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Eins vorweg, über die Ausrichtung und alles weiter wissenswerte rund um die Kapellenküche im Denkmalz Bad Sobernheim habe ich vor gut einem Jahr an nachfolgender Stelle schon genug geschrieben (https://www.gastroguide.de/restaurant/256359/denkmalz-die-kapellenkueche/bad-sobernheim/bewertung/41157/ ) Weniger Text wird es trotzdem nicht ;-)
Hier beschreibe ich nun ein neues Erlebnis in diesem eigentlich feinen und wunderbaren Restaurant. Der Grund für den erneuten Besuch war ein durchaus erfreulicher. Herr und Frau Borgelder hatten sich für zwei Nächte an der Nahe in der Casa Nolux einquartiert. Somit habe ich nun in sechs Jahren drei Gastroguide Schreiber ein Asyl gewähren können. Wer will wohl der oder die Nächste sein?
Also wenn ein solch feiner Gaumen samt Frau zu Gast ist, macht man sich ja schon Gedanken, wo und wie man dieses zufriedenstellen kann. Für mich war schnell klar, wir bleiben im Ort, dann muss man nicht fahren. Bleiben eigentlich nur drei Restaurants zur Auswahl, eines schloss ich allerdings direkt aus. Und das DENKMALZ war meine erste Wahl. Allerdings hatte PetraIO so ihre Bedenken und wollte uns zunächst nicht begleiten, hatte sie doch gerade mit dem Service im Denkmalz zuletzt schlechte Erfahrung gemacht. Letzten Endes sprang sie aber über ihren Schatten und nahm samt Gatten an einem erneut denkwürdigen Abend teil. Und sie sollte auch Recht behalten mit ihren eingangs erwähnten Bedenken.
Nach ausgiebigem Frühstück, Besuchen bei zwei Weingütern und einer kleinen Rundfahrt durch die Region, machten wir uns also rechtzeitig per Pedes auf den Weg ins Lokal. Etwas vor der Zeit warteten wir dann vor dem liebevoll restaurierten Denkmal(z). Die beiden Idar-Obersteiner ließen uns aber nicht allzu lang warten. Man war noch auf der Jagd nach einem Orangenlikör beim Dealer des Vertrauens. Allerdings erfolglos.
Wir begrüßten uns sehr herzlich und kamen sofort ins Reden. Aber erst mal rein in die gute Stube. Kurz beim Service angemeldet, nahm man uns die Garderobe ab und führte uns an den reservierten Tisch im hinteren Teil der Kapelle. Wir saßen direkt neben den Brau- und Sudkesseln. Der Tisch war etwas mit Luftschlangen geschmückt, ein notwendiges Übel in der Faschingszeit. Warum das allerdings in einem doch eher feinen Restaurant sein muss, bleibt mir ein Rätsel. Jedenfalls denke ich, dass das Denkmalz selbst die hohen Ansprüche hat. Aber egal. Es gibt schlimmeres. Wie z.B. schlechten Service.
Mir ist bewusst um die aktuelle Situation in der Gastrobranche, das Personal ist knapp und meist auch schlecht ausgebildet. Das Denkmalz sucht schon lange nach Servicekräften. Da muss man am Ende auch dann das nehmen, was sich anbietet. Das sollte an diesem Abend für Verwirrung und auch ein wenig Unmut an unserem Tisch sorgen. Wir bekamen jedenfalls nach etwas Wartezeit die Karten gereicht und alsbald wurde nach den ersten Getränken gefragt. Wasser ist ja obligatorisch, also erst mal Eine (Schwollener Gourmet – 7€ die 0,75 l Flasche), insgesamt sollten es drei Stück werden an diesem Abend). Und nach kurzer Frage in die Runde bestellte ich aus der Getränkekarte eine Flasche Riesling Sekt Brut vom Weingut Bamberger aus Meddersheim. Ein gewisser Herr aus Borgfeld preschte vor und genehmigte sich einen zusätzlichen Aperitif. Einen weißen Port mit Tonic. Er hatte wohl geahnt, dass es mit dem Sekt eine größere Sache werden sollte, die den Anfang von weiteren „Unstimmigkeiten“ einleitete.
Jedenfalls kam unsere junge, auch freundliche Servicekraft mit der schon offenen! Sektflasche auf mich zu, um sie mir zu präsentieren. Schon beim ersten Blick erkannte ich, dass es nicht die bestellte und gewünschte Bouteille war. Zwar stimmte das Weingut, aber nicht der Inhalt. Ein ‚Blanc de Blanc‘ hielt man mir unter die Nase. Und auf den Einwand meinerseits, dass dies nicht der bestellte Riesling Sekt sei, wurde mir mit Blick aufs Etikett erwidert, es sei doch auch Riesling drin. Dass auch reichlich Weißburgunder die Cuvée vollendet wurde dezent verschwiegen. Ich konnte das Mädel allerdings mit meinem bezaubernden Charme davon überzeugen, uns dann besser den ebenfalls im Angebot befindlichen Pinot Rosé Brut nature (gleiches Weingut – 49€ die Bottle) zu servieren. Was dann auch folgte. Diesmal alles richtig und auch am Tisch erst geöffnet, konnten wir dann alsbald das feine Schaumweinchen (Jahrgang 2016 – rund 40 Monate Hefelager) genießen und auf den bevorstehenden Abend anstoßen.
Pinot Rosé Brut - Weingut Bamberger - hochkant
Zum Essen gab es zusätzlich zur Karte zwei Menüs, das ‚Regionale‘ und das ‚Denkmalz Menü‘. Dazu überlasse ich den beiden Kollegen das Wort. Mein Spatz und ich stellten uns aus der Karte unser eigenes 3-Gang Menü zusammen. Was am Ende auch besser war, wie sich noch herausstellen sollte.
Noch ein Wort zur Getränkekarte: Das Denkmalz ist im eigentlichen Sinne eine Brauerei in einer denkmalgeschützten Kapelle. Daher auch der Name des Hauses. Man wirbt damit, die Menüs und die Speisen an sich mit Bier zu kochen, bzw. zu veredeln und passend zu den Bieren zu gestalten. Somit gibt es zu den Menüs auch eine passende Bierbegleitung. Da wir aber auch in einem Weinanbaugebiet wohnen, darf der Nahewein dennoch nicht zu kurz kommen. Habe ich in meiner letzten Bewertung die Preise der offenen Weine angekreidet (0,2 für 9,50€), muss ich nun erfreulicherweise feststellen, dass die Preise um zwei € je Glas gesenkt wurden. Sehr schön. Dafür wurde an anderer Stelle angezogen.
Wie auch immer. Ich hatte das DENKMALZ auch aus dem Grund vorgeschlagen, da es passende Biere zum Essen gibt, wir sind aber doch mit Wein durch den Abend gefahren. War auch gut. Als Gruß aus der Küche wurde uns kommentarlos ein grüner Dipp und Butter zu hauseigenem Treberbrot und Sesamgebäck, hübsch anzusehen auf Minipaletten, serviert.
Gruß aus der Küche - hochkant
Es muss eine Art Wasabi-Meerrettich-Creme gewesen sein. War ganz okay, aber eigentlich nichts Besonderes. Und da wir alsbald mit den Vorspeisen rechneten, stimmte ich mich mit den anderen ab, welchen Wein es zur Vorspeise geben er sollte. Ich wählte einen 2017er Meddersheimer Rheingrafenberg Weißburgunder trocken (39€) vom Weingut Bamberger. Man musste allerdings erst nachschauen, ob der Wein verfügbar wäre. Geht ja gut weiter, dachte ich mir. Irgendwann kam eine zweite Servicekraft, die, wie sich später herausstellte nur als Aushilfe agierte, mit einer Flasche des Weines, die ich bestellt hatte, allerdings vom Jahrgang 2019. Was aber kein Problem war. Wird schon passen.
Die Dame verschwand mit der Flasche, tauschte den Weinkühler aus und brachte gut fünf Minuten später die neuen und größeren Gläser. Dann kamen zuerst die Vorspeisen. Und das Durcheinander ging erst richtig los.
Man stand mit zwei Suppen und drei Saiblingen bei uns am Tisch, die Suppe wollte niemand haben, fünfmal war der Saibling bestellt worden. Mein Spatz bekam ihr würziges Tatar vom Rind (17,40€)
Würziges Tatar vom Rind mit Rösti Pommes
Das Gericht hatte sie auch schon letztes Jahr gegessen und sie war erneut sehr zufrieden damit. Einige am Tisch hätten das Tatar gerne grober geschnitten gesehen, das allerdings ist ja Geschmackssache. Sie fand es gut. Ebenso die Rösti Pommes. Also Kartoffel Röstis in Pommesform ausgebacken. Witzige und leckere Idee. Dazu ein würziger Wasabischmand, ein halbes Wachtelei, Kapern, Schnittlauch, Senfsaat, Wasabinüsse, und gehobeltes, gebeiztes Eigelb. Runde Sache, und gerne 4,5* wert.
Ich hatte mir den mild gebeizten Saibling (16,50€) bestellt und auch serviert bekommen.
Mild gebeizter Saibling auf Algensalat
Kann sich sehen lassen. Allerdings war der Fisch sehr mild gebeizt. Fast pur im Geschmack und mit einem angenehmen Biss. Hätte gerne etwas wärmer sein können, dazu lag er auf einem Algensalat, von dem am Tisch gemutmaßt wurde, er sei zugekauft. Ich will mich da nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, ich fand es rund und stimmig. Dazu ein paar Tupfen von roter Bete Creme, einer solchen von Passionsfrucht, die mit guter Schärfe daherkam und ein bisschen Sahnemeerrettich. Als Topping noch ein wenig Albinokaviar. Mir hat es wirklich gut gefallen. Hatte das Gericht aber auch schon mal in abgewandelter Form. Die Tupfen waren damals Geleewürfel und als Topping gab es knusprige Saiblingshaut. So oder so, ebenfalls 4,5*
Die Herren neben mir hatten ebenfalls den Saibling, PetraIO und die Borgfelderin mussten warten. Offensichtlich wurden bei der Bestellung die falschen Menüs gebucht. So dauerte es, bis die beiden ihre Saiblinge hatten. Den Wein hatten wir bis jetzt aber auch noch nicht. Und auch als wir alle unsere Vorspeisen gegessen hatten immer noch nicht. Der kam dann etwa 20 Minuten nach Bestellung. Dem Anschein nach wurde er im Froster schnell runtergekühlt. So kamen wir also erst nach dem Essen in den Genuss des Weines, der sich als sehr gute Wahl herausstellte. So genossen wir den Wein also zur Hauptspeise. Sofern wir alle ein bekommen sollten…
Rheingrafenberg Weißburgunder 2019 - Weingut Bamberger - hochkant
Denn täglich grüßt das Murmeltier. Dreimal Huhn, einmal Rumpsteak und zwei Doraden standen vor uns. Allerdings rechneten wir erst mit den Zwischengängen der Damen aus Idar Oberstein und Bremen. Die beiden hatten nämlich vier Gänge bestellt. Die Fische, das Steak und mein Huhn wurden am Tisch serviert, zwei Vögel schwirrten nach kurzer, hitziger Diskussion zurück in die Küche. Den genauen Wortlaut kann und möchte ich nicht mehr widergeben. Eigentlich hatte man sich geeinigt die Vögel am Tisch zu lassen und den Zwischengang zu stornieren. Das aber liebe Leser, steht in einer anderen Bewertung…
Rumpsteak mit Café de Paris-Butter
Der Spatz freut sich, wenn sie Fleisch essen darf :-) Das Rumpsteak war super saftig, zart und einfach perfekt gebraten. Es ruhte auf grünem Spargel, umgeben von in Rotwein geschmorten Schalotten und ein paar Kräuterseitlingen. Obendrauf eine dicke Scheibe Café de Paris Butter und im extra Schälchen gebratene Kartoffelwürfel. Die etwas kalt waren und auch mehr Salz wäre nicht unnötig gewesen. Trotz allem war meine Gegenüber zufrieden mit ihrer Wahl. Gute 4* sind sicher gerechtfertigt.
Kein Suprême von der Poularde auf Kartoffelstampf mit Chorizo und Datteln
Mein Hauptgericht stand in der Karte als Suprême von der Maispoularde in pikanter Bier-Honig-Glasur, dazu Kartoffelstampf mit Chorizo und Datteln. Von Suprême allerdings nichts zu sehen. Also mit dem halben Flügelknochen an der Brust. Von der pikanten Bier-Honig-Glasur war auch nix zu sehen oder zu schmecken. Dafür war das Huhn recht trocken gebraten. Was allerdings durch die dunkle und kräftige Soße ein wenig kaschiert wurde. Ganz geil allerdings der Kartoffelstampf mit Chorizo und Datteln. Sehr geile und leckere Idee. Muss man sich merken. Die Möhren dienten als Sättigungsbeilage, Parmesanhippen und Chorizochips als knusprige Deko. Gut gemeinte 4*
Das Trauerspiel bei den beiden Damen dauerte an. Nachdem die Herren ihre Doradenfilets lobend verputzten, bekamen PetraIO und die Borgfelderin den Zwischengang ihres bestellten Menüs. Eine dampfende, wohlriechende Suppe. Die Vögel warnen schon ausgeflogen. Ich kam dann jedenfalls noch auf die Idee einen dritten Wein zu ordern. Es sollte ein Riesling sein. Ein 2018er Schlossböckelheimer Felsenberg vom Weingut K.H. Schneider aus Bad Sobernheim (39€). Somit hatten wir an dem Abend nur Weine getrunken, von den Gütern, die wir am Tage besucht hatten. Zufall?
Felsenberg Riesling 2018 - Weingut K.H. Schneider - hochkant
Immerhin mussten wir ja die Zeit überbrücken, denn zwei Damen am Tisch bekamen ja auch noch ihren Hauptgang. Derweil war es zu einem Running Gag geworden, die Toiletten im Erdgeschoss aufzusuchen. Werden die Herren beim Verrichten des kleinen Geschäfts von einer jungen und reizenden Nonne beobachtet, soll es bei den Damen ein junger und hübscher Mönch sein. Ich weiß es nur vom Hörensagen. Ich hoffe auf die beiden Mitstreiter, auf das noch Bildmaterial folgen wird.
Was in jedem Fall noch folgte waren die Desserts. Und dieses Mal kam alles richtig und zur gleichen Zeit. Man hatte immerhin schon nach dem Hauptgang bemerkt, dass die junge Dame im Service die Menüs falsch gebucht hatte. Somit konnte man noch rechtzeitig vor dem Dessert reagieren und die richtigen Speisen zubereiten und auch servieren. Aber mal im Ernst. Der jungen Dame war es sehr unangenehm. Sie entschuldigte sich mehrmals und man merkte ihr an, dass es ihr nicht leichtfiel. Ist nur schade, wenn sich ein kleiner Fehler so durch den ganzen Abend zieht und auch sonst nicht die Kompetenz da ist, das schnell und ordentlich auszubügeln. Es kann nun mal passieren. Abhaken, das nächste Mal wird es besser laufen. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Petra wird so schnell sicher keinen Fuß mehr in die Kapelle setzen. Außer sie möchte dort noch mal standesamtlich heiraten. :-)
Zu den Nachtischen. Mein Spatz und ich wählten beide das gleiche Dessert, das Schokoladen-Malheur, was zum Glück keines war (14,50€)
Schokoladen - Malheur
Ein Schokotörtchen, warm und mit flüssigem Kern, ein Schokoladeneis auf angemachten Kirschen und ein paar Beeren und einem leckeren Cracker. Nicht spektakulär oder kreativ, aber lecker. Ich hatte fälschlicherweise mit einem anderen Schokodessert gerechnet, mich also geirrt. Aber mit Schokolade kriegt man mich immer. Egal wie. 3,5*
Dann war der Abend auch schon fast rum. Aber nur fast. Nicht nur, dass man uns als Entschädigung für die ganzen Umstände an diesem Abend die Flasche Weißburgunder erlassen wollte, wurde uns auch ein Digestif aufs Haus angeboten. Da sagten wir natürlich nicht nein. Der Spatz hatte zwar zuvor einen Denkmal Sprizz (8€) bestellt, (ein mit Aperol aufgegossenes Dunkelbier) – übrigens sehr lecker, Tipp für den Sommer – sollte sie aber nicht abhalten noch einen Orangenlikör aufs Haus zu nehmen. Ich wollte die alte Mirabelle, die war aber auch aus. Hier muss dringend an den Getränkekarten gearbeitet werden. Ich bekam dann einen Trester Schnaps, der nicht in der Karte steht. (Der Sprizz wird in der Digestif Karte auch noch zum alten Preis von 7,50€ angeboten).
Im Nachhinein denke ich, waren wir dennoch alle zufrieden mit dem Abend, was natürlich an fünf wunderbaren Menschen und meiner Wenigkeit gelegen hat. Ja, dass mit dem Service ist blöd gelaufen, hier hat sich der Fachkräftemangel richtig deutlich gezeigt. Aber ich kann eher mit schlechtem Service und sehr gutem Essen leben als umgekehrt. Ich werde dem Denkmalz jedenfalls weiter treu bleiben. Mit etwas Abstand. Immerhin müssen wir froh sein, eine solch kreative Küche im Ort zu haben. Alles andere kann ja noch werden.