Montag: | Ruhetag |
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Küchenschluss 22:00 Uhr
"Schönes Ambiente und kreative Heimatküche, aber teuer."
Geschrieben am 25.12.2016 2016-12-25 | Aktualisiert am 27.12.2016
Ein kurzes Wort zum Hotel Elements: Am Alten Kornmarkt in unmittelbarer Nähe zum Dom gelegen, wird es wohl eine der kleinsten Herbergen der Stadt sein. Auf fünf Etagen vier Zimmer (eine Maisonette) mit steuerbarem, buntem Lichtkonzept und themenbezogen eingerichteten Zimmern. Bei uns das Element Erde, also in vielen Brauntönen. Der Vorraum mit zusätzlicher Schlafmöglichkeit im Kolonialstil, der eigentliche, ausreichend dimensionierte Wohn- und Schlafraum als Westernranch. Dusche und Bad auf diesem Stockwerk sehr klein, wohl dem Vorratsraum im Treppenhaus geschuldet, aus dem der kostenfreie Wassernachschub erfolgt. Sonstige Versorgung ist nicht möglich, auch kein "eigenes" Frühstück, aber das italienische (albanische?) Café des Hauseigentümers im Erdgeschoss war fast so gut, wie dessen Lobpreisung durch unseren Gastgeber per Telefon und E-Mail. Dort werden auch alle Formalitäten (Schlüssel, Rechnung) erledigt. Preislich für die Lage sehr günstig. Eine individuelle Unterbringung, genau das Richtige für den Pärchen-Städtetrip.
Der erste Abend war zwar kein echter Reinfall, doch die Kneitinger Gaststätte Goldener Ochse serviert leider nicht die erhofften oberpfälzer, nieder- oder sonstig bayerischen Spezialitäten, sondern ist ein von Küche wie Einrichtung in den 80er Jahren verbliebener Jugoslawe. Das Prinzip "Nur viel Fleisch ist gutes Fleisch!" gefiel der überschaubaren einheimischen Gästeschar besser als uns. Allein der Djuvec-Reis war gut. Wir trösteten uns am nächsten Mittag im Auerbräu an der Regenbrücke, eine sichere Bank in touristenfreier (WIR sind ja "Freunde des Landes"!), authentisch einheimischer Küche.
Am letzten Abend stießen wir dagegen mehr zufällig auf die empfehlenswerte Osteria Luna Rossa. Italienische Küche mit Tagesangeboten jenseits des Mainstreams und einer Chefin am Herd, die durch kreative Leistungen ebenso auffällt, wie durch eine recht rustikale Ansprache. Viva la Donna!
Den mittleren Abend konnten wir schon mangels freier Plätze nicht im gerade erneut besternten Storstad verbringen. Was zu verschmerzen war, da zum einem meine Göttergattin mit Nordic cuisine sowieso eher fremdelt und zum anderen der Abend in der Silbernen Gans sehr angenehm verging. Die Empfehlung des Guide Michelin (ohne Auszeichnung) war nachvollziehbar.
Auf der Flussinsel Wöhrd am Fuß der Eisernen Brücke im Erdgeschoss eines (Ur)Altbaus situiert, umfing uns schon beim Eintreten einerseits "Gemütlichkeit" durch niedrige Decken mit mächtigen naturbelassenen Holzbalken und großen cremefarbenen Bodenfliesen. Andererseits eine festliche Atmosphäre mit schön eingedeckten Tischen, bequemen, grau bezogenen Stühlen, vielen Silberaccessoires und großen Lilienarrangements. Ein zweiter Raum etwas rustikaler mit Holzdielen und einfacherem (harten?) Gestühl.
Auch die Sanitärräume stylisch, sehr gepflegt und mit frischen Blumen.
Den Eindruck des Besonderen komplettiert die ausschließlich männliche Crew, die in schwarzen Hosen und weißen Oberhemden mit schwarzer Fliege gekleidet ist und am Tisch weiße Handschuhe trägt. Die (etwas distanzierte) Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Fachwissen sorgen für eine tadellose Leistung.
Eine Weinberatung konnten wir leider nicht in Anspruch nehmen, da mich anfangs noch recht heftige Kopfschmerzen quälten. Erst zum Abschluss konnte ich einen Niepoort Vintage 2005 vom Haus nicht abschlagen. Meine liebe Frau solidarisierte sich und nippte nur eine Weißwein-Cuvée White Moon vom Pfälzer Weingut Stachel. Der 0,1-Fingerhut für 5€, was wahrscheinlich mehr ist, als der Einkaufspreis für die ganze Flasche... Das San Pellegrino kostete vermutlich 8€, der Bon bleibt bei mehreren Positionen im Ungefähren. Trotzdem ergab sich aufgrund des hohen Menüpreises hier mal ein MWI von über 2.
Die Küche grüßte reichhaltig.
Viererlei Brot, alles zugekauft und einen Tick trocken, darunter auch das leicht pappige Pan carasau
nach sardischer Art. Dem frisch gebackenen bei meinem ersten Besuch in der saarländischen Villa Almarin werde ich vermutlich auf ewig nachtrauern...
Dazu
Minzquark und karamellisierte Kirschtomaten
deren süß-saure Note ich genossen habe. Nur waren mir die Stücke zu hartschalig. Auf den Tischen stand toskanisches Olivenöl und Meersalz aus Eivissa.
Schließlich ein heißes Kokosmangosüppchen
mit schwarzer Sesamsaat. Angenehm zur Fruchtigkeit der pikante Abgang. In einem kleinen Glas serviert, war der Löffel dazu sinnlos; es sei denn, man sollte die Suppe auf denselben gießen.
Wir starteten mit dem Croustillon von Gambas auf alten Beten (18€), meine Frau hatte danach Appetit auf die ungewöhnliche Suppe von Feldsalat mit Schwarzbrot und Kümmel (9€). Da letzterer zu meinen geschmacklichen No-gos gehört, sollte es auf meiner Tischseite mit Rehpflanzerl auf Essiglinsen und Steinpilzen weitergehen. Leider mussten ersatzweise Shitake verwendet werden. Als Hauptgericht wählten wir beide die ausgelöste Kaninchenkeule begleitet von weißem Zwiebelmus sowie Karotten und Ingwer (28€). Den Abschluss bildete wortwörtlich ein wenig Käse (vermutlich 6,5€).
Die genannten Beträge sind á-la-carte-Preise. Im Rahmen des 4-Gang-Menüs wurden 69€ berechnet, dabei führte der Wechsel vom vorgesehenen Rinderfilet zum preiswertesten Hauptgang Kaninchen nicht zu einer Reduzierung. Die Weinbegleitung hätte mit 30€ ("pro Gang 1 Glas Wein" - keine Mengenangabe, ich vermute je 0,1l) zu Buche geschlagen.
Das Menü begann mit
Gambacroustillon auf alten Beten
Die Garnelenstücke waren in etwas eingebacken, das ich erst für Kartoffelstroh gehalten habe. Es soll allerdings Tempurateig gewesen sein. Entscheidend war aber ja, dass das Krustentier kräftig schmeckte und sehr knusprig war. Schönes Mundgefühl. Auch die Begleiter haben überzeugt. Die rote Bete gewürfelt brachte erdige, die noch warme, gehobelte gelbe säuerliche Nuancen ein, was zum Croustillon unerwartet, aber nicht störend war. Etwas Blattsalate mit einem mildem Honig-Senf-Dressing.
Meiner Frau schmeckte die sahnige Suppe sehr.
Suppe von Feldsalat mit Kümmel und Schwarzbrot
Insbesondere der kräftige Kümmelgeschmack gefiel, brrr. Das Schwarzbrot war als Croutons in die Suppe gebrockt.
Ich war ebenfalls zufrieden. Schon optisch eine schöne Kombi von orangenen Linsen, die die fruchtige Säure des Essig mitbrachten und den sehr dunkel gebratenen, aromatischen Pilzen. Die kleine Frikadelle hatte den typischen Rehgeschmack und war recht fest, aber für das magere Fleisch noch hinreichend saftig. Auch hier deutliche Röstnoten.Rehpflanzerl auf Essiglinsen mit Shitake
Auf Wunsch erhielt ich ein
Sorbet von der Sauerkirsche
(vermutlich 6,5€). Etwas angetaut durch die Spritztüte angerichtet und mit Minze garniert nicht nur geschmacklich eine hübsche Unterbrechung.
Beim Hauptgericht war meine Frau etwas begeisterter als ich. Das ausgelöste Keulenfleisch entpuppte sich als ausgesprochen zart in einer geschmacklich gefälligen Reduktion des abgelöschten Bratensatzes. Hier wäre allerdings Luft nach oben für eine veritable Sauce gewesen. Das Zwiebel(kartoffel)püree war angenehm cremig und die leichte Süße harmonierte gut mit dem Fleisch. Die Wurzeln erwiesen sich als noch recht bissfest und eine säuerliche Note fand ich hier als störend. Vom Ingwer konnte ich leider gar nichts wahrnehmen, er sollte wohl in der zweiten Sauce stecken.
Die Präsentation war verbesserungswürdig.
Ausgelöste Kaninchenkeule, Püree von weißer Zwiebel, Möhre und Ingwer
Die beiden reichlichen Flüssigkeiten vermengten sich unschön. Das Fleisch war wenig sorgsam angerichtet und bildete mit dem Püree einen unansehnlichen Haufen. Auch die etwas ungeschickt drapierten Batonnets könnten auf die Arbeit des Azubis hindeuten.
Die abschließende Käseauswahl bestach dagegen durch ihren Purismus.
Noch eine hohe Säule zeugt von der Deko Pracht - in diesem Fall ein einsames Zweiglein Rosmarin. Auf der Porzellanplatte versammelten sich überschaubare Portiönchen von Cheddar, Camembert, Alpenkäse und - man mühte beiderseits die rudimentären Französischkenntnisse, bis die Küche aufklärte - ein exzellent schmeckender Pont l'Eveque, ein Weichkäse von Kuhmilch aus der Normandie. Mit erneutem Stangenbrot wurden Butter, schwarze Oliven und ein geschmacklich sehr überzeugend komponiertes
Paprika-Chutney
angeboten. Ob selbstgemacht, blieb offen.
Auf Kaffee haben wir verzichtet. Trotzdem durften wir reichlich von den vermutlich im Haus hergestellten schwarzen, braunen und weißen
Schokocrossies
naschen.
Fazit: Gehobene, moderne Küche mit deutschen Wurzeln und französischen Anleihen. Die Silberne Gans ist weit entfernt von Sterneküche und will es wohl auch nicht werden. Tolles Ambiente - im Sommer auf der Terrasse mit Blick auf die Altstadt, nur durch einen schmalen Fahrweg vom Fluss getrennt. Professionelles Team.
Ein kritisches Wort indes zum PLV. Auf einem anderen Portal wird von Abzocke geschrieben. Das möchte ich dann doch nicht bestätigen. Indes: Der Menüpreis ist überhöht, erst recht nach dem Austausch von Rinderfilet durch Kaninchen und Steinpilzen durch Shitake. Die (von mir am Abend nicht monierte) Rechnung ist unübersichtlich. Es scheint, als ob die Einzelgerichte deutlich günstiger waren, selbst unter Berücksichtigung der Suppe anstelle des Rehpflanzerl. Dafür war mein Hauptgericht auch deutlich weniger, was beim Menü sehr sinnvoll ist. Sich aber eben auch im Preis niederschlagen sollte. Bei einem weiteren Besuch, den ich durchaus ins Auge fasse, würde ich die Rechnung sorgfältiger prüfen.