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Diesmal hatte es wieder einmal geklappt. Gegen 19:15 Uhr kam ich in Müllheim an, und checkte ein. Das Gästehaus ist vom Restaurant getrennt abseits der viel befahrenen B3, und somit ist der kurze Weg zwischen Haupthaus und Zimmerhaus jeden Meter wert.
Betritt man das Haupthaus, und lässt die Rezeption rechts liegen, dann betritt man einen offenen Loungebereich mit Theke und Kamin. Rechts geht es in den wunderschönen Terrassen- und Außenbereich, der aber jetzt noch keine Option war. Links liegen die Frühstücksräume. Geradeaus an der Theke vorbei kommt die Hebelstube, eigentlich zwei Stuben. Ich hatte vorab einen Tisch reserviert, da das Hotel durch eine Messe in Basel komplett ausgebucht war. Ich fragte nach meinem Tisch und der Service nahm sich meiner an und führte mich in den hinteren Bereich der Gaststube.
Hier war ein kleiner (Zweier)Tisch für mich vorgesehen.
Helle Holztöne und Ockerfarbene Wandtöne bestimmen den Gastraum. Man fühlt sich wohl in diesem Ambiente, vorweg ein Pils
und ich konnte mich der Karte widmen. Eine Besonderheit der alten Post ist ihre Zertifizierung als Biolandpartner, man ist somit verpflichtet nur mit Biozertifizierten Zutaten zu arbeiten. Eine Freude (auch beim morgendlichen Frühstück) ist die sehr komplette Aufzählung aller Zulieferer. Es macht Spaß zu sehen, wie konsequent regional eingekauft wird. In der Karte verschiedene Menüs, deren Gänge auch einzeln bestellt werden können, sowie ein paar wenige Klassiker der Küche. Und weil so konsequent regional gewirtschaftet wird, blieb ich bei der Auswahl am Menü "Müllheim und Umgebung" hängen. Es besteht aus 4 Gängen, wobei im Hauptgang zwischen Fleisch (an meinem Besuchsabend war es schwäbisch-hällisches Schwein) und einer vegetarischen Variante gewählt werden kann. Kurz nach meiner Bestellung ein Gruß der Küche
Eine Rauchmayonnaise auf einem gerösteten Brot, sowie Räucherlachs zwischen zwei Apfelscheiben mit einer Wasabimousse. Sehr gut gelungen die Kombination der feinen Säure des Apfels mit dem kräftigen Aroma des geräucherten Lachses. So gut durfte es gerne weitergehen in meiner Menüauswahl. Ich hatte um eine Weinbegleitung gebeten und mir wurde zum ersten Gang ein Grauburgunder des Weingutes Ellermann Spiegel aus der Pfalz eingeschenkt. Dazu gab es konfierte Landhuhnbrust mit Variatinen von der roten Beete und Misosud.
Die Brust war in einer dickere Tranche geschnitten, und ich hatte den Eindruck, dass sie vor oder nach dem konfieren äußerlich geascht worden war. Ganz sicher bin ich aber über die schwarze Hülle nicht. Das Fleisch selber war durch das konfieren tadellos saftig. Faszinierend die verschiedenen Texturen der roten Beete, sehr dünn gehobelt und getrocknet, prägnant süß, ein Mundgefühl wie Esspapier, eine kräftig erdige Mousse, ein Schaum, sowie marinierte leicht säuerliche Stücke hinterließen einen sehr guten Gesamteindruck. Feiner und gut gelungener Start in meine Menüauswahl. Vor Gang 2 einer der Weinhöhepunkte des Abends, es gab einen im Holz ausgebauten Chardonnay 2015 vom Weingut Fritz Wassmer, nicht weit entfernt vom Hotel.
Sehr französisch ausgebaut passte der hervorragend zu pochierter Forelle im Rauchfond und Zwiebelsegmente.
Die Forelle kam ohne den Sud recht Natur an den Tisch, begleitet von den Zwiebeln. Erst auf dem Tisch goss der Service den Fond an und die Forelle pochierte sozusagen fertig. Forelle ist ein feiner Fisch, aber ob man ihn mit Rauchfond servieren sollte, ist Geschmackssache. Die Aromen einer frischen Forelle gehen darin verloren, sie wirkt dann eher wie geräucherter Fisch. Der Fond selber war ein neuer Geschmack für mich, er wird auf Grundlage geräucherter Fischkarkassen gezogen und gefiel sehr. Die Zwiebelsegmente, die eher wieder Variationen von Zwiebel waren, getrocknet, mariniert und geschmort waren diese auf das Filet gelegt. Beim Hauptgang hatte ich mich gegen das Schweinefleisch entschieden, weil Croustillant von der Schwarzwurzel mit Algenfond und gerösteter Kartoffel einfach verlockender klang.
Das sah schon mal sehr gut aus, ein näherer Blick verriet
kunstvolle Architektur mit Schwarzwurzeln. Eigentlich hätte es auch hier heißen müssen, Variationen von der Schwarzwurzel. Ein kleines Stück Kartoffel find sich und störte die Schwarzwurzelorgie nicht weiter. Schwarzwurzel und Carsten passt immer! Das ist wirklich eines meines Lieblings(winter)Gemüse, ich sorge jedes Jahr dafür, dass die im Garten meiner Eltern einen Platz findet und sie wird dann eigenhändig von mir ausgegraben. Also mal schauen, was sich die Küche so um die Schwarzwurzel herum ausgedacht hatte. In einer Filoteigtasche gab eine Füllung, dann gekochte Abschnitte, gekocht und geröstet, als Püree, als frittierte Hobel war sie in jeder Ausprägung lecker! Sehr ungewöhnlich das Eis mit Schwarzwurzelaroma, erstaunlich schmackhaft war das. Optisch wie geschmacklich eine Punktlandung der Küche. Begleitet wurde der Gang von einem Rotwein aus Baden, genauer der Ortenau, vom Weingut Klumpp, ein Blaufränkisch (Lemberger) aus dem Jahre 2014 und sehr gut!
Ich habe jetzt einige Weine dieses Gutes verkostet und die machten ohne Ausnahme alle sehr viel Spaß! Dessert gab es auch noch, gestockte Ziegenmilch, marinierter Apfel, Kerbelcrumble
Erst hatte ich vermutet, man würde hier die in Norddeutschland bekannte "Dickmilch" meiner Kindheit servieren, aber nicht aus Kuh-, sondern aus Ziegenmilch, Diese mag so auch beteiligt gewesen sein, aber es war noch mit Gries oder ähnlichem gedickt worden, jedenfalls ergab sich das Mundgefühl eines Griespuddings.Trotzdem passte die Milchspeise gut zum Apfel in, wiederum, Variationen und dem sehr schmackhaften Kerbelcrumble. Das Dessert wurde begleitet von einer Ruländer Beerenauslese der Lauffener Winzergenossenschaft, das passte gut! Speisentechnisch schloss dieses Dessert ein sehr gutes Menü ab.
Ein besonderes Lob verdient der Service an meinem Besuchsabend. Durch die Bank hatten alle Mitarbeiter die Kunden auf dem Schirm und übersahen keine Details im Service. Viel Freude bereitete der junge Sommelier, der mich zugewandt, freundlich und ausführlich durch die Weinbegleitung führte. Das geht so im Ganzen nicht viel besser!
Kann ich also zum Fazit meines neuesten Besuchs in der Hebelstube im Hotel Alte Post im Müllheim kommen. Kreative, gehobene regionale Bioküche im besten Sinn. Ich habe es bisher nie bereut, eingekehrt zu sein und freue mich schon auf den nächsten Besuch.