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An diesem Samstag besuchten wir schon zeitig nach dem Frühstück die historische Altstadt von Ahrweiler. Hin gingen wir noch zu Fuß, immer auf der Suche nach Schatten, hatte es schon um die Mittagszeit um die 30 Grad. Immer noch erschüttert und betroffen von den Folgen der Flut, trafen wir gegen ein Uhr am Marktplatz in Ahrweiler ein und nahmen draußen vor einer Weinschenke Platz. Blanc de Noir in verschiedensten Varianten lief in unsere Kehlen, während wir Touristen und Einheimische beobachteten. Gegen den ersten Hunger gönnten wir uns später am Mittag jeder einen Eisbecher bevor wir mit der Ahrtalbahn zurück ins Hotel fuhren.
Frisch und rausgeputzt ging es mit selbiger wieder zurück nach Ahrweiler. Vom Bahnhof aus braucht es nur gut zehn Minuten zum Prümer Gang.
Prümer Gang von Außen mit Spatz
Dort angekommen mussten wir feststellen, dass es schon recht voll war. Gut, dass wir reserviert hatten. Wir saßen Drinnen, aber auch in einem kleinen Hinterhof befinden sich ein paar Tische, die natürlich belegt waren. Im Service traten an diesem Abend neben Restaurantleiterin Frau Heuser noch zwei weitere Damen auf den Plan. Wobei sich die ältere der beiden uns zugewiesen fühlte. Zu Beginn noch etwas kühl und zurückhaltend, änderte sich das im Laufe des Abends. Kurz wurden Erinnerungen wach…
Die Karte ist ja immer vorab im Internet einsehbar und wechselt in regelmäßigen Abständen. Allein das Menü gibt es nur im Restaurant zu entdecken. Darauf spekulierte ich auch. Mein Spatz hatte sich vorab schon in der Karte ein Menü zusammengestellt. Nachdem also die ersten Startschwierigkeiten überwunden waren (es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis man uns die Karten brachte), konnten wir nach dem Studieren der Karten unsere Speisen und Getränke ordern. Was im Laufe des Abends den Wein betraf, da hatte ich erst das Gefühl, mir keine Freunde mit dem Service zu machen. Dazu später mehr.
Zum Aperitif wählten wir uns einen schönen Sekt von der saisonalen Karte, der auch gesondert angepriesen wurde. Einen Pinot Rosé Cremant brut vom Pfälzer Sektgut Winterling. Ein schönes Stöffchen für 8,90€ das Gläschen. Ein ebenso guter Einstieg. Der Tisch war nüchtern und zugleich sehr klassisch eingedeckt.
Einfach eingedeckt
Kein Schnick Schnack. Sauber und elegant. Gläser, Kerze, Besteck und frisches Grün. Mir reicht das vollkommen. Der Gastraum an sich, so wie schon beim letzten Besuch knapp sieben Jahre zuvor, eher nüchtern. Auch nach der Renovierung bedingt durch die Flut 2021, die auch hier mit voller Wucht eintraf.
Während wir also unseren Cremant tranken und ich noch die umfangreiche, auf hauptsächlich deutsche Erzeugnisse beschränkte Weinkarte studierte, erreichte uns als Gruß aus Küche verschiedene Sorten (hausgebackenes) Brot, eine Salzbutter und eine Frischkäsecreme.
Gruß aus der Küche (hochkant)
Ich muss schon sagen, in einem Haus wie diesem erwarte ich mittlerweile etwas Kreativeres, aber allein das Sauerteig-Walnußbrot ist schon sehr gut. Dazu eine Focaccia und ein Baguette. Nebst einer Flasche Wasser (7,50€) bestellte ich zunächst einen Riesling „Limestone“ (= Kalkstein - in der Regel ein Kabinett, aber zumindest halbtrocken) vom Weingut Klaus-Peter Keller aus Rheinhessen.
Keller Riesling limestone (hochkant)
Für 49€ nicht gerade ein Schnäppchen, aber für einen „echten“ Keller muss man leider mittlerweile etwas tiefer in die Tasche greifen. Doch so richtige Alternativen fand ich auch nicht. Einen Mosel Kabinett von Fritz Haag wie am Tag zuvor wollte ich nicht noch mal, viele andere interessante Flaschen waren einfach noch zu jung. Der Keller Riesling sollte sich dennoch als ideal erweisen. Ich wünschte den Wein rechtzeitig zur Vorspeise, was dann auch klappte. Dass ich ein Foto von der Flasche machen wollte, irritierte ein wenig die Servicekraft, ebenso wie der Wunsch meinerseits, den Wein für den Hauptgang schon frühzeitig zu entkorken. Ich fühlte mich ein wenig wie im falschen Film. Die Dame im Service dem Anschein nach auch. Aber gut, letzten Endes war alles perfekt.
Die Vorspeisen. Während ich das Vier-Gang-Menü wählte, entschied sich meine charmante Begleitung für drei individuelle Gänge. Zunächst sollte es bei ihr einen Thunfisch geben:
Der Thunfisch
Ich lasse das Bild mal für sich sprechen. Es war einfach perfekt. Der Gargrad des Fisches, die Wasabi Mayonnaise, die fein geschnittenen Kaiserschotten, der Schmand. Dazu optisch ein Genuss. Spatz war begeistert. 5*
Ich bekam im Rahmen des Menüs folgendes:
Tatar vom Eifelrind mit Kaperncreme und Kartoffelchips
Tatar vom Eifelrind
Tja, was soll ich sagen, auch hier entsprach die Optik dem Geschmack. Einfach rund um gelungen, der frische Salat, das halbe Wachtelei, die Jus. Einmal mehr bewahrheitete sich meine These, dass das Tatar immer besser ist als das Carpaccio. Geht nicht besser. 5*
Die Damen im Service kamen immer besser in Schuss. Gossen immer rechtzeitig den Wein nach, erkundigten sich nach unserem Wohlbefinden und ob alles recht sei. Dem Zwischengang stand also nichts im Wege. Riesling von Keller war auch noch vorhanden.
Riesling Fischsuppe
Riesling Fischsuppe
Man möge es mir nachsehen, ich weiß nicht mehr aus was die Praline in Mitten der sehr geschmackvollen, in sich stimmigen und vollmundigen Riesling-Fisch-Cremesuppe war. Es war aber auch die Wahl von meinem Spatz. Auch hier sah ich ein zufriedenes und glückliches Gesicht. 4,5*
In meinem Menü folgte
Pfifferling Risotto mit gebratenem Loup de Mer
Pfifferlig Risotto mit Loup de Mer
Und auch hier muss man der Küche unter der Leitung von René Müller alle Achtung erweisen. Ein cremiges, vollmundiges Risotto mit Biss, ein saftig gegarter Loup de Mer und eine stimmige Beurre Blanc. Dazu aromatische, perfekt zubereitete Pfifferlinge. Auch hier, geht nicht besser. 5*
Und bis dato zeigte sich der Keller Kabinett als die perfekte Wahl.
Abermals zeigten sich die Servicedamen als aufmerksam und freundlich. Nach diesem Gang war aber zunächst Gelegenheit um die Toiletten zu inspizieren. Und wie nicht anders zu erwarten, war auch hier alles tadellos.
Zurück am Tisch spendierte man uns neue Gläser. Ich hätte mir zwar gerne größere gewünscht, wollte es aber nicht auf die Spitze treiben und blieb still. Da ich ja zur rechten Zeit den Weißburgunder ‚Goldkapsel‘ vom Weingut Adeneuer / Ahr (für schmale 36€) rechtzeitig öffnen lies, ging es dann auch so.
Weißburgunder Goldkapsel von Adeneuer (hochkant)
Ich wollte unbedingt einen Ahrwein trinken. Aber keinen roten, da mein Spatz weiterhin bei Fisch blieb, zudem gab es Spargel. Das verträgt sich nur ungern.
Frischer Stangenspargel mit Maischolle und Krabben
Maischolle - Stangenspargel - Krabben
Ich bin ja nicht unbedingt der große Freund von Scholle, schmeckt mir dann doch immer zu fischig, was sich auch hier wieder beweisen sollte. Kochtechnisch war das alles in Ordnung, der Spargel wunderbar gegart, die Krabben knackig frisch, die Petersilienkartoffeln wie sie sein sollen. Das Sößchen rundete alles ab. Warum auch nicht. Kann man machen. 4,5*
Auch mit meinem Menü wurde saisonal fortgefahren. Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen gab es Reh.
Mit Rahmkohlrabi, Schupfnudeln und Balsamico-Kirschen
Rehrücken, Rahmkohlrabi, Balsmicokirschen
Ein paar Schupfnudeln
Besser als am Tag zuvor. Zart, saftig, wunderbar. Die Schupfnudeln ebenso, die Kirschen brachten durch die Säure Leben ins Gericht. Genauso wie der wilde Brokkoli. Dazu eine herrliche, dunkle Wildjus. Das ging dann auch bei über 25 Grad Außentemperatur. Lob an die Küche. 5*
Der Weißburgunder aus dem neuen Holz hatte ein bisschen zu kämpfen. War er doch zwei bis vier Jahre zu jung, doch der Sauerstoffschub von annähernd eineinhalb Stunden konnte es fast kompensieren. Hätten wir nur große Burgunderkelche gehabt…
Dann sollte es das auch schon fast gewesen sein. Mein Spätzchen war satt, ich hatte noch den vierten, den Käsegang vor mir. Leider krieg ich nicht mehr zusammen was es war, bzw. die Chefin konnte es mir auch nicht wirklich sagen (no go – sie sollte wissen, was sie einkauft!)
Käsegang
Süßer Senf und Brot
Ein, zwei Bergkäse waren dabei, ein gereifter Brie, ein Kräuterkäse, zwei Sorten Brot, Früchtesenf. Alles in allem ein runder Abschluss. Es muss nicht immer Süß sein (an dieser Stelle ein lieber Gruß in die Hansestadt Bremen)
Ja, und dann war auch schon Feierabend. Und wäre es nicht schon perfekt und rundum gelungen gewesen, wurde ich an diesem Abend liebevollerweise eingeladen. Da freut man sich doch. Tausend Dank mein lieber Spatz!
Was bleibt als Fazit? Ich wurde überrascht. Die Hoffnung, einen großartigen, genussvollen Abend verbringen zu dürfen, war da und wurde deutlich übertroffen. Die leichten Mängel, die ich beim letzten Besuch 2016 erfahren durfte, waren hier nur ansatzweise und kurz zu Beginn auszumachen. Die Damen im Service machten zum Ende hin einen perfekten Job, Das Ambiente ist zwar nach wie vor etwas kühl und steril, die Sauberkeit ist wie die Küchenleistung nahezu perfekt. Am PLV hab ich auch nichts auszusetzen. Also hier im historischen Kern in Ahrweiler mausert sich der Prümer Gang zu einer ernstzunehmenden Institution, die man besucht haben muss. Eine wunderbAHRe und absolute Empfehlung! Wir kommen wieder!