"Kritik nicht erwünscht"
Geschrieben am 18.10.2022 2022-10-18 | Aktualisiert am 18.10.2022
"Das Essen gut, beim Rest haperts"
Geschrieben am 15.05.2022 2022-05-15
"Eine wechselvolle Geschichte scheint ein glückliches Ende zu haben"
Geschrieben am 01.10.2021 2021-10-01
"Kinderfeindliche und unfreundliche Gaststätte"
Geschrieben am 26.12.2019 2019-12-26
ohne Kommentar ;-)
Nachdem wir unsere fahrbaren Untersätze unweit des Biertheaters in der Radeberger Innenstadt losgeworden sind, trafen wir uns also am „Pilsfaß“. Auf einer Tafel vorm Restaurant wurde darauf hingewiesen das das Restaurant heute wegen geschlossener Gesellschaft geschlossen bleibt. Wir wurden erst mal stutzig, sollte unsere telefonische Bestellung untergegangen sein? Nein natürlich nicht, aber mit uns 6 Mann waren weiterhin zwei größere Klassentreffen und eine weitere Gesellschaft im Lokal, sodass dieses bis auf den letzten Platz ausgebucht war.
Gastraum - eingedeckt für ein Klassentreffen Blick zum Tresen
Wir wurden freundlich von einem Team mehrerer junger Damen begrüßt, und genau gegenüber der Theke platziert. Von hier hat man auch einen wunderbaren Blick in die offene Küche, wo die Speisen frisch hergestellt werden. Allerdings hatte dieser Platz auch erhebliche Nachteile. Da das „Pilsfaß“ auch Catering anbietet, und dieses an diesem Abend ebenfalls sehr stark florierte, war rings um unseren Tisch immer Trubel, und da die Transporter vor der Tür beladen werden mussten, stand auch immer die Eingangstüre offen.
Einzeltisch mit Blick zum Eingang
Somit zog es ziemlich ungemütlich an unserem Platz. Ein weiterer Nachteil, da die Absauganlage in der Küche entweder nicht richtig arbeitete oder abgeschalten war, zog ein ziemlicher Bratendunst durch den vorderen Teil des Restaurants. Entsprechend rochen im Nachhinein auch unsere Sachen.
Blick in die offene Küche
Ansonsten hat sich auch an der Inneneinrichtung zu unserem letzten Besuch nicht viel getan, man sitzt auf gemütlichen Stühlen und hat an den ausreichend breiten Tischen viel Platz.
Gastraum Blick zur Theke
Die Speisekarte wurde alsbald gereicht, und auch die Getränke wurden fix abgefragt. Viel hat sich in der Karte zu unserem letzten Besuch nicht geändert, aber leider gibt es das süffige Wachauer Landbier nicht mehr. Die Speisekarte ist nach wie vor sehr umfangreich, sodass doch jeder etwas für seinen Geschmack finden sollte.
Speisekarte Auszug aus der Speisekarte
Wir bestellten als Getränke also erst einmal:
· 1x 0,4ér Freiberger Edelkeller - Leicht naturtrübes Kellerbier, vollmundig und langsam gereift nach alter Rezeptur für 3,60 €
· 2x 0,4ér Freiberger Radler für je 3,60 €
· 1x Lübzer Pilsner aus der 0,5ér Flasche für 3,80 €
· 1x 0,4ér Oberlausitzer Mineralwasser für 3,20 €
· 1x 0,2ér Scheurebe für 4,90 € - welches nach späterer Kontrolle allerdings nicht auf der Rechnung erschien
· 1x Latte Macciato für 3,60 € - welcher nach späterer Kontrolle allerdings nicht auf der Rechnung erschien
Die Dame entschwand hinter den Tresen und unsere Getränke wurden vorbereitet. In der Zwischenzeit konnten wir unsere Hauptspeisen wählen, und nachdem unsere Getränke am Platz waren orderten wir also:
Als Vorspeisen:
· 1x Soljanka - süß-säuerliche Suppe mit gebratenen Wurststreifen, Zwiebeln, Paprika und Gewürzgurke, verfeinert mit saurer Sahne für 4,90 €
· 2x Tomatencremesuppe mit geriebenem Hirtenkäse für je 4,90 €
· 2x Würzfleisch vom Geflügel, überbacken mit Käse für 5,90 €
Als Hauptspeisen hatten wir auserkoren:
· 1x Schnitzel „au four“ - Schweinerückenschnitzel mit Würzfleisch überbacken, dazu Bratkartoffeln und ein kleiner Salat für 16,90 €
· 1x Putensteak „Tomate-Mozzarella“ - Putensteak mit Tomate und Mozzarella überbacken, dazu Rosmarinkartoffeln und ein kleiner Salat für 15,90 €
· 1x Schnitzel „Champignon“ - Schweinerückenschnitzel mit frischen gebratenen Champignons und Bratkartoffeln als Seniorenportion für 12,70 €
· 1x Schnitzel „Champignon“ - Schweinerückenschnitzel mit frischen gebratenen Champignons und Bratkartoffeln für 15,90 €
· 1x Griechisches Schnitzel - Schweinerückenschnitzel, gefüllt mit Hirtenkäse und Zwiebel, nach griechischer Art gewürzt, dazu Tzatziki und Kartoffelspalten für 15,90 €
· 1x Argentinisches Rinderhüftsteak ( 200 g*) mit Kräuterbutter, Bratkartoffeln und kleinem Salat für 19,90 €
Unsere Getränke waren also am Tisch, und so konnten wir über den Abend schnacken. Dabei viel uns bei dem ausgeschenkten Radler ein doch nicht unerheblicher Unterschied in der Füllmenge auf. Das sollte, zumindest an einem Tisch nicht passieren. Ansonsten aber ist das Freiberger Radler ein leckeres naturtrübes Radler mit 2,5 % Alkoholgehalt und einem herrlich herb fruchtigen Geschmack, und sehr spritzig mit echtem Zitronensaft. Sehr gern trinke ich dies an einem heißen Sommerabend schön gekühlt im heimischen Garten. Schön das die Freiberger Brauerei dies nun auch im Fass anbietet.
Freiberger Radler - hier hat schon jemand gekostet?
Heute hatte ich mich aber für das Freiberger Edelkeller entschieden. Dies ist ein leicht naturtrübes Kellerbier, welches vollmundig schmeckt und laut Freiberger Brauhaus langsam gereift wird nach alter Rezeptur. Und da es hinterher im Radeberger Biertheater dann das Radeberger Zwickel gab, war dies ein gelungener einstand in den (Bier)Abend. Einzig die Scheurebe war nicht nach dem Geschmack meiner Frau. Zu herb, zu sauer, das kennen wir so eigentlich nicht. So kam es dann auch, dass sie sich den ganzen Abend an diesem einen Glas festhielt. Deshalb trank sie dann lieber ihren Latte Macciato.
Scheurebe trifft auf Freiberger Edelkeller Latte Macciato-ohne Berechnung (?)
Ca 35 Minuten nach unserer Bestellung kamen dann endlich unsere Vorspeisen an den Tisch. Da das Lokal mittlerweile brechend voll war, kamen diese aber auch immer nur so kleckerweise. So kam es, dass auch eine Tomatensuppe vergessen wurde. Da wir direkt neben dem Tresen saßen, bekamen wir dann auch mit, dass die Tomatensuppe nun aus sei. Daraufhin fragten wir dann doch noch einmal energisch nach, was mit der letzten fehlenden Suppe ist. Keine Ahnung an welchem Tisch die dann gestrichen wurde, jedenfalls war nach einigen Minuten dann die scheinbar doch letzte Tomatensuppe des Abends am Tisch. Wie kann sowas passieren?
Ich hatte mich für die Soljanka, eine typische ostdeutsche Vorspeise entschieden. Dies ist eine süß-säuerliche Suppe mit verschiedenen gebratenen Wurststreifen, Zwiebeln, Paprika und Gewürzgurke, welche noch mit saurer Sahne und Zitrone verfeinert wird.
Wursteinlage in der Soljanka
Meine Soljanka war zwar mit reichlich Wurststreifen und saurer Gurke versehen, die leichte schärfe die von der Suppe aber eigentlich ausgeht fehlte mir hier. Hier wurde wahrscheinlich zu viel Gurkenwasser zum Würzen genommen, denn die mir zu dünne Soße war eindeutig zu Gurkenlastig. Schade, das sollte man in unseren Breitengraden besser hinbekommen. Das dazugehörige Baguette war dafür frisch und knusprig.
Soljanka - süß-säuerliche Suppe mit gebratenen Wurststreifen, Zwiebeln, Paprika und Gewürzgurke, verfeinert mit saurer Sahne Baguette als Beilage für die Suppen
Die zwei Tomatencremesuppen waren in ihrer Konsistenz dagegen sehr dick, hier schmeckte man die pürierte Tomate noch deutlich. Verfeinert wurde die Suppe mit reichlich geriebenem Hirtenkäse. Auch dazu wieder das frische Baguette.
Tomatencremesuppe mit geriebenem Hirtenkäse
Auch in unseren Breitengraden sehr oft anzutreffen ist das sogenannte Würzfleisch vom Geflügel, welches die preiswerte Alternative vom Ragout Fin ist. Hier wurde es in einem kleinen Schälchen serviert.
Würzfleisch vom Geflügel, überbacken mit Käse
Große Stückchen Hähnchenfleisch in einer cremigen Soße mit etwas Gemüse, das ganze noch mit reichlich Käse überbacken. So kennt´s der Ostdeutsche. Dazu eine Scheibe Zitrone und zum würzen natürlich die einzig wahre Dresdner Worcestersoße der Firma Exzellent. Leider fehlte hier die obligatorische Scheibe geröstetes Toastbrot.
die einzig wahre Dresdner Worcestersoße der Firma Exzellent
Zirka 25 Minuten nach unseren Vorspeisen waren dann auch die Hauptspeisen am Tisch.
Die Tochter unsrer Freundin hatte sich für das Griechisches Schnitzel entschieden. Dies war ein dickes, zusammengeklapptes Schweinerückenschnitzel, welches mit reichlich Hirtenkäse und frischer Zwiebel gefüllt war, und ordentlich nach griechischer Art sehr herzhaft gewürzt wurde. Dazu wurde Tzatziki gereicht, welches allen Anschein und Geschmack her aus dem großen Eimer eines Großmarktes entstammt. Die dunkel frittierten Kartoffelspalten waren auch Convenience, was aber bei solchen Waren zu verkraften ist. Sie waren ebenfalls sehr gut gewürzt. Als Beilage gab es noch Möhrenraspel als Salat, Weißkrautsalat, Rucola und frische Tomate. Eine Olive und eine Peperoni zierten das Tzatziki.
Griechisches Schnitzel - Schweinerückenschnitzel, gefüllt mit Hirtenkäse und Zwiebel, nach griechischer Art gewürzt, dazu Tzatziki und Kartoffelspalten
Meine Frau hatte das Putensteak „Tomate-Mozzarella“ gewählt. Ein großes, saftiges Putensteak wurde hier mit frischen Scheiben Tomate und reichlich Mozzarella überbacken. Das ganze auf Wunsch ganz ohne Pfeffer. Dazu gab es sogar noch einmal die Rückfrage aus der Küche, ob denn eine Pfefferallergie bestünde, da man generell alles mit Pfeffer würze. Sehr schön. Die Rosmarinkartoffeln welche dazu gereicht wurden waren angenehm kross und gut mit Rosmarin gewürzt. Auch hier wieder eine kleine Salatbeilage dazu.
Putensteak „Tomate-Mozzarella“ - Putensteak mit Tomate und Mozzarella überbacken, dazu Rosmarinkartoffeln und ein kleiner Salat Salatbeilage
Unser Freund, der Kreuzfahrtchefkoch, hatte sich auf das Argentinisches Rinderhüftsteak eingeschossen. Er wünschte dies medium rare, allerdings hatte der hiesige Koch wohl den rechten Zeitpunkt verpasst das Steak vom Ofen zu nehmen, denn es war weder medium geschweige denn rare. Die (fertige) Kräuterbutter machte das Steak zwar außen saftig, aber so wünscht (Mann) sich kein Rumpsteak. Die dazugehörigen Bratkartoffeln sahen zwar knusprig aus, aber hier wurde wohl die falsche Kartoffelsorte gewählt, denn innen waren sie total pappig. Sie waren zwar mit reichlich Speck, dafür aber zu wenig Zwiebel angerichtet. Salz und Pfeffer fehlte fast gänzlich, aber da kann man ja mit den bereitstehenden Gewürzmühlen nachbessern. Auch hier dann wieder die bekannte Salatbeilage.
Argentinisches Rinderhüftsteak ( 200 g*) mit Kräuterbutter, Bratkartoffeln und kleinem Salat
Ich hatte mich für das Schnitzel „au four“ entschieden und war gespannt wie das Schnitzel in seiner Panade wird, wenn oben auf das Würzfleisch liegt. Ein großes, saftiges Schweinerückenschnitzel mit knuspriger Panade bedeckte über die Hälfte meines Tellers. Ca dreiviertel des Schnitzels waren dem gleichen Würzfleisch überbacken, welches es als Vorspeise gab. Das Würzfleisch also große Stücken Fleisch mit einer sämigen Soße. Das ganze mit einer dicken Schicht Käse angenehm dunkel überbacken. Also daran nichts auszusetzen. Allerdings auch hier wieder die leider zu pappigen Bratkartoffeln, und hier auch deutlich zu sehen, die reichlichen Speckwürfel. Dazu wieder die bekannte Salatbeilage.
Schnitzel „au four“ - Schweinerückenschnitzel mit Würzfleisch überbacken, dazu Bratkartoffeln und ein kleiner Salat
Unsre Freundin hatte ihre Mutti mit, für diese gab es das Schnitzel „Champignon“ als Seniorenportion, unsere Freundin bekam es als normale Portion. Schön, wenn dies durch die Gastro so angeboten wird. Auch hier war wieder ein großes, saftiges Schweinerückenschnitzel mit knuspriger Panade auf dem Teller drapiert, die Seniorenportion entsprechend kleiner. Die frischen Champignons waren mit reichlich Zwiebel gut gebraten und gewürzt. Statt Bratkartoffeln wünschte unsere Freundin allerdings Pommes Frites dazu, welche ohne Aufpreis oder „Wechselpreis“ serviert wurden. Die Pommes kross und schön würzig. Auch hier wieder die bekannte Salatbeilage.
Schnitzel „Champignon“ - Schweinerückenschnitzel mit frischen gebratenen Champignons
Wenn jetzt schon Schluss dieser Rezession wäre, würden sicher einige GG´ler fragen was denn mit meiner Frau los wäre. Richtig, da fehlt doch was. Der obligatorische Nachtisch. Da unser Freund und die anderen zwei Mädels in nichts nachstehen wollten, orderten wir also als Nachtisch noch einmal:
· 4x Creme Brûlée für je 4,90 €
Für die Herren der Runde wurde noch ein Verdauer geordert:
· 1x 4cl Radeberger Kräuterlikör für 3,50 €
· 1x 4cl hausgemachter Quittenlikör für 3,50 €
Während beide Verdauer für die Herren schnell am Platz waren, musste auf die vier Creme Brûlée knappe 15 Minuten gewartet werden.
Wir Herren genossen derweil den Verdauer. Der Radeberger Bitter-Kräuterlikör wird hier nur zwei Häuser weiter bereits seit 1877 hergestellt, und ist eine weitere besondere Spezialität der Stadt. Das Pilsfaß selbst brennt den hier angebotenen Quittenlikör, welcher angenehm süffig und stark im Geschmack ist.
Radeberger Kräuterlikör hausgemachter Quittenlikör
Während unsere Liköre von Haus aus gut waren, stand das Creme Brûlée am anderen Ende der Messlatte. Ich erlebe nicht oft das meine Frau nach wenigen Löffeln diesen zur Seite legt und ihre Nachspeise stehen lässt. Unser Chefkoch musste ran, und sein Urteil stand schnell fest. Von einem Creme Brûlée war es weit entfernt, eher hätte man es Rührei nennen können. Eindeutig zu viel Ei drinnen, welches nach seiner Meinung auch viel zu heiß eingerührt wurde und dabei gestockt war. Die Bedienung bemerkte natürlich unsere Unzufriedenheit und fragte nach. Wir erklärten ihr den Sachverhalt und sie begab sich in die Küche. Hier wurde fleißig mit dem Koch diskutiert und gekostet. Letztendlich kam sie wieder, meinte das schmeckt doch lecker, und das machen wir schon immer so. Der Koch selbst war nicht bereit an unseren Tisch zu kommen, obwohl er ja direkt hinter dem Tresen in Sichtweise arbeitete. So kann man natürlich auch mit Kritik umgehen. Schade.
Creme Brûlée - oder wie man das hier nennt....
Unser Fazit: wir ließen zu sechst 175,50 € im Pilsfaß in Radeberg. Es war ein gemischter Abend. Teils das essen richtig gut, auf der anderen Seite die Soljanka, die Bratkartoffeln und am Ende das Creme Brûlée nicht unbedingt das was wir hier erwartet hätten. Da es ja noch weitere Gastronomie in Radeberg gibt, werden wir wohl das nächste Mal erst mal dorthin ausweichen.