Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Wegweiser zum Restaurant.
Außenansicht.
Mit Beginn der Corona-Pandemie begann zudem eine recht kontroverse Zeit um das Restaurant und insbesondere seinen Inhaber, worauf ich jedoch hier nicht weiter eingehen möchte (wer Interesse daran hat, findet bei einer geeigneten Google-Suche mehr als genug Informationen). Entscheidend war nur im Spätsommer 2022 die Ankündigung, dass eben jene Geschäftsleitung den Betrieb des Restaurants einstellen wird.
Im gleichen Atemzug wurde jedoch angekündigt, dass sich bereits ein Nachfolger gefunden hat, der die Räumlichkeiten weiter mit einem Restaurant unter dem Namen "Lübecker Hanse" betreiben wird. Eine Erleichterung für viele Gäste, die die hier angebotene, durchweg norddeutsche bzw. bodenständige Küche liebgewonnen hatten.
Ende 2022 folgten der Ankündigung auch Taten, sodass der Betrieb unter neuer Leitung und mit ebenfalls neuem Web-Auftritt wieder startete.
Da ich selber in der "alten Lübecker Hanse" nie zu Gast war, kann ich über die möglichen Umgestaltungsmaßnahmen im Zuge des Inhaberwechsels nichts schreiben. An der hellen Hausfassade und der von zwei alten Laternen flankierten, ikonischen Eingangspforte hat man aber anscheinend nichts geändert. Diese strahlt bereits eine zur Lübecker Altstadt passende Historie aus, die Spannung darauf erweckt, welches Interieur sich hinter dem dicken Glas des Fensters in der Tür wohl verbirgt.
Zum Innenbereich, wie ebenso zu den Toiletten sind dabei kleinere Stufen zu bewältigen.
Innenansicht mit Blick zum Eingang.
Tatsächlich führt sich die altehrwürdige, sogar bereits 400 Jahre alte Geschichte dieser Mauern auch im Innenbereich fort, wobei zunächst das massive, dunkle Holzgebälk den ersten Hingucker bildet. In eben jenem Holz ist auch die Theke gestaltet, die den Gast gleich links nach dem Eingang empfängt und augenscheinlich ebenfalls bereits sehr viele Jahre auf dem Buckel hat (positiv gemeint). Diese historische Authentizität verstärkt sich durch weitere, mit Schnitzereien verzierte Schränke.
Unverwechselbare Historie eines 400 Jahre alten Hauses.
Um die mit weißen Tischdecken versehenen Tische verteilen sich gepolsterte Stühle und Bänke, die sich farblich perfekt in die erwähnte dunkelbraune Grundfarbe des Interieurs einreihen. All das führt insgesamt zu einer lebendigen und wärmenden Atmosphäre, in die eigentlich nichts Anderes als eine klassisch deutsch-bodenständige Gastronomie passen würde. Das bei alldem an Sauberkeit und Zustand des Mobiliars nichts auszusetzen ist, bestärkt somit meinen rundum sehr guten Eindruck von der hier gebotenen Atmosphäre.
Als ich an diesem frühen Abend zu meinem ersten Kurzbesuch zum Restaurant kam, waren die drei Herren aus dem Service schon eifrig mit der Vorbereitung des Außenbereichs für eine größere Gesellschaft beschäftigt.
Trotzdem schenkten sie mir mit natürlicher Freundlichkeit und Offenheit gleich ihre Aufmerksamkeit. Obwohl ich schon eine Absage wegen der Vorbereitungen befürchtete, wurde meine Frage nach einem kleinen Tisch für nur kurze Zeit ohne Zögern bejaht.
Auch im weiteren Verlauf dieser nur halben Stunde bewahrten sie sich neben ihren Vorbereitungsarbeiten ihre Aufmerksamkeit und bewiesen zu dem professionelles Gastgebertum.
Hier war ich zu keiner Zeit ein ungeplanter Klotz am Bein, sondern wirklich ein willkommener, spontaner Solo-Gast.
Wie im Titel dieser Rezension erwähnt, hat man im Gegensatz zum Ambiente, dessen komplette Änderung angesichts der Historie ja auch einem Frevel gleichgekommen wäre, die Aufmachung des Speisenangebotes durchaus angepasst. Dies ist für mich persönlich jedoch in einer sehr gelungenen Art und Weise, sowie einem gelungenen Ausmaß geschehen. Nach wie vor erwartet den Gast das zum gesamten Haus passende Portfolio aus der deutschen Küche, welches natürlich auch norddeutsche Schwerpunkte sein eigen nennt. Doch bereits die Annoncierung der Gerichte zeigt, dass man hier wohl nicht mit der Hausmannskost-Kelle die Teller der Gäste mit schweren Gerichten vollklatschen, sondern sich auch Abwechslung und Kreativität auf die Fahnen schreiben möchte. Ebenso folgt das Restaurant mit zahlreichen vegetarischen Gerichten auch dem Zukunftstrend. So findet man z.B. neben der klassischen Rinderroulade mit Rotkohl und Kartoffelstampf oder einem Kabeljau auf Pannfisch-Art mit Senfsauce, Kartoffel und Saisongemüse auch gebackene Kräuterseitlinge mit Sauerampfer-Pesto, Mairübchen und der Kartoffelsorte "blauer Schwede". Exotischere Interpretationen findet man aber z.B. auch mit einem Zanderfilet an hausgemachter Pasta mit Paprika, Ananas und Limetten-Reduktion. Der preisliche Rahmen liegt dabei im 20er- und 30er-Bereich, was für mein Empfinden bereits sehr angemessen klingt.
Besonders interessant ist aber für mich der Teil der Vorspeisen, der sich hier vom gewohnten, klassischen Angebot rund um Suppen und Salate kreativ mit einer "Tapas-Auswahl" abhebt. Die hier feilgebotenen Tapas umfassen dabei aber nicht die altbekannten spanischen Ausleger, sondern setzen zahlreiche verschiedene Hauptgerichte in einer "lüdden" (Norddeutsch: kleinen) Häppchen-Form ins kulinarische Licht. Dabei werden jedoch nicht nur die Portionen dieser Hauptgerichte reduziert, sodass man es als "Tapas" bezeichnen kann. Erfreulicherweise steckt in den Kompositionen häufig auch ein Twist, der sie noch interessanter zum Ausprobieren macht. So stehen neben der vielleicht eher bekannten "geeisten Gurkensuppe" auch unter dem Namen "Fischers Fritze" Mini-Fischbrötchen zur Auswahl. Ebenso spannend klingt "Lüddes verrücktes Huhn", welches mit dem norddeutschen Klassiker "Schnüsch" (eigentlich ein vielfältiger Gemüse-Eintopf) oder auch "Himmel und Erde" in der Form eines Blutwurst-Kartoffel-Baumkuchens mit Apfelchutney. Auch kleine Pasta-Gerichte gehören zu diesen "Tapas".
Preislich bewegt man sich hier aktuell übrigens in einer Reichweite von 9,5 - 18 €.
Eben jenes in Lübeck auf jeden Fall einzigartige Angebot war es, was mich so sehr auf diese Neueröffnung aufmerksam und neugierig gemacht hatte. Selbstverständlich kam meine Bestellung für diesen ersten kurzen Besuch also auch aus dieser Rubrik der Speisekarte.
Für 15 € war ich also sehr gespannt, was mir wohl bei der "Pannacotta von der Räuchermakrele" mit Orangenpüree, Wasabischaum, Chicorée und Grapefruit serviert wird.
Doch erst einmal überraschte mich einer der Serviceherren damit, dass er mir doch tatsächlich ein Amuse servierte, obwohl ich doch nur kurz für meine favorisierte Vorspeise hier eingekehrt bin. Ein weiterer Beweis für diese tadellose Gastfreundlichkeit.
Im kleinen Gläschen machte ich mich also an den Gazpacho-Shot aus Paprika, Tomate und Chili.
Gruß aus der Küche: Gazpacho aus Paprika, Tomate und Chili.
Schon diese kleine „Vor-Vorspeise“ glänzte nicht nur mit schaumiger Luftigkeit, sondern ebenso mit einem intensiven Paprika-Tomaten-Aroma, dem eine trefflich dosierte Schärfe Pepp und frische Kresseblättchen noch einen Biss beigaben.
Ein Appetizer aus dem Bilderbuch.
Sogleich konnte ich nach dieser unerwarteten Überbrückung auch die eigentlich von mir bestellte Vorspeise genießen.
Aus dem "Tapas"-Bereich: "Pannacotta von der Räuchermakrele" mit Orangenpüree, Wasabischaum, Chicorée und Grapefruit.
Im Halbkreis angeordnet erwarteten mich 3 Türmchen der Räuchermakrelen-Pannacotta mit einem filigran angerichteten Chicoréesalat und ebenfalls jeweils 3 Wasabischaum- und Orangenpüree-Tupfern.
Ich nehme es gerne wieder vorweg: wie schon beim Amuse bewies das Küchenteam auch hier ihr Können in Handwerk und Geschmackskomposition.
Der perfekten schnittfesten Konsistenz der Pannacotta folgte auf der Zunge nicht nur ein angenehmer Schmelz, sondern auch ein klares Räucherfisch-Aroma, dass einen sofort zu den fangfrischen Qualitäten Travemünder Fischkutter transportierte.
Erfreulich gewählt war für mich auch die begleitende Melange aus dem knackigen und saftigen Chicoréesalat mit Wasabi-Schaum und Orangenpürree. Sie hüllten das Fischaroma nämlich nicht in ein gefälliges süß-saures Gewand, sondern gaben ihm mit angenehm eingesetzter Bitterkeit und Schärfe einen ganz spannenden geschmacklichen Eindruck.
Erbsenkresse und Chips von Blutorange und Chicorée untermalten dieses Bild zusätzlich zu dem Crunch-Effekt.
Ich war geschmacklich von diesen zwei Gaumen-Teasern so positiv überrascht, dass die Serviceherren da mal wieder meinen kulinarischen Redeschwall ertragen mussten.
Wenn das nicht Lust auf mehr macht, was dann?
Zum Schluss bleibt mir von diesem Mini-Besuch im "neuen" Restaurant "Lübecker Hanse" also folgender, zusammengefasster Eindruck.
Selbstverständlich haben die neuen Inhaber gut daran getan, dieses geschichtsträchtige und von Antiquitäten geprägte Ambiente beizubehalten und das Ruder nicht mit Zwang auf ein "leger modernes" Interieur zu reißen. Somit strahlt das Restaurant nach wie vor den einzigartigen Charme aus, der zur historischen Altstadt perfekt passt und in dem man leicht in eine gemütliche Stimmung kommt.
Der Service hat sich an diesem frühen Abend für mich mit der Offenheit, Zugewandtheit und gästeorientierten Freundlichkeit ebenso vollkommen positiv im Gedächtnis verankert.
Nicht nur überzeugen, sondern sogar begeisternd überraschen konnte mich auf jeden Fall auch der wohl wichtigste Teil dieses Gastro-Besuches: die Kulinarik. Der schöne Einfall der "deutschen Tapas", der Hauptgerichten ihre Schwere nimmt und dabei doch den kräftigen Geschmack erhalten soll, ging bei der von mir probierten "Pannacotta von der Räuchermakrele" erfreulicherweise auch voll auf. Hier und auch bei dem kleinen Gazpacho-Gruß bewies man seine Versiertheit und gleichzeitiges Gespür für geschmackliche Ausgewogenheit und Kombination.
Dem Preis von 15 € war somit sowohl die gebotene Qualität, als auch der Geschmack absolut würdig, sodass sich bereits für diese Vorspeise ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis ergibt.
Für meine gastronomischen Vorlieben hat sich der Besitzer-Wechsel in diesem Traditions-Lokal also absolut gelohnt und ich würde die neue "Lübecker Hanse" auch ganz oben auf meine persönliche Empfehlungsliste für alle setzen, die der (nord-)deutschen Kulinarik frönen, aber dabei auch gleichzeitig etwas Abwechslung und frische Ideen genießen möchten.