"Urlaubshotel mit mäßiger Küchenleistung"
Geschrieben am 17.03.2015 2015-03-17
"Ausflugslokal in Klingenthal"
Geschrieben am 17.03.2015 2015-03-17
"Gute vogtländische Küche"
Geschrieben am 17.03.2015 2015-03-17
"Traditionsgasthaus mit leckerem Essen"
Geschrieben am 17.03.2015 2015-03-17
"Vogtländische Küche mit kleinen Schwächen"
Geschrieben am 17.03.2015 2015-03-17
Das Hotel liegt im Ortsteil Mühlleiten, weitab vom Ortszentrum, und es hatte jüngst noch wieder geschneit, deshalb verzichtete ich auf eine Fahrt in den Ort und entschied mich, im Restaurant des Hotels zu essen. Als ich dort von außen eintrat, wurde ich von der Bedienung, die gerade an einem der beiden besetzten Tische abgeräumt hatte, nur recht zögerlich begrüßt, sie fragte: „Wollen Sie essen?“ Als ich bejahte, fragte sie noch: „Sind Sie allein?“ Als ich auch das bestätigte, wandte sie sich ab und wollte in Richtung Küche verschwinden. „Freie Platzwahl?“ fragte ich und erhielt die Auskunft, dass ich nur die Tische mit einem gelben Schild nicht aussuchen dürfe. So nahm ich an einen 4er-Tisch am Fenster Platz.
Kurze Zeit später kam die Bedienung, die ich aufgrund ihres Akzents und des nicht immer perfekten Hochdeutsch (was in dieser Gegend sowieso ein spezieller Punkt ist), für eine gebürtige Tschechin hielt, reichte mir die Speisekarte, zündete die auf dem Tisch stehende Kerze an und fragte: „Was wollen sie trinken?“ „Das weiß ich noch nicht“, antwortete ich und sie zog ab.
Das Angebot der Karte ist sehr überschaubar, es gibt eine Vorspeise, zwei Suppen, drei Salate, vier Fleisch- und zwei Fischgerichte „aus der Osterküche“, zwei Gerichte aus der vogtländischen Küche, zwei Gerichte „aus der Pfanne“ und ein Vegetarisches. Selbst unter dem Gesichtspunkt einer frischen Zubereitung ist dies nicht eben üppig zu nennen, zumal der vogtländische Sauerbraten naturgemäß nicht frisch gemacht werden kann.
Ich hatte mich schon nach kurzer Zeit entschieden, musste dann aber noch eine ganze Weile warten, bis die Bedienung wieder auftauchte. Dann bestellte ich „Medaillons vom Lamm, serviert mit Fingermöhrchen und Herzoginkartoffeln“ (13,80 €) und dazu ein großes Pils (0,4l für 2,80 €).
In der nun folgenden Wartezeit konnte ich beobachten, wie die Bedienung an den anderen Tischen agierte. Sie war bemüht freundlich, wirkte aber recht unsicher und hatte wohl bestenfalls eine Anlernphase gehabt, aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine wirkliche gastronomische Ausbildung. Sie war ganz in Schwarz gekleidet, die langen roten Haare asymmetrisch gescheitelt und hatte lange Gelnägel (?, damit kenne ich mich nun nicht aus), die abwechselnd neongrün und pink gefärbt waren.
Das Restaurant ist etwas verwinkelt aufgebaut und hat allein in dem wohl nachträglich angebauten Wintergarten entlang der Fenster ungefähr 60 Plätze, dazu weitere im Innenbereich, der aber nicht beleuchtet war. Auf einem Holzdielenfußboden stehen quadratische Tische mit Metallfuß und –ständer einzeln oder in Gruppen, bedeckt mit weißen Stofftischdecken. Darauf stand jeweils eine Blüte in einer Porzellanvase, eine Kerze im Porzellanleuchter, Salz- und Pfefferstreuer und einen kleinen Deko-Osterhasen. Die Plätze waren mit Besteck und bunten Papierservietten eingedeckt. Die Sitzgelegenheiten waren geflochtene Korbsessel mit losen Sitzpolstern in Rottönen. Das Ganze wirkte sehr hell und ziemlich freundlich, jedoch lagen unter den Tischen schon verschiedentlich Krümel.
Nach ziemlich kurzer Wartezeit wurde mein Essen serviert. Auf einem wellenförmigen Teller lagen mehrere Stücke Lammfleisch auf einem Häuflein Fingermöhren, im Hintergrund die Pommes Duchesse und eine Dekoration aus halber Erdbeere und Physalis. In der Mitte thronte ein Zweiglein Rosmarin. Doch schon die Optik der Kartoffelhäufchen mit den stark gebräunten und völlig gleichmäßigen Rippen schien mir zuzurufen: „Ich komme aus dem TK-Beutel und habe in der Friteuse gebadet!“ Das war jedenfalls mein Eindruck von diesen Herzoginkartoffeln.
Dass Fingermöhren in dieser Jahreszeit praktisch nicht frisch zu bekommen sind ist mir auch klar, insofern ist hier der Einsatz von TK-Ware unumgänglich. Geschmacklich waren sie auch in Ordnung, allein der Garungsgrad ging allgemein deutlich über „al dente“ hinaus und landete bei einzelnen Stücken kurz vor „roh“.
Was die Möhren zu wenig hatten, war bei den Medaillons zu viel: Sie waren praktisch totgebraten, hatten einige dunkel gebräunte und sehr feste Stellen auf der Außenseite und innen keine Spur von Rosa. Beim Schneiden zeigten sie sich fest, fast zäh, und mussten mit Nachdruck durchgesägt werden. Von dem sonst üblichen, zarten Lammgeschmack war durch diese Tortur fast nichts mehr übrig.
Erst beim Abräumen fragte die Bedienung, ob es geschmeckt habe, und ich zählte ihr daraufhin die obigen Kritikpunkte auf. Daraufhin verschwand sie ohne ein Wort in Richtung Küche. Während der folgenden Viertelstunde (ich hatte noch ein Bier bestellt) gab es keinerlei Kommentar aus der Küche, kein Angebot einer Kompensation, nichts.
Fazit: Offensichtlich hat das Waldhotel mehrheitlich eine Klientel aus kulinarisch eher anspruchslosen Urlaubern und scheint (meint) sich daher diese Küchenleistung und auch den absolut unprofessionellen Umgang mit derart massiven Reklamationen leisten zu können. Von mir bekommt das Restaurant jedenfalls ein „nicht empfehlenswert“.