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Mittlerweile hat man die Sofas aus den Räumlichkeiten im Erdgeschoss an der nordöstlichen Ecke des St.-Aegidien-Platzes jedoch entfernen und leider seine Schließung bekannt geben müssen.
Im Oktober 2021 wurden diese aber erneut mit einem Cafe-Angebot gefüllt, welches sich bis heute "Cafe Konvent" nennt. Eine Startup-mäßige Neueröffnung blutjunger Selbstständiger, die auch perfekt in die von mir hier schon so oft erwähnte "Fleischhauerstraße" passen würde, welche ja auch zum Pol für kleine Gastronomien mit Berlin-mäßigem Hippster-Flair geworden ist.
Nur selten wurde ich beim Ausprobieren dieser neuen Lokale jedoch enttäuscht, sodass ich mich auch für das "Cafe Konvent" nicht von der manchmal etwas übertrieben lässigen und sich selbst bzw. "Carpe diem"-feiernden Darstellung in einschlägigen sozialen Medien abschrecken ließ. An einem späten Mittag kehrte ich darum hier für einen ersten Eindruck ein.
Außenansicht.
Sitzmöglichkeiten unter freiem Himmel an der Aegidienkirche.
Eines lässt sich zum Konzept des "Konvent" aber bereits zu Beginn feststellen: Bei der Lübecker Bevölkerung genießen sie damit andauernd hohen Andrang und Zuspruch. Weder an Werktagen und schon gar nicht an Wochen- und Feiertagen findet man den Gastraum oder Freisitz an der Ecke der Aegidien-Kirche vollkommen verwaist vor. Da braucht es schon sehr widrige Wetterbedingungen, dass die Gäste sich lieber in den eigenen 4 Wänden verschanzen, wie es lustigerweise an diesem norddeutschen Frühherbst-Tag auch sein sollte. Stattdessen brummte also im Innenbereich selbst zur eher Café-ungewöhnlichen frühen Nachmittagszeit voll der Bär und ich war froh, noch einen kleinen Zweiertisch so spontan ergattern zu können.
Das ist vor allem auch deshalb ein recht gutes Vorzeichen zur hier gebotenen Qualität, da sich das Cafe keinesfalls an einer touristischen Hauptader der Altstadt befindet. Aufmerksam wird man auf es nur, wenn man Lübecks Innenstadt wirklich detailliert erkundet, oder wenn man eben zur einheimischen Bevölkerung gehört, die es irgendwann eventuell auch zufällig oder per Mundpropaganda hierher verschlägt. Ich würde also behaupten, dass ein überragender Prozentsatz der hier einkehrenden hohen Gastanzahl also bereits Stammkunden sind, die sich eines guten Angebotes sicher sind.
Die Theke.
Ein Teil des Gastbereiches.
Die Atmosphäre und damit das Ambiente spielen hier also durchaus eine gewichtige Rolle, haben sie doch auf das Wohlbefinden der Gäste einen deutlichen Einfluss. In diesem Bereich hat man den Innenraum des denkmalgeschützten Hauses dekorativ recht nüchtern gehalten. Die Theke ist hier auch räumlich das Herzstück und befindet sich zwischen den beiden antik-angehauchten Säulen, die sich in mitten des Raumes befinden. Farbe hat man den Wänden nicht zusätzlich verliehen, nur rechts von der Theke thront das weiße K als Emblem des "Konvents" riesengroß auf schwarzem Hintergrund. Diesen schwarz-weiß Kontrast hat man auch bei den Tischen beibehalten, die in beiden Färbungen ebenso gleichmäßig verteilt sind wie auch die einfachen, schwarzen und weißen Holzstühle. Letztere werden noch mit Exemplaren in Naturholz-Optik ergänzt. Weitere Einrichtungselemente beschränken sich auf reichlich gefüllte Getränke-Regale und erfreulicherweise auch ein paar Topfpflanzen für einen lebendigeren Touch. Insgesamt ergab sich somit für mein persönliches Empfinden ein sauberes und wertiges Interieur, dass einen aber weniger damit "warm werden" lässt.
Toiletten befinden sich eine Treppe weiter unten im UG, waren an sich sauber, wenn auch nicht die allermodernsten, was sich in so einem denkmalgeschützten Gemäuer aber wohl auch nur schwer renovieren lässt.
Verständlich ist es daher, dass der Außenbereich unter den Bäumen des Kirchplatzes stets gefüllt ist, wenn die Wetterbedingungen eben nicht zu widrig sind. Jedoch muss man auch hier erwähnen, dass sich das Platzangebot auf sehr einfache, runde 2-Personen-Klapptische samt Klappstühlen In Biergartenqualität handelt, welche auf dem Kopfsteinpflaster mit Sicherheit noch ein großes Wackel- und Kipp-Potential haben.
Das kulinarische Angebot beruht vor allem auf 2 Säulen: Kaffeespezialitäten und Frühstücks- bzw. Snack-Speisen. Trotzdem gewährt auch hier eine Vitrine an der Theke eine kleine Kuchen- und Backwarenauswahl. An ein Cafe, das z.B. nur an eine Bäckerei angeschlossen ist, erinnert das „Konvent“ jedoch wahrlich nicht, was natürlich auch an dem bereits beschriebenen räumlichen Verhältnis von Theke zu Gastbereich und der Aufmachung liegt.
Damit ist das "Cafe Konvent" wahrlich als Einkehr- und Verweil-Lokalität und nicht als Take-Away-Station zu bezeichnen. Diese Ausrichtung reiht sich sehr gut in das ein, was auch das vorangegangene "Cafe Sofa" einst bieten wollte: Einen Ort der Zusammenkunft zum Start in den Tag bzw. dessen vorabendliche Stunden.
Laut Facebook, Instagram und Co. ist man kulinarisch gesehen dabei natürlich vor allem Stolz auf seine Barista-Fertigkeiten an dem Altar namens Kaffeemaschine, sowie auf sein natürlich hausgemachtes Sauerteigbrot, das mit Liebe und Zeit zu einer Qualität gebracht wird, die mehrere Stufen über dem Supermarkt- oder Ketten-Angebot liegen soll.
Wie man es aus den meisten Cafes kennt, gibt es auch im "Konvent" das Frühstück in verschieden zusammengestellten Varianten, um jedem Geschmack und Hunger eine passende Option bieten zu können (3,9 - 12,9 €). Erfreulich ist dabei bereits zu lesen, dass sich diese Varianten nicht nur, wie man es häufig hat, im Umfang von Aufstrichen, Aufschnitten oder Backwaren voneinander unterscheiden, sondern durchaus ganz eigenständige Gerichte sind.
Das reicht z.B. von der einfachsten Variante aus Croissant und Konfitüre bei der "Pariser"-Variante bis zu einer "Öko Schüssel" mit Joghurt (auch vegan möglich), Granola, Früchten, Nüssen und Ahornsirup. Dazwischen sorgen "Cashew Pancakes" ebenso für Abwechslung, wie das "Easy Avocado Breakfast" aus Brot, Avocado- und Auberginencreme, sowie zusätzlich Butter und natürlich einer Kombination aus Bio-Rührei und Sauerteigbrot.
Zudem veredelt man sein hausgemachtes Brot in der Rubrik "Stullen" noch mit verschiedenen Auflagen (11,5 - 13,9 €), wie z.B. bei "Funghi" mit Pilzen, Feta, gerösteten Sonnenblumenkernen und Pilz-Frischkäse, oder bei "Pagels Pesto" mit Radieschenpesto, Krautsalat und Knoblauch-Bohnen.
Auch die Fleischliebhaber müssen sich hier keine Sorgen machen, denn ganz deftig platziert man bei der "Almstulle" Leberkäse, Senf und Bio-Spiegelei auf dem Brot.
Für mich sollte bei diesem ersten Besuch jedoch ein weltweiter Klassiker der Gradmesser für Qualität und Küchenhandwerk sein. So hoffte ich beim "Egg Benedict", entgegen der Annoncierung in der Speisekarte, auf ein pochiertes Bio-Ei (und nicht Spiegelei) auf einem frischen Brot mit Avocadocreme und natürlich selbstgemachter Sauce Hollandaise. Das ließ der Preis von 11,9 € für mein Empfinden zumindest erwarten.
Aus diesem Grund fragte ich bei der Bestellung einfach nach, ob man mir die Eier denn nicht auch dem Klassiker entsprechend zubereiten könnte, damit die Vorfreude auf ein cremig verlaufendes Eigelb doch noch gestillt werden konnte. Leider konnte man mir diesen Wunsch nicht erfüllen, womit ich auch gleich noch einen kurzen Abschnitt zum Service ergänzen möchte. Volle Punktzahl hätte eine solche Flexibilität schon bedingen dürfen. Drei junge Leute kümmerten sich im Lokal um das erwähnt hohe Gastaufkommen. Eine junge Dame kümmerte sich um den Tresen, während zwei Männer wahrlich gut im Raum rotierten. Trotzdem blieben sie stets freundlich und ich wurde auch sehr fix mit Bestellung, Service und Bezahlung versorgt. Übung und Routiniertheit strahlten sie also definitiv aus, an anderen Tischen wurde auch in Englisch gut kommuniziert.
Positiv sei noch zu erwähnen, dass beim Servieren obligatorisch nach dem Wunsch von Salz und Pfeffer gefragt wurde, woraufhin auch echte Mühlen gebracht wurden.
Von der Basis her lässt sich am Service also nichts aussetzen, ein Pünktchen nach oben bleibt wie erwähnt aber noch übrig. ;)
Nach nicht einmal 10 Minuten stand dann folgender Teller vor mir
"Egg Benedict" - Bio-Spiegelei auf frisch gebackenem Sauerteigbrot mit Avocadocreme und Sauce Hollandaise.
Eines lässt sicher gleich das Bild beim Vergleich zu den Mühlen erkennen: da lag ein ordentlicher Kaventsmann an Backware auf dem schwarzen Teller. Stolz ist man hier ja wie erwähnt auf sein hausgemachtes Sauerteigbrot, aber da kamen mir zunächst doch Befürchtungen, dass dies eine trockenere Angelegenheit wird. Ordentlich Rucola, feine Betenscheiben, sowie eine eher dekorative Cocktailtomatenhälfte und ein Stück Passionsfrucht versprachen da auch weniger saftige Unterstützung, wie der ebenso eher dünne Avocadobestrich. Genannte Frucht empfand ich aber tatsächlich als pfiffige Zugabe, lieferte sie doch zwischendurch einen süß-säuerliche Abwechslung. Das macht übrigens auch der schwarze und weiße Sesam mit etwas Knack und Nussigkeit.
Ansonsten waren Rucola und Beete von der Qualität her im Standardbereich angesiedelt, letztere sogar leicht trocken.
Nun aber wieder zurück zur eingangs erwähnten Befürchtung, die ich gerne mit einem weiteren Bild aufklären möchte.
Die inneren Werte zählen: fluffige Krume trifft auf flüssiges Eigelb.
Der Anschnitt des Brotes offenbarte ebenso wie der Eindruck am Gaumen, dass man hier zurecht stolz auf sein eigenes Backwerk sein darf. Eine rösche Kruste umgab hier eine wunderbar geporte, luftige Krume, die von Trockenheit so weit entfernt war, wie dieser regenfeuchte Tag vom trockenen Sommer. Es überzeugte mich wirklich vollumfänglich und mehr Avocadocreme hätte ich auch deshalb gar nicht gebraucht, weil der reine Geschmack des Brotes an sich schon eine echte Freude war.
Dazu zeigte die Küche, dass sie das Spiegelei doch wirklich beherrscht, wenn sie schon nicht das Pochieren spontan präsentieren wollte. Das Weiß optimal gegart, das Gelb schön glänzend und cremig zerlaufend umschmeichelte das luftige Brot wirklich sehr gut.
Zu guter Letzt ließ sich die Streifenkunst mit der Hollandaise angesichts des „hippen Flairs“ sicher vorhersehen (befürchten). Das reichte für die benötigte Fettigkeit bei diesem Klassiker jedoch aus. Auf Nachfrage wurde wenigstens ehrlich zugegeben, dass diese Hollandaise nicht hausgemacht ist. Das stellte sich aber zum Glück nicht als geschmacklicher Nachteil heraus, vor allem auch angesichts der guten Hauptdarsteller Brot und Ei stellte.
Mit seinem „Egg Benedict“ lieferte mir das „Konvent“ in der Gesamtheit also wirklich eine absolut zufriedenstellende Brotzeit. Im Detail darf man dann aber auch nicht ignorieren, dass zum Beispiel einige vegetabile Mitspieler (Ruccola, Bete) nicht mit voller Frische überzeugten, die Hollandaise zugekauft war und auch beim Ei nicht die pochierte Klassik gezeigt werden konnte. So schließt sich dann der Bogen zum PLV, dass angesichts 11,9 € von allen Kategorien leider für mich den größten Abzug unvermeidlich erhalten muss.
Aus dem geschilderten gibt es, wie gewohnt, für mich also zu den einzelnen Kategorien nochmal folgendes zusammenzufassen:
Das historische Backsteinhaus versprüht zusammen mit der gleich in der Nachbarschaft gelegenen Aegidienkirche natürlich eine besondere, historische Atmosphäre, die lebendig atmet und dem Gast somit ein gutes und entschleunigendes Gemüt verleihen sollte.
Hinsichtlich der Inneneinrichtung des Lokals beschränkte man sich auf eine schlichte und nüchterne Möbel- und Farbausstattung. Hier fände ich etwas mehr Stoff oder Farbe persönlich noch besser, um auch dem Gastraum die Kühle der alten Gemäuer zu nehmen (das war z.B. im Vorgänger "Cafe Sofa" durch eben jene gepolsterten Sitzmöglichkeiten passend integriert).
Trotzdem lässt sich an der Sauberkeit und Qualität der Einrichtung aber nichts bemäkeln, sodass man doch gerne auch im Innenbereich verweilen kann.
Der Service der jungen Herren überzeugte mit Aufmerksamkeit und Tempo bei gleichzeitiger Freundlichkeit. Zur Topnote hätte es wie gesagt noch die gewisse Spontanität beim „Egg Benedict“ sein dürfen.
Bei dieser von mir bestellten Brotmahlzeit konnte man vor allem mit Brot, Ei und Creme eine Freude bereiten. Angesichts des Preises von 11,9 € bleibt mit dem Verzicht auf die Pochier-Cremigkeit zugunsten der einfacheren Spiegelei-Variante, sowie der zugekauften Hollandaise dann aber doch noch etwas zum Maximum auf der Strecke.
Somit war der aufgerufene Preis am Ende für mein Empfinden dann doch etwas zu hoch gegriffen.
Summa Summarum lässt sich der gute Zulauf im "Cafe Konvent" also durchaus verstehen und begründen, sodass ich es, vor allem jedem Backwaren-Fan, schon empfehlen würde. Eine uneingeschränkte Lobeshymne ist es aber ehrlicherweise aber auch nicht.