"Absichtserklärender Grieche -oder: anscheinend weicht Ambition wirtschaftlichem Interesse"
Geschrieben am 21.02.2015 2015-02-21
"Super Getränkeangebot von der Insel -oder: Essen kann, muss aber nicht"
Geschrieben am 15.02.2015 2015-02-15 | Aktualisiert am 16.02.2015
"Fast das Rundumsorglos-Paket -oder 'Kleine Fehler machen sympathisch"
Geschrieben am 14.02.2015 2015-02-14 | Aktualisiert am 21.02.2015
Das Notos seit Mitte 2013 anstelle des leider glücklosen ecuadorianischen Restaurants im Industriegebiet Ratingen-Ost eröffnet, will kein Standartgrieche sein. Man möchte ursprüngliche Gerichte (Mezedes, Orektiká) wieder entdecken und neu interpretiert anbieten. Bisher konnten wir´s zweimal ausprobieren. Der erste Besuch, kurz nach der Eröffnung und auf der Terrasse im Sommer hatte schon fast etwas von Urlaubsfeeling. Der Service noch ein wenig unkoordiniert, dafür aber der Geschäftsführer sehr kompetent und kommunikativ. Die Speisen tatsächlich etwas anders, kaum Grillgerichte und wenn, wirklich mit frischen, authentischen Zutaten kombiniert, so wie man sich´s wünscht.
Diesen Eindruck im Hinterkopf reservierten wir einen Tisch für abends in der Vorweihnachtszeit. Die Einrichtung wurde fast komplett vom Vorpächter übernommen. Lediglich die Bilder und einzelne Dekoelemente wurden gegen griechische Devotionalien getauscht. Beim Betreten des großzügig verglasten Restaurants steht man zunächst in dem Teil der als Bar fungiert, rechts beherrscht von einer großen, modernen Theke mit stylish beleuchteter Flaschensammlung (es gibt auch Cocktails) und etwas verloren wirkendem Weihnachtsbaum (ebenso gut beleuchtet). Links der Durchgang zum Restaurant, dieses mit beigefarbenen Wänden, hellem Laminat und moderner Lichttechnik. Farbliche Akzente setzen rot gepolsterte Hochlehner, dunkle Holztische und rote Wandflächen um die Bilder.
Vorweihnachtszeit, der Laden brummt, Unterhaltung geht dann nur mit aufgepegeltem Volume. Der Service war freundlich und schien gut drauf, jedenfalls war der Tisch schnell zugewiesen. Ab jetzt wurde es allerdings zäh. Bis zur Aufnahme der Getränkebestellung verging schon einiges an Zeit. Dafür gab´s aber auch kräckerähnliches Gebäck mit einer dezenten Thunfischcrème. Nix herausragendes, aber eine nette Geste. Abgelenkt vom etwas mühsamen Getränkeservice (Kühler für Wein und Wasser musste explizit angefordert werden…) merkten wir fast nicht, dass bis zum Servieren der Vorspeisen eine gute Stunde vergangen war.
| Die Vorspeisen |
Kolokithokeftedes, Zucchini-Puffer mit Tsatsiki 5,50 Euronen – eine ordentliche Portion drei große kräftig gebräunte ’Riefkooche’ mit intensiver Joghurtcrème und ein paar Alibi-Salatgarniturblättchen. Nach Aussage der Schwägerin sehr wohlschmeckend und nach der langen Wartezeit genau richtig.
Griechische Linsensuppe 5,50 Euronen – ebenfalls reichlich dimensioniert, dazu chiabattaähnliches Weißbrot, was daran jetzt genau griechisch sein soll, keine Ahnung. Schwager meinte aber die Linsen seien gut gegart und die Suppe würde seine Erwartungen erfüllen.
Melitsanaki, Auberginenröllchen mit Fetakäse in Tomaten-Kräutersauce 7,20 Euronen – Recht schmackhaft und von ausreichender Menge aber leider nur lauwarm. Madame war aber zufrieden.
Calamarakia, Baby Calamaris gegrillt auf frischem Salat und Knoblauchsauce 8,50 Euronen – portionsmäßig in Ordnung allerdings nur mäßig gegrillte, lauwarme Calamari Tuben, der Salat Eichblatt und Lollo mit Gemüsevinaigrette, Knoblauchsauce Fehlanzeige. Das ging im Sommer noch besser.
Auch besser war damals die Kommunikation zwischen Küche und Service. Nach nunmehr fast zwei Stunden kam der Service zwar sichtlich zerknirscht aber deutlich mit der Info, der bestellte Fischhauptgang (frischer Thun) sei aus. Man solle etwas anderes wählen, gleichzeitig wurde der obligatorische TK-Schwertfisch-Lappen angepriesen. Dankend fiel die Wahl dann auf Lammfilets. Als Erklärungsversuch durften dann wieder ein angeblich neuer Koch und das hohe Gästeaufkommen herhalten. Für unsere Begriffe krankt es eher an der hemdsärmelig wirkenden Organisation.
| Die Hauptspeisen |
Trilogia, Filet von Lamm, Pute und Schwein 15,80 Euronen – drei saftig gegarte, marinierte Filetstücke mit Rosmarinkartoffeln und Grillgemüse. Schwägerin fand´s prima.
Souflaki, Schweinefiletspieß 16,50 Euronen – vier schöne Medaillons abwechselnd mit Paprika und (verbrannten) Zwiebelstücken am Spieß gegrillt. Durch aber saftig gegartes Filet, das Gemüse mit kräftigem Grillaroma, der Spinatreis auch saftig aber etwas langweilig gewürzt und die Reiskörner sehr weich. Als Sauce kam eine Honig-Thymian-Chili-Jus zum Einsatz. In jeweils leicht abgewandelter Form scheint dies die Universalwaffe zu sein, jedenfalls fand sich diese auch bei den Spanferkelkotelettes und den Lammfilets.
Spanferkelkotelettes mit Chili-Honigsauce und Kartoffelpüree 17,90 Euronen – fünf schöne kleine Kotelettes, gut gegart, die Schwarte leider nicht kross, das Püree recht geschmacksarm, etwas gedünstetes Gemüse und die Allzweckwaffe. Madame meinte trotzdem sie sei zufrieden.
Arnaki Fileto – Lammfilet gegrillt mit einer Kombination aus Spinat und Reis 19,90 Euronen (eigentlich 20,50, wegen der ’zeitnahen’ Info hat man sich wohl nicht getraut…) – vier ordentliche Filets, wunschgemäß saignant gegart an den Lieblingsbeilagen (Spinatreis) der Küche.
Okay, es gibt gute Ansätze, leider werden diese anscheinend nicht konsequent verfolgt. Im Gespräch mit dem Geschäftsführer in der Eröffnungswoche kamen die Ideen noch enthusiastischer rüber. Jetzt finden sich Souvlaki, Bifteki und Grillteller auf der Karte nur die Beilagen zu variieren und keine Pommes anzubieten scheint nicht wirklich kreativ.
Trotz des ’Großkampftages’ hat zum Schluss der Service noch richtig reagiert. Es gab ein Dessert aufs Haus (Vanilleeis, Sahnejoghurt mit Honig und Fruchtmark) das versöhnt wieder ein wenig und belegt, dass man eigentlich bemüht ist.
Auch wenn wir das Notos sicher erst im Sommer (großzügige Terrasse) erneut besuchen werden, hoffen wir, dass es sich etwas länger als der Vorgänger hält.