"gute Service- und Küchenleistung in ausgesprochen schönem Ambiente, ordentliche Küche und gut sortierte Weinkarte zu nicht abgehobenen Preisen."
Geschrieben am 10.05.2015 2015-05-10
"Ausnahmsweise muss es schnell gehen…"
Geschrieben am 13.04.2015 2015-04-13
"Ein Italiener für Insider..."
Geschrieben am 12.04.2015 2015-04-12 | Aktualisiert am 08.07.2020
In vertrauter Kritikerrunde zu viert, „PetraIO“ hatte für 19 Uhr einen Tisch reserviert, besuchten wir das Restaurant „Die Villa“. Es gibt bereits eine Rezension von „PetraIO“, die – so viel schon mal vorab – sich mit meinen Eindrücken in Bezug auf Service und Qualität der Küche weitestgehend deckt.
Beeindruckend ist Innen wie Außen das historische Gebäude aus dem Jahre 1905. Hier wurde mit viel Liebe zum Detail und großem Sachverstand ein architektonisches Kleinod zum Leben erweckt, wie man es in dieser Form im Umkreis nicht wieder findet. Der Chef des Hauses, Herr Schmitz, hat mir auf Nachfrage stolz bei einer kleinen Führung durch die Räume das ein oder andere Detail zur Geschichte und der Renovierung des Anwesens erläutert. So ist das Gebäude ein Musterbeispiel des „Darmstädter“ Jugendstils und der Gang durchs Haus versetzt einen in die Zeit der Jahrhundertwende. Eingangsportal, Treppenhaus, die hohen, halbhoch vertäfelten Wände, Buntglasfenster, der originale Kachelofen im Foyer oder der herrliche Kachelofen aus dem Jahre 1880 im Hauptspeiseraum sind Hingucker nicht nur für kunst- und baugeschichtlich Interessierte. Die Harmonie des „Gesamtensembles“ wird leider durch die in perlmuttfarbenem Schleiflack im Shabby Barockstil geformten Sitzmöbel beeinträchtigt, zwar bequem, aber für mein Empfinden stilistisch eine kleine Keule. Vielleicht bin ich auch etwas streng, meiner Frau hat‘s gefallen.
Service
Der Service am Tisch, versehen von Herrn Schmitz und Frau Kosig, war tadellos, freundlich, korrekt, fachkundig und erfrischend unkompliziert. Getränke und Vorspeisen kamen rasch, auf den Hauptgang mussten wir allerdings fast eine Stunde warten, was aber in so toller Gesellschaft und angenehmem Ambiente nicht so sehr negativ ins Gewicht fällt.
Essen/Bewertung
Die „Villa“ ist Montag und Dienstag geschlossen, Mittwoch bis Sonntag offeriert sie neben einer abwechslungsreichen Speisekarte auch einen wöchentlich wechselnden Mittagstisch. Die Hauptkarte ist abwechslungsreich, gut sortiert und überschaubar, bietet verschiedene Suppen und Salate als Vorspeise, Hauptgerichte mit Schwein, Pute, Rind und Kalb sowie Fisch und zum Abschluss, wenn noch was geht, 4 Nachspeisevariationen.
Schon beim Betreten der Villa fiel uns die Tagesempfehlung auf einer Schiefertafel ins Auge und war denn auch die bevorzugte Wahl, dreimal orderten wir
- Maischolle mit Spargel und Bärlauchkartoffeln zu 19,50€ und einmal
- Zanderfilet mit Gemüse und Champignons, Mandelbutter und Kartoffeln zu 19,10€, vorab
- Flädlesuppe mit Kräutern zu 4,10€ und
- Beilagensalate zu je 4,00€.
Meine Begleiter waren mit ihrer Wahl wie auch ich sehr zufrieden. Alle Zutaten waren von einwandfreier Qualität und handwerklich sehr gut zubereitet. Im Detail kann ich natürlich nur mein Menü bewerten.
Als obligatorischen Gruß aus der Küche gab es auf vorgewärmten Tellerchen ein leckeres Spargelragout in Zucchini mit hellen und dunklen Brotscheiben, ein passender Starter für die nachfolgenden Gänge.
An meiner Flädlesuppe gab es nichts auszusetzen. Durch langes Köcheln und Zugabe frischer Kräuter und Gemüsestücken kam die Rinderbrühe wie bei „Muttern“ schön geschmacksintensiv rüber, die selbstgemachten Flädle in ihrer Konsistenz waren gut geraten, schön al dente und auch reichlich.
Maischolle, jung gefangen, zeichnet sich durch besonders zartes Fleisch aus. Die Scholle, im Ganzen, nicht filetiert, nicht sparsam gesalzen, in Mehl gewendet und in Butterschmalz auf beiden Seiten goldbraun gebraten, war sehr schmackhaft, das Fleisch wie zu erwarten feinaromatisch, weiß, mager, saftig und sehr zart, mit frischen Kräutern und zwei Limettenscheiben obenauf. Der Spargel, 6 Stangen der dünneren Sorte, schön spargelig im Geschmack und bissfest gegart, mit einer leckeren Sauce hollandaise überzogen und nicht wie so oft ertränkt, konnte punkten. Stimmig als Beilage zu Fisch und Spargel waren die Bärlauchkartoffeln, mit idealem Garpunkt und in Bärlauchbutter geschwenkt intensiv im Geschmack.
Getränke: Mineralwasser, Hugo, Aperol Spritz und die Weinempfehlung vom Kenner (Herr Schmitz), eine Flasche Chardonnay S trocken 2014 vom Weingut am Fürstweg in Heuchelheim Klingen in der Pfalz, wie angekündigt - cremig, kräftig mit schönen Fruchtaromen – zum sehr moderaten Preis von 13,00€. Leider durfte ich nur daran nippen, weil ich an diesem Abend der Chauffeur der illustren Truppe war.
Fazit: gute Service- und Küchenleistung in ausgesprochen schönem Ambiente, ordentliche Küche und gut sortierte Weinkarte zu nicht abgehobenen Preisen. Meine Weiterempfehlung