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Per Mail hatte ich am letzten Donnerstag einen Tisch für den gestrigen Abend bestellt und kurz nach 18 Uhr trafen wir im "Athos" ein. Die Begrüßung war sehr freundlich und man entschuldigte sich direkt dafür, dass im Außenbereich trotz des sonnigen Wetters nicht eingedeckt war; man habe nämlich Kenntnis von einem nahenden Unwetter. Da hatten sie ein feines Näschen gehabt, diese Griechen! Wir waren gerade beim Hauptgericht, als nach vorausgegangenem Geblitze und Donnergrollen der Himmel seine Schleusen mächtig öffnete; eine knappe halbe Stunde lang fiel buchstäblich Wasser vom Himmel. Gottseidank sassen wir ja im Trockenen und zwar in den Räumen einer ehemaligen Kirche, die nun seit Jahren sehr weltlich als Restaurant dient; solch umgewidmete Gotteshäuser kenne ich vor allem aus den Niederlanden.
Das Ambiente ist im "Athos" sehr schlicht und nüchtern. Genau so hat es früher im "Kastro" ausgesehen; gut möglich, dass man die Ausstattung komplett übernommen und so belassen hat wie sie war. Von Tavernen- oder Hafenkneipencharakter jedenfalls nicht die Bohne einer Spur. Gemütlich geht anders, aber wir wollen hier ja auch nicht wohnen sondern "nur" essen. Es ist hier genau so sauber wie es sein soll und auch beim Vorgänger "Kastro" gewesen ist.
Der Service, ein etwas älterer Herr und ein junger Mann mit gepflegtem Vollbart bedienen an den Tischen, ein junger Mann hinter dem Tresen; das muss reichen und reicht auch. Zunächst wird uns nachdem ein Tisch zugewiesen worden war und wir Platz genommen hatten ein Klemmblett mit Nachverfolgungsformular zum Ausfüllen überreicht. Name, Adresse, Telefonnummer; alles o.k., aber die zusätzliche Angabe der Mailadresse spare ich mir dann doch. Das Kärtchen meiner Frau mit den Impfaufklebern liegt auf dem Tisch. Moment mal; wo will der Thekenmensch, der sich das Kärtchen geschnappt hat, damit hin? Geschaut wird mit den Augen, nicht mit den Fingern! Die Kollegen fangen ihn ein und bringen das Kärtchen zurück; der Mann hatte wie uns erklärt wurde so etwas noch nie zuvor gesehen und wusste nicht was er damit anfangen sollte. Wir befinden uns ja nach wie vor im Corona-Modus; wäre uns so gar nicht aufgefallen, denn die Herrschaften im Service agieren zwar nicht hüllen- aber maskenlos. Haben wir da was verpasst, hat es gerade weitere Lockerungen gegeben? Wir wissen es nicht, aber da wurstelt ja ohnehin jedes Bundesland vor sich hin. Egal; der Service ist jedenfalls sehr freundlich, kompetent, aufmerksam und lässt am Tisch schon mal den ein und anderen flotten Spruch vom Stapel. Das mögen wir; lieber so als verkniffen und bierernst.
Die Speisekarte ist zwar übersichtlich aber sehr groß; ich habe die einzelnen Angebote nicht gezählt aber mit einer Zahl knapp unter 100 dürfte ich nicht ganz falsch liegen. Kleinere Karten sind uns bedeutend lieber aber solch Riesenansammlungen von Speisenangeboten sind vor allem bei Griechen und Chinesen oft zu finden. Hier wäre weniger mit Sicherheit mehr. Was die Speisekarte zu viel hat hat aus meiner Sicht die Weinkarte im "Athos" entschieden zu wenig; das ist sehr schade. Na ja; für den ersten Durst gibt es ohnehin Bier für uns; meine Frau bekommt, da heute für unseren Transport zuständig, ein alkoholfreise Krombacher Weizen (0,5l EUR 4,20) und ich aus dem gleichen Hause ein dunkles Weizen mit Alk für ebenfalls EUR 4,20 pro halbem Liter; leider beide Biere aus der Flasche. Zum Essen bestelle ich aus dem mickerigen Weinangebot einen trockenen Roten namens Nausa (0,25l EUR 5,50); wie sich herausstellen sollte war er sein Geld nicht wert. Genau so wenig wie mein Digestif, ein Metaxa 7 Sterne (EUR 4,50) ; da hatte der Ouzo "aufs Haus", den wir gleich zu Beginn erhalten hatten und der mit EUR 2,50 auf der Karte steht, bedeutend besser geschmeckt. Vor allem der zweite eigentlich meiner Frau zugedachte!
Als Vorspeisen bestellten wir "Mydi Saganaki" ((EUR 6,80) pour Madame und "Calamaria vom Grill" (EUR 8,50 pour moi. Als sie kamen haben wir sie hälftig geteilt und hatten so von beidem etwas. Die Muscheln Saganaki hatte ich noch nie zuvor gegessen; ein ganz tolles Gericht, das ich hier jederzeit wieder bestellen würde. Bei den "Calamaria" handelte es sich um eine einzige, dafür aber ordentlich große Tube; sie war spitzenmässig gegrillt und butterzart. Der Service hatte beim Servieren dieses Gerichts darauf hingewiesen, dass man am besten etwas von der dunklen Flüssigkeit aus dem Ständer über die Tube gegen sollte, um einen ganz speziellen Geschmack zu bekommen. Ob mit oder ohne; geschmeckt hat es in jedem Fall sehr gut, das Stück vom Kalmar.
Nachdem der geschätzte GG-Kollege marc074 in seiner Rezension des Bad Bergzaberner "Athos-Mutterhauses" die Aphrodite-Platte für EUR 38,00 in höchsten Tönen abgefeiert hat hätte dieses Gericht für zwei Personen schon interessiert; leider steht es in der Saarbrücker Filiale nicht auf der Karte; schade. "Moussaka" steht natürlich auf der Karte, war aber gestern am Mittag so oft rausgegangen, dass es "aus" war. Meine Frau musste deshalb umdisponieren und entschied sich schliesslich für "Kolokithokeftedes" (EUR 6,80). Der Zungenbrecher entpuppte sich als griechische Zuchinipuffer mit Zaziki; das Kostehäppchen überzeugte mich nicht, es erinnerte mich irgendwie an von mir nicht gemögte Grünkernbratlinge. Meiner Frau hat das Gericht gut geschmeckt, nicht mehr und nicht weniger. Obwohl die Portion recht klein war wollte sie kein Dessert. Ich hatte mir als Hauptgericht den "Lammteller mit Pommes Frites und Salatbeilagenteller" für EUR 19,80 bestellt. Man ahnt es schon, der Salat ging auf direktem Wege zu meiner Fahrerin. Auf dem Lammteller lagen ein Stück Lammfilet, ein Lammspieß und zwei Lammkoteletts; ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, dass die Dinger so winzig sind! Gewürzt war das Fleisch sehr gut, die gereichten Pommes waren sehr knusprig und das Zuziki war mir geschmacklich ein wenig zu "zahm"; hier hätte ich mir schon etwas mehr Biss gewünscht. Die doch sehr dünnen kleinen Koteletts waren auf den Punkt gegart und innerlich noch rosa; küchenmässig eine Meisterleistung. Gerade so eben innerlich rosa war auch das Filetstück während die drei Stücke vom Lammspieß heftig "drüber" waren. Essbar waren sie noch, mehr aber auch nicht. Solche Fehler sollten dem Koch, der laut Bericht der "Saarbrücker Zeitung" früher auf der Yacht der Familie Onassis gekocht hat, nun wirklich nicht passieren. Die Dessertsuche gestaltete sich ein wenig schwierig; zwei der von mir angepeilten Gerichte waren am Mittag noch zu haben gewesen, nun aber "aus". So landete ich schliesslich bei "Karidopita" für EUR 6,30. Dieses Gericht ähnelt sowohl optisch wie auch geschmacklich sehr der türkischen Baklava. Der überaus knusprige Hauptdarsteller war eingerahmt von einer Kugel Vanilleeis und einem Häufchen Schlagsahne; für mich eine sehr gelungene Nachspeise.
Fazit: Wir haben und trotz der etwas steril-nüchternen Umgebung wohlgefühlt; dazu beigetragen haben sowohl die insgesamt gute bis sehr gute Küchenleistung wie auch der wirklich angenehme Service. Wir kommen gerne wieder; schliesslich muss ich zumindest den für Bad Bergzabern in der marc074-Rezension hochbejubelten Athen-Teller probieren und mein Schatz will "seine" Moussaka! Für den well done-Lammspieß ziehe ich bei "Essen" einen halben Stern ab."
P.S. Hat man im "Athos"-Verbund noch nichts von CI (Corporate Identity) gehört? Wohl kaum, denn sonst stünde auf der Vorderseite der Papierservietten der Name Athos und das entsprechende Emblem anstelle von "Restaurant Poseidon" ! Herr Betreiber, bitte ändern!