"Zwischen bergischer Rustikalität und weltläufiger Offenheit"
Geschrieben am 16.11.2016 2016-11-16 | Aktualisiert am 16.11.2016
"Entspannt genießen"
Geschrieben am 03.10.2016 2016-10-03 | Aktualisiert am 03.10.2016
"„Kleiner Imbiss“ mit Kgsbus - die Postschänke überzeugt mit vier opulenten Gängen"
Geschrieben am 03.10.2016 2016-10-03 | Aktualisiert am 08.10.2016
"Die Post – was sonst?"
Geschrieben am 03.10.2016 2016-10-03 | Aktualisiert am 03.10.2016
"Unsere Mittagsadresse in Odenthal"
Geschrieben am 09.08.2016 2016-08-09 | Aktualisiert am 09.08.2016
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Betritt man das schmucke Schieferhaus zum ersten Mal, so wie wir heute, ist man doch überrascht über den unaufdringlich modernen Stil, der sich auch in den Gasträumen fortsetzt. Wir fühlen uns auf Anhieb wohl, wozu auch der herzliche Service beiträgt, der zügig den Apéritif und erste Snacks serviert - ein luftiger Rote Bete Schaum und ein würziges Rillette.
Und dann erleben wir ein kleines Déjà-vu. Wie bereits zwei Tage vorher im holländischen Dreisterner warten wir - erst auf die Speisekarten, später dann noch mal ähnlich lange auf die Weinkarte. Das ist ja alles nicht so mega-tragisch, weil man sich vorab im Internet sowieso schon über das Menü kundig gemacht hat und die Wahl eigentlich feststeht. Aber es bringt den Ablauf gleich zu Beginn unnötig zum Stocken. Und wenn die Karten denn endlich alle da sind, kommen auch die nächsten Grüße und man ist dann an mehreren Fronten gleichzeitig zugange, weiß nicht, ob man erst essen, dann lesen oder doch beides gleichzeitig tun soll, weil man ja auch die Bestellung nun nicht noch weiter hinauszögern will. Und wenn dann die Weinkarte noch überproportionale Ausmaße hat, wird es ganz kriminell, weil man nicht mal weiß, wo man die schadlos ablegen soll.
Das ist jetzt übrigens keine spezifische Kritik an der Post, wo die Weinkarte völlig normales Format hat, sondern eine generelle Beobachtung, die ich ab und zu mache, wenn die Küche schneller ist als der Service.Vielleicht ist es mir auch nur besonders aufgefallen, weil es halt zweimal in kurzer Zeit passierte.
Aber davon abgesehen, haben die drei Grüße (eine schöne Kürbissuppe, eine erdige Kürbiscreme und ein frischer Kräuterschaum mit Lachskaviar) den jeweiligen Eigengeschmack sehr klar herausgearbeitet.
Das Menü startet asiatisch mit einem Sashimi und Tatar vom Thunfisch, etwas Ingwergel, luftiger Miso-Mayonnaise, Quinoasalat und sehr würzigem Sojasud. Angegrillte Wassermelone gibt einen schönen fruchtigen Akzent. Das erlaubt alles viele verschiedene Kombinationsmöglichkeiten, die sehr gut aufgehen. Lediglich das Türmchen aus Tapiokaperlen ist mir persönlich zu kompakt und steuert ein etwas klebriges Mundgefühl bei. Das hätte ich nicht unbedingt gebraucht.
Passend dazu der 2014 Schiefer Riesling von Van Volxem.
Mit dem Meeresfrüchteragout mit Muschelschaum folgt ein weiterer, durchaus opulenter Gruß aus der Küche, der sehr süffig zu löffeln ist und eine etwas vordergründige Tomatennote hat.
Ganz vorzüglich dann der Bergische Bachsaibling, der von Speck, Gurken, Jakobsmuscheltatar, Buttermilchsud sowohl herzhaft als auch säuerlich elegant eingefasst ist. Etwas Dillöl liefert einen dezenten kräutrigen Ton bei und zur Krönung gibt noch etwas Imperial-Kaviar für die jodigen Töne. Das macht großen Spaß, auch im Zusammenspiel mit dem fülligen Silvaner von der Ersten Lage Hohnart des Fürstlich Castell'schen Weinguts.
Über den nächsten Gang scheiden sich am Tisch die Geister. Die Ceviche vom Offiziersbarsch ist umgeben von zahlreichen Komponenten, die für sich genommen, gut und prägnant waren. In Summe passierte mir hier aber einfach zu viel auf dem Teller. Der Fisch hatte Mühe, sich gegen Süßkartoffel, Kokosnuss, Mango und Kalamansi zu behaupten. Mehr noch aber war mir der Koriander in Gelform viel zu konzentriert und zu präsent. Nicht schlüssig fand ich zudem, an dieser Stelle des Menüs noch einmal ein kaltes Fischgericht zu servieren. Persönlich hätte ich mir, vielleicht auch angesichts des herbstlichen Wetters draußen, noch einen süffigen, warmen Fischgang gewünscht. Aber wie gesagt: die Meinungen am Tisch waren geteilt. All das, womit ich nicht recht warm wurde, genoss mein Mann voll und ganz. Es lebe der unterschiedliche Geschmack!
Unstrittig hingegen die Zustimmung zum dazu servierten 2014 Menetou-Salon von Jean-Max Roger.
Und mein Wunsch nach etwas Süffigem, jahreszeitlich Angepassten wurde mit dem nächsten Gang auch prompt erfüllt. Ein noch leicht weiches Ei wird von Steckrübe, Maronen, Meerrettich und reichlich Herbsttrüffeln sehr harmonisch begleitet. Ist aber auch eine Kombination, mit der man nicht viel falsch machen kann und die eine Garantie für glückliche Gesichter ist.
Interessant dazu der 2014 Chardonnay vom Weingut Lis Neris aus dem Friaul. Komplett im Stahl ausgebaut, aber lange auf der Feinhefe gelagert, bringt er eine große Fülle und Kraft mit, die gegen Ei und Trüffel standhält.
Vor dem Hauptgang gibt es als Erfrischung noch eine Variation von Himbeeren in diversen Texturen. Schön anzusehen und sehr klar im Geschmack, um nicht zu sagen: pur.
Sehr abwechlungsreich dann der Bergische Rehrücken mit Steinpilzen, Kürblikuchen und Salzmelone als dezent fruchtigem Akzent. Der Holunderjus ist stark reduziert und bildet mit dem angerösteten Schmorgemüse eine gute Ergänzung zum eleganten, wohl sous-vide gegarten Fleisch.
Im Glas dazu ein kraftvoller 2008 Tempranillo von Monte Real aus dem Rioja.
In der Post wird der Käsegang traditionell als Abschluss des Menüs nach dem Dessert serviert. Wir haben es lieber andersherum und so folgt jetzt der vorbereitete Teller mit 5 klassischen, aber gut gereiften Sorten aus dem Tölzer Kasladen, dazu Früchtebrot und Feigensenf.
In der Weinbegleitung dazu ist jetzt ein Sherry im Glas vom Weingut Valdespino. Der Pedro Ximenez ist für sich alleine sehr komplex und schmeckbar hochwertig. Bei einer Auswahl von Hart- bis Weichkäse vermutlich auch kein schlechter Kompromiss, aber ich persönlich mag es an dieser Stelle etwas weniger süß.
Was leider auch für den Banyuls zum abschließenden Dessert gilt, das für mein Empfinden eher eine Riesling Auslese, einen Rieslaner oder ähnliches vertragen hätte. Gebackene Zwetschgen und ein hervorragendes Vanilleeis sind eine klassische Kombination, die immer gut funktioniert. Schwierig zu essen und insgesamt etwas zu viel allerdings die drei relativ harten Mürbeteigbröckchen. Im Glas separat dazu eine schöne Tonkabohnencrème mit Zwetschgenmousse und Butterbröseln. Dies gibt dem etwas rustikalen Teller wiederum eine feine Ergänzung.
Nach diesem insgesamt sehr üppigen Menü folgt noch ein Marshmallow zum Abschluss. Und mehr braucht es auch nicht, denn der Sättigungsgrad ist mehr als gut erreicht.
Die Küche von Alejandro und Christopher Wilbrand findet eine gute Balance zwischen bergischer Rustikalität und weltläufiger Offenheit. Bei manchen Gerichten stimmten für mich die Proportionen einiger Komponenten nicht hundertprozentig, wie beim Ceviche oder bei der Vorspeise. Stark hingegen, weil für mich klarer fokussiert und stimmig konzipiert der Saibling, das Reh und der Trüffelgang. In Summe aber war dies ein Essen auf hohem Niveau, dem der große Aufwand jederzeit anzumerken war.
Für das Wohlbefinden sorgt auch der gut aufgelegte Service unter Christoph Clemens, der uns eine hochwertige Weinbegleitung servierte, auch wenn die letzten beiden Weine nicht mehr ganz meinen persönlichen Geschmack trafen. Aber das ist verschmerzbar und schmälert nicht den positiven Gesamteindruck, den die sympathische Post hinterlässt.