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Ramen findet man nun, dem allgemeinen Gastro-Trend folgend, bereits an mehreren Stellen in der Altstadt. Allerdings war es eine Kategorie der „Rice-Sparte“, die mich dann doch besonders auf dieses neue Lokal aufmerksam machte.
„Donburi“ kann sozusagen als die Urform der allseits bekannten „Bowls“ bezeichnet werden, die aus Japan stammt. Hierbei wird eine Schale mit Reis als Fundament belegt und dann, ähnlich der Nudel-basierten Ramen, durch verschiedenste Auflagen vielfältig gestaltet.
Da ich dies noch nirgends auf einer Speisekarte in Lübeck sah und mich zudem das sehr zum austesten animierende Preis- und Portionsgrößen-Niveau aufhorchen ließ, war der Entschluss zu diesem ersten Besuch an einem frühen Freitag-Nachmittag schnell gefasst.
Außenansicht.
Zu finden ist das fast schon eher als Bistro-Restaurant-Hybrid zu bezeichnende Lokal in einem weiß verputzten Haus gegenüber den ikonischen Hafenschuppen an der Untertrave. Vormals residierte hier das Irish Pub „Old Inn“.
Interieur.
Während die Außenansicht also recht „unschuldig“ und unspektakulär wirkt, zeigt sich im Innenraum ein gänzlich anderes Bild.
Auch ohne Wissen um den vorherigen Pächter, merkt man die Irish-Pub-Vergangenheit der Räumlichkeit auf Grund der nach wie vor grünen Tapeten in Kombination mit viel dunklem Holz durchaus.
Die Bar.
Trotzdem hat man deutlich versucht, das kleine Lokal mit asiatischer Atmosphäre zu füllen. Bei den schönen roten Lampions über der Barzeile ist dies für mich wirklich gut gelungen.
Poster sind die neue „Tapete“ an Wänden und Decke.
Die zahlreichen Bilder, Poster und Aufkleber mit asiatisch-japanischen Motiven, die teilweise sogar die Decke auskleiden, wirken auf mich hingegen deutlich überfrachtet, womit das ganze Interieur einem nicht zu verleugneten Kitsch-Faktor nicht entkommen kann.
Klar, die Irish Pub Einrichtung grenzt wohl schon fast an Denkmalschutz, doch eine komplette Überholung des Ambientes mit eher reduziertem asiatischen Touch hätte dem Gesamteindruck für mich wohl besser getan. So wirkt es dann doch im übertragenen Sinne eher, als wenn man eine Großreklame mit vielen kleinen Stickern und Postern zu überkleben versuchte.
Hinsichtlich der Sitzmöglichkeiten könnte einiges an Mobiliar ebenfalls noch aus dem Irish Pub stammen. Allen voran natürlich die lange Wandbank mit den dunklen Tischen gegenüber der Bar, die passend zu Wand nach wie vor mit grünen Sitz- und Rückenpolstern ausgestattet ist. Die dem gegenüberliegenden gepolsterten Stoffsessel scheinen hingegen recht neu und wirken auch wirklich bequem. So weisen also lediglich die Barhocker keine Polsterung auf, womit ich die Sitzqualität im Lokal als sehr gut bezeichnen würde.
Während meines kurzen Besuches war gerade ein junger, passend zum Restaurant ebenfalls asiatisch-stämmiger Mitarbeiter im Restaurant zugegen, der sehr gut deutsch sprach. Trotz nicht vorliegender Reservierung wurde mir nach freundlicher Begrüßung gerne eine freie Platzwahl gewährt, was angesichts des zu dieser Zeit fast leeren Lokal aber andere auch verwunderlich gewesen wäre.
Im weiteren Verlauf agierte er ebenfalls mit der bekannten ostasiatischen Höflichkeit. Positiv konnte ich auch bei nach mit eingekehrten Gästen beobachten, dass Hunde nicht nur erlaubt, sondern auch ungefragt mit einem Wassernapf versorgt wurden.
Bis zur Bezahlung und zum Abschied war er zugegen und aufmerksam.
Das japanisch-asiatische Angebot im „Momiji“ setzt sich erfreulich von dem der „üblichen“ Pan-Asiaten ab. Der erkennbare „Bistro-Charakter“ zeigt sich bereits dadurch, dass die Karte nicht im Hauptteil mit verschiedenen Deklinationen von Hauptgerichten aus Saucen und Protein überladen ist. Vielmehr beschränken sich die Speisen auf 4 wesentliche Kategorien.
Ganz vorne steht, wie bereits im Namenszusatz des Lokals, natürlich die Ramen-Nudelsuppe. Gleich 14 Varianten unterscheiden sich hier in der Art der Brühe (Miso, Shio etc.), der Beigaben (vegetarisch, mit Hühnchen oder mit Schweinefleisch) und vor allem auch dem Schärfegrad. Auch wenn die Karte nicht künstlich aufgebläht wirkt, so könnte die Vielzahl der Variationsmöglichkeiten in Verbindung mit dem knallig gestalteten Design, wie schon beim Interieur, zunächst überfordern. Es lässt sich nicht nur häufig die Schärfe ändern, sondern auch das Hinzufügen von einzelnen Zutaten wird dem Gast offeriert.
Zudem schreckt man auch nicht David zurück, deutlich von der Tradition abzuweichen. Ein gutes Beispiel ist hier wohl die „Trüffel Chicken“ Version - aber da bin ich, wie beim Sushi, nicht gleich von der vorverurteilenden Sorte, denn auch so etwas kann eine bereichernde Neuinterpretation sein.
Auf den Preis braucht man bei seiner Wahl dabei nicht zu schauen, denn mit einer Reichweite von 14-17€ gibt es dabei nur überschaubare Unterschiede.
Die weiteren 3 Kategorien stellen, schon allein vom Preisgefüge her, eher Vorspeisen und Snacks dar. Zum einen sind das bekannte Klassiker wie Edamame, Wakame, Gyoza oder Frühlingsrollen für ~5€.
Weiterhin ergibt sich mit den „Bao Buns“ für ebenfalls ~5 € ein moderner chinesischer Einschub.
Zuletzt findet sich dann die Seite mit den bereits in der Einleitung erwähnten „Donburi“-Reisschalen in 5 Ausführungen zu stets 6,9 €. Diese lehnen sich mit Hähnchen, Schwein, Garnelen und Tofu an die Varianten der Ramen an.
Mich persönlich sprach dabei „Donburi Karaage Curry Don“ mit frittierten Hähnchenstücken in Currysauce am meisten an und wurde auch prompt gewählt.
Dass es sich hierbei um ein asiatisches Imbiss-Street-Food handelt, wurde schon einmal vorweg dadurch klar, dass ich geschätzt 5 Minuten warten musste, bis es mir auch gleich serviert wurde.
"Donburi Karaage Curry Don“: Reisschale mit frittierten Hähnchenstücken in Currysauce.
Doch angesichts des Gerichts verwunderte das auch nicht, denn tatsächlich füllten nur 3 Bestandteile die Schale.
Zum Verspeisen erhielt man einen großen Suppenlöffel, den man zwar eigentlicher zu den Ramen kennt, aber auch hier durchaus handlicher als die obligatorisch am Platz liegenden Stäbchen war, denn so konnte man Sauce und Reise schön zusammen aufnehmen.
Die Basis dieses eben auch ursprünglich einfachen, asiatischen „Fast Food“ bildet eben der Reis am Boden der Schale. Er war für meinen Geschmack genau richtig gegart mit angenehmen Biss. Dass es sich zudem um eine klebrige Sushi-Sorte handelte, bereitete meiner persönlichen Vorliebe ebenfalls Freude.
Die besondere, geschmackliche Note erhoffte ich mir nun natürlich noch von der Currysauce, denn es hätte das Karaage durchaus auch in einer „blanken“ Version ohne diese gegeben. Sie war zwar für eine Soße sehr zähflüssig, aber nicht zu stark angedickt. Das ging aber gleichzeitig mit einem kräftigen Curry-Geschmack einher. Diese war würzig, aber ohne Schärfe und zudem erfreulicherweise nicht zu süß.
Etwas Sesam war zudem nicht nur reine Deko, sondern trug auch durchaus kleine nussige Akzente zum Curry bei.
Diesem Sättigungsfundament fügten in der von mir bestellten Variante ein Topping aus zwei frittierten Hähnchenstücken den erhoffen Crunch und Herzhaftigkeit hinzu.
Mit ihnen bewies das Küchenteam zudem, dass sie das japanische Tempura-Frittierhandwerk definitiv beherrscht. Der Teig war eine knusprige Wonne, ohne aber zu dick zu sein. Daraus folgte nicht nur ein guter Fleischanteil, sondern auch dessen Freude bringende Saftigkeit.
Natürlich war dies ein denkbar simpel gestaltetes Gericht, aber das wirkte nicht nur angesichts des Preises von 6,9€ nicht deplatziert, sondern ließ auch im kulinarischen Eindruck weder bei Geschmack noch bei den Konsistenzen etwas Gravierendes vermissen. Einfach gemacht, aber auch einfach lecker.
Zusammengefasst nehme ich vom „Momiji - Ramen & Rice“ in Lübeck also folgenden Eindruck mit.
Der Charakter des vorher hier ansässigen Irish Pubs ist bei der Einrichtung wie gesagt nach wie vor sichtbar. Leider wurde dies für mein Empfinden mit zu viel asiatischer, moderne Deko überstrichen und wirkt somit doch zu überladen und knallig.
Am Zustand der Tisch- und Sitzmöbel gibt es hingegen nichts auszusetzen.
Auch am Service lässt sich für mich nichts Schwerwiegendes bemängeln, denn der junge agierte nicht nur freundlich, sondern auch aufmerksam und Gastorientiert.
Die Speisekarte hebt sich mit dem klar eingeteilten Angebot in Ramen, Snacks/Vorspeisen und eben den Donburi-Reisschalen für mich erfrischend von üblichen Asia-Tempeln ab. Auch wenn mit viel Variationsmöglichkeit Experimentierfreude gewährt wird, wirkt das Ramen-Angebot auch hier manchmal etwas verwirrend.
Qualitativ und geschmacklich konnte die von mir gewählte „Donburi“ Reisschale mit frittierten Hähnchen und Currysauce in ihrer Simplizität auch ebenso unkomplizierten Genuss bereiten.
Dem im Vorspeisensegment rangierenden Preis von 6,9 € machte also nicht nur der Genuss, sondern auch die Portionsgröße mehr als wett.
Sicher ist das „Momiji“ wohl eher auf die jüngere Generation und moderner zugeschnitten, als sich das mancher vielleicht von einem asiatischen Restaurant erwarten würde. „Zu Hipp“ könnte da wohl von mancher Seite angekreidet werden. Doch mir konnte es nicht nur das Ausprobieren der für mich neuen „Donburi“ ermöglichen, sondern mich dabei auch satt und absolut zufrieden stellen.
Wer also gastronomisch aufgeschlossener ist, dem sei eine Einkehr in das „Momiji“ für mich zu empfehlen.