"Beliebter Ausflugsgasthof mit Biergarten in neuem Glanz, schwäbische Küche mit Schwerpunkt auf Wildgerichten nicht ganz überzeugend."
Geschrieben am 28.10.2018 2018-10-28
"Ein echtes Erlebnis"
Geschrieben am 30.09.2018 2018-09-30 | Aktualisiert am 30.09.2018
Wir waren heute hier aus Anlass der Schlemmernacht, um zu sehen wie sich die Sache nach ein paar Monaten der Eingewöhnung darstellt.
Ambiente / Sauberkeit
Die Gasträume erstrahlen zeitgemäß verjüngt und haben einiges von ihrem etwas eingestaubt rustikalen Ambiente abgelegt. Es empfängt einen eine stimmige Mischung aus Tradition und Moderne, die der etwas abgeschiedenen Lage hier draußen im Grünen angemessen ist. Helle Tischplatten und Vorhänge gepaart mit neuen Bildern an der Wand und dezenter jahreszeitlicher Dekoration auf den Tischen sollen auch jüngeres Publikum unterhalb der Rentnerwandergruppen ansprechen. Trotzdem war das Publikum heute Abend überwiegend silberhaarig.
Die Außenterrasse ist ebenfalls vergrößert worden, wobei einige Umbauten entfernt wurden, die den Blick unnötig einengten. Dadurch sollte die Attraktivität der Lokalität auch für den Sommer deutlich zugenommen haben.
Alles ist tadellos sauber, auch die Toiletten sind vollkommen neu wobei auch hier (wie neuerdings in der Gastronomie üblich) irgendein Sanitärstylist ein unverwechselbares Kleinkunstwerk geschaffen hat.
Bedienung
Wir werden vom Chef persönlich empfangen und zum Tisch begleitet. Er hat den Überblick über Menü- und Getränkekarte und geht auch mit kleineren Problemen (Rotwein zu warm, Wildschwein etwas fest und trocken) lösungsorientiert um. Lange nicht so souverän zeigen sich die jüngeren Servicekräfte im Team. Sie tun sich schwer mit Weinempfehlungen und kennen auch die Herkunft der bestellten Weine nicht. Auch hier kämpft man anscheinend mit dem zunehmenden Fachkräftemangel in der Gastronomie. Immerhin nimmt ein Kellner diese Lücke als Ansporn und bemüht sich im Verlauf des Abends immer aufmerksamer um uns. Hoffen wir, dass sich diese Motivation in der Zukunft auszahlt.
Essen / Trinken
Die Karte ist klassisch schwäbisch mit Suppen, Salaten, Maultaschen, feinem Fleisch und wenig Fisch. Hervorzuheben ist das umfangreiche Angebot an Wildgerichten aus heimischen Wäldern. Vegetarische Gerichte hingegen sind hier allenfalls Nebensache. Wie in Schwaben üblich, gibt es auch hier eine Vesperkarte mit kalten Kleingerichten für den begrenzten Hunger oder Geldbeutel.
Die einzelnen Gänge des heutigen Schlemmermenüs waren:
Ragout fin vom Reh im Königinpastetchen garniert mit mariniertem Wildkräutersalat
Wildschweinrückenfilet unter Maronen-Kräuterkruste, Speck-Alblinsen Sauce, karamellisierter Spitzkohl, Speck-Kartoffel-Taler
Tonkabohnenparfait mit Lavendel auf Mariniertem Ananascarpaccio
Der Abend begann mit Brot und Kräuterfrischkäse welche als Appetitanreger zum Aperitif gereicht wurden. Es ist immer angenehm, wenn ein Restaurant darauf achtet, wirklich frisches Brot auf den Tisch zu bringen, was hier der Fall war.
Nach kurzer Zeit ging es dann schon weiter mit der Vorspeise. Das Rehragout im Blätterteigpastetchen war angenehm würzig abgeschmeckt und die kleinen Fleischwürfelchen sehr zart. Der feine Wildkräutersalat mit sanfter Vinaigrette und Wildblumendekoration harmonierte gut dazu und man hatte den Eindruck nicht nur das Reh zu genießen sondern auch das, was ihm selbst schmeckt. Dazu wählten wir einen ausgewogenen Riesling vom Collegium Wirttemberg, dem es allerdings ein wenig an Spritzigkeit fehlte.
Der Hauptgang präsentierte sich aufgeräumt und läutete den vor der Tür stehenden Herbst gastronomisch ein. Spitzkohl und Speck-Kartoffel-Taler waren sehr gelungen und auch an der würzig dunklen Sauce fanden wir unsere Freude. Einzig das Wildschwein war recht trocken und bissfest und ließ trotz der feinen Kräuterkruste keine rechte Freude aufkommen. Schade, wo man hier die Wildgerichte doch so in den Vordergrund stellt. Der venezianische Merlot, den meine Frau dazu bestellte hätte geschmacklich sicher gut gepasst, wenn er nicht 3-4° zu warm gewesen wäre. Der Chef bot zwar Eiswürfel zum Herunterkühlen an, aber das brachten wir dann doch nicht übers Herz.
Der Nachtisch wiederum verwöhnte auf der ganzen Linie. Zwar merkten wir im cremigen Tonkabohnenparfait wenig vom Lavendel aber der wäre vielleicht sonst auch etwas zu vorherrschend. Das marinierte Ananascarpaccio dazu war hauchfein geschnitten und köstlich. Eine angenehme Alternative zu dem, häufig zu dieser Zeit angebotenen Pflaumenkompott.
Fazit
Es ist schön, dass die Alteburg mit frischem Wind und aktualisiertem Angebot wieder am Start ist. Das Ambiente ist auf zeitgemäßem Niveau und auch die Außenanlage attraktiv hergerichtet. Leider kann die Küche nicht in allen Punkten überzeugen, auch wenn die Ansätze ambitioniert sind. Auch beim Personal gibt es noch Luft nach oben. Aber keine Sorge, weiter beobachten und dranbleiben, dann wird’s hoffentlich richtig gut. Die Kundschaft ist jedenfalls nach wie vor treu.