warmer Quiche und Sauerrahmeis und Texturspiel durch die krossen Röstzwiebeln spielte.
Aperos (von rechts unten im Uhrzeigersinn):Lauchquiche mit Röstzwiebeln und Sauerrahmeis; Roastbeef mit Pilzragout und einer fruchtig-säuerlichen Creme; ungarischer Schinken mit Brotchip und fruchtigem "Kaviar", sowie ein Sauerteigchip mit Tomatenragout u
Es das Brot mit gesalzener Butter aus der Normandie. Das Brot war sehr gut: warm, mit fluffiger Krume und toller Kruste. Auch die Butter war von ausgezeichneter Qualität: da brauchte ich sogar einmal Nachschlag.
Brot mit gesalzener Butter aus der Normandie.
Als 2. Amuse Bouche wurde "Zander, Kirsche, Pfifferling" serviert (leider ohne Bild, sorry). Der Zander war sehr zart und die Pfifferlinge hatten Biss.
Für meinen persönlichen Eindruck war die Kirschsauce hier jedoch zu groß portioniert und dadurch eher ein Störfaktor als förderliche Komponente. Statt leicht fruchtigem Kirscharoma dominierte hier eher eine Säure, welche für mein Empfinden den Fisch und die Pfifferlinge überlagert, sodass diese geschmacklich eher untergingen.
Das eigentliche Menü startete nun mit "Eingelegter Wassermelone / Gefüllte Falafel mit Erbse / Erdnusssoße". Schon beim Angießen der Soße versprühte diese ein deutliche wahrnehmbares Aroma. Die Erdnuss kam zudem als knackig-salzige "Nic-Nacs" auf den Teller. Die Erbsen waren knackig und das Erbseneis aromatisch und erfrischend. Mit dem Eis war auch die wunderbar lockere Falafel gefüllt. Die Melone kam im Geschmacksbild eher weniger zur Geltung, funktionierte aber als eine erfrischende, süßliche Beigabe. Das war wirklich toller erster Gang.
"Eingelegte Wassermelone / Gefüllte Falafel mit Erbse / Erdnusssoße"
Weiter ging es mit "Abgeflämmtem Carabinero / Garnelentatar / Jalapenomousse / dazu eingelegte Gurke und Chorizo".
Das Garnelentatar verbarg sich in einem Geleemantel. Ebenso wie im Tatar war auch das geflämmte Stück vom Carabinero schön knackig und überzeugte mit guter Produktqualität.
Gurke kam als wunderbar aromatischer Schaum und knackige Röllchen dazu.
Die Blutwurstchips lieferten die benötigte Portion Crunch, Salz und Umami zu dem das Jalapenomousse Cremigkeit und wohl dosierte Schärfe beifügte.
Große Klasse war zudem die Dillcreme, die schon als kleine Messerspitze deutlich hervorschmeckte.
Das war also ebenso eine sehr überzeugende Komposition.
"Abgeflämmter Carabinero / Garnelentatar / Jalapenomousse / dazu eingelegte Gurke und Chorizo".
Ebenso überzeugen konnte auch das "Wildkräutersüppchen / Linsengemüse / Waldmeistersorbet / Löwenzahnmousse".
Die Suppe konnte den erhofften Geschmack eines frischen Kräuterbeetes wahrlich erfüllen.
Das Waldmeistersorbet fügte eine angenehme süße und passenden Temperaturkontrast.
Ein Quader aus Löwenzahnmousse bzw -Gelee war an sich herb-bitter, passte aber in Kombination mit der Suppe sehr gut.
Die knackigen Linsen lieferten ebenso Biss wie das erneut luftige aber außen auch krosse Falafelbällchen mit Erdnuss.
"Wildkräutersüppchen / Linsengemüse / Waldmeistersorbet / Löwenzahnmousse".
"Bretonischer Rochenflügel / Bergamottenöl / Paprika-Bohnenragout / Kokosnusslimonenschaum" folgte als 4. Teil des Menüs, der für mich nun leider etwas abfiel.
Der Rochen war zwar optimal gegart und die Beigaben in Form von weißem Bohnen, Paprikaragout und Pimientos de Padron handwerklich gut zubereitet. Letztere waren meiner Meinung nach aber doch etwas zu herb und leicht bitter und damit eher weniger förderlich für die gesamten Geschmackseindruck.
Beim Kokosnuss-Limonenschaum war für mein Empfinden zudem die Säure zu stark dominierend.
Fachlich sicher ein gut zubereitetes Gericht, bei dem mir aber die geschmackliche Verbindung der Einzelkomponenten war nicht so ganz schlüssig werden wollte.
"Bretonischer Rochenflügel / Bergamottenöl / Paprika-Bohnenragout / Kokosnusslimonenschaum"
Hauptgang des Menüs war nun "Mika Kalbskotelette in Löwenzahn-Buttermilch gegart / Romanasalat / Olivencrumble / Parmesankroketten".
Zur Einstimmung auf das Gericht wurde etwas von der Löwenzahn-Buttermilch gereicht, in der das Kalb gegart wurde. Ein leicht herbe Aroma vom Löwenzahn kam dabei auch gut rüber und wurde von der Buttermilch schön aufgefangen.
Löwenzahn-Buttermilch zum Hauptgang.
Das darauf folgende Kotelette war sehr zart und wahrscheinlich sous-vide zubereitet. Allerdings fehlte mir hier doch etwas die Kernigkeit, die ein schönes Nachbraten in der Pfanne noch hervorgerufen hätte.
Die dazu gereichte Sauce mousseline hatte ein feines Estragon-Aroma. Dazu gab es klassisch ein paar Kapern in frittierter Form.
Ebenso befanden sich knackiger Romanasalat, Oliven und ein Löwenzahn-Mousse auf dem Teller, die das Gericht gut ergänzten.
Auch die kleinen Kroketten waren kross und locker zugleich und die Parmesanchips passten als crunchige Abwechslung ebenfalls ins Bild.
Wie gesagt, nur das Fleisch blieb mir hier als Hauptakteur doch eigentlich geschmacklich etwas blass.
"Mika Kalbskotelette in Löwenzahn-Buttermilch gegart / Romanasalat / Olivencrumble / Parmesankroketten"
Der Käsegang kam hier als eigenständiges Gericht namens "Pumpernickelsouffle / Münsterkäse / Bärlauchcotta / Molkecreme" daher.
Ein wunderbar fluffiges Souffle mit Pumpernickel war mit Münsterkäse gefüllt und befand sich auf etwas Bärlauch: eine tolle Kombination.
Ebenso großartig auch die a part aufgestellte Kombination von aromatischer Bärlauchcotta, süßlicher Molkecreme, Pumpernickelcrumble und cremig verarbeitetem Käse.
"Pumpernickelsouffle / Münsterkäse / Bärlauchcotta / Molkecreme"
Zum Abschluss entschied ich mich von der Pralinenauswahl noch für: "exotische Praline nach Geheimrezept", 75%-ige Schokolade aus Ecuador, einer Kaffee-Schokoladen-Praline und einer Praline mit Vanille und Birne. Hier war jedes Exemplar für sich geschmacklich einzigartig und wirklich köstlich
Pralinenauswahl (von 12 Uhr an im Uhrzeigersinn): "exotische Praline nach Geheimrezept", 75%-ige Schokolade aus Ecuador, einer Kaffee-Schokoladen-Praline und einer Praline mit Vanille und Birne.
Insgesamt betrachtet lieferte das Menü, passend zum Schwarzwald, durchaus hohe Berge (vor allem beim ersten Gang mit Erbse/Erdnuss/Wassermelone; dem Carabinero; der Wildkräutersuppe und dem Käsegang), aber in aller Ehrlichkeit auch kleine Täler (der Zander zum Amouse Bouche oder auch der Rochen sowie das etwas blasse Kalbskotelette).
Diese waren zwar fachlich gut zubereitet waren, bei aber geschmacklich fehlte das gewisse Etwas oder das Zusammenspiel der Komponenten für meinen wurde für mein Empfinden nicht klar.
Auch wenn ich hier jetzt angesichts der Michelin-Stern-Auszeichnung aus genannten Gründen deshalb nicht die volle Punktzahl vergebe, möchte ich doch betonen, dass ich aber definitiv kulinarisch zufrieden und glücklich aus dem Abend ging.