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Nachdem ein für den letzten Samstag geplanter Ausflug in die aus dem coronabedingten Dornröschenschlaf aufgewachte Gastroszene im wahrsten Sinn des Wortes ins Starkregenwasser gefallen war, sollte es gestern dann aber unbedingt passieren. Schon zur Mittagszeit hängte sich meine Allerliebste ans Telefon auf der Suche nach einem Restaurant-Tisch für den Abend; im zweiten Anlauf (Im "Adler" war niemand ans Telefon gegangen) konnte im "La Veccia Dogana" gebucht werden. Sekunden später rief der "Adler" zurück, aber da waren wir ja bereits "vergeben"; der Besuch dort wird aber in Bälde nachgeholt; jetzt dürfen wir ja wieder.
Gegen 18:30 Uhr trafen wir in der "Dogana" ein; Papa Pitittu lehnte zum Küchenfenster heraus und grüßte freundlich herüber, als wir aus dem geparkten Auto stiegen. Da mein Schatz den Fahrdienst übernommen hatte, durfte ich also binnen Kürze dem ersten frischgezapften Bier seit knapp acht Monaten entgegensehen. Dabei greife ich jetzt ein bisschen vor; ich war nämlich, der Not gehorchend, da es nur eine Sorte Fassbier gab, so frei, zwei Bitburger dicht aufeinander zu trinken. Ein Bier, das ich normalerweise nicht anrühre. Damit wars dann aber auch gut.Bevor wir Platz nehmen konnten liess sich Mama Pitittu von uns die Impfausweise zeigen; anschliessend hatten wir die Wahl zwischen "drinnen" oder "draussen". Wir entschieden uns für "draussen", obwohl wir damit im strengsten Sinne auch "drinnen" waren, denn Familkie Pitittu hatte auf der recht großen Terrassse ein Party-Zelt aufgebaut, in dem wir an einem der sieben Tische Platz nehmen durften. Drinnen "drinnen" wollte offenbar niemand sitzen, denn so nach und nach füllte sich das Zelt; am Ende blieb nur ein Tisch unbesetzt. Es war förmlich mit den Händen zu greifen, dass fast alle Gäste sich riesig darauf freuten, nach so langer Zeit wieder an einem gedeckten Tisch zu sitzen und sich bewirten zu lassen. Nur einem mittelalten Paar war keine Freude anzusehen; man latschte zum zugewiesenen Tisch so wie die Sau zum Trog, anders kann ich es nicht beschreiben. Zwischenzeitlich nahm auch Sohn Pitittu, seit unserem letzten Besuch sichtbar um einige Kilo schwerer und nun mit Vollbart, nach wie vor um einen munteren Spruch nicht verlegen, am Service-Geschehen teil. Wir wurden mit Speise- und Weinkarte versorgt, zusätzlich wurde die Schiefertafel mit den Tagesangeboten (Alles muss raus!) neben unserem Tisch aufgebaut. Hatte sich meine Allerliebste zuhause nach dem Studium der "Dogana"-Speisekarte noch für das fünfgängige "Menü des Monats" erwärmt, war dieses vor Ort nun für sie aus dem Rennen. Stattdessen wählte sie von den Schiefertafelangeboten als Vorspeise das "Pulpo-Carpaccio an Zitronenvinaigrette" (EUR 11,50) und als Hauptgericht von der Normalkarte die "Calamaretti alla griglia mit Spaghettini aglio olio" für EUR 23,50. Genau dieses Gericht hatte ich mir schon zuhause ausgesucht gehabt, während ich dort eine für mich geeignete Vorspeise nicht hatte finden können; da das Pulpo-Carpaccio mir verlockend schien, nahm ich es auch. Wir sollten unsere Wahl nicht bereuen. Als Getränke wählte ich die schon vorab erwähnten zwei Bitburger; schade, dass es Weizen nur aus der Flasche gab, das wäre ansonsten eine willkommene Alternative gewesen. Zum Essen nahm ich einen Cirò bianco (0,25l EUR 6,00), den ich von vorausgegangenen Besuchen noch in guter Erinnerung hatte, und als Digestif einen Grappa Straveccia Riserva für EUR 5,50. Ausserdem orderten wir noch kohlensäurefreies Aqua Panna (0,5l EUR 3,80) für Madame und San Pellegrino (0,5l ebenfalls EUR 3,80). Und harrten der Dinge, die da kommen sollten.
Und sie kamen; zunächst kam nach ersten Getränken der Küchengruß; Bärlauch verfolgt einen derzeit auf Schritt und Tritt, auch hier konnten wir ihm nicht entrinnen. Es gab ihn als Bärlauchmus zu einer kleinen mit Ricotta gefüllten Crêpe-Tranche. Nicht so unbedingt meins; meiner Begleiterin hats gut gefallen. Große Zustimmung beiderseits fand das Pulpo-Carpaccio; hauchdünn geschnitten und in einer kleinen Lache von Zitronenvinaigrette liegend, geschmacklich einwandfrei und auch das Auge kam auf seine Kosten. Wass für ein Kracher als Einstieg; lange her, dass ich ein solch vorzügliches Pulpo-Carpaccio gegessen habe. Wir spendeten deshalb auch ordentlich Lob als Mama Pitittu zum Abräumen der Teller an den Tisch kam. Genau so eine Augenweide wie die Vorspeise waren auch die Teller mit dem Hauptgericht und genau so hammermässig war das Gericht geschmacklich; hier hätte selbst der größte Kritikaster nicht das geringste sprichwörtliche Haar in der Suppe gefunden. Eine glatte Eins in der A- wie auch in der B-Note! Das berühmte "Tüpfelchen auf dem I" wäre gewesen, wenn die kleinen Tuben mit Krebs- oder Muschelfleisch gefüllt gewesen wären.
Fast hätte ich vergessen, das meine Herzallerliebste sich mit der "hausgemachten Cassata" zu EUR 8,50 noch ein Dessert bestellt hatte. Es mundete ihr nämlich ausgezeichnet, ein Kostehäppchen für mich konnte durchaus überzeugen, und haus- bzw. selbstgemacht war diese Cassata allemal.
Fazit: Ohne jetzt angesichts unseres ersten Restaurantbesuchs seit vielen Monaten gleich in Euphorie zu verfallen kann ich einfach nicht anders: für "Essen" muss ich, nachdem ich diesen Bereich nach den Silvesterbesuchen soweit ich erinnere jeweils mit viereinhalb Sternen bewertet hatte, diesmal zur Tafel mit der Höchstnote greifen! Alles unter fünf Sternen kommt nicht infrage. Und zum Ambiente mit der "draussen drinnen"-Lösung sprich dem Partyzelt ist zu sagen, dass es früher auf der nackten Terrasse auch am Abend häufiger etwas laut war; die deutsch-französische Grenze ist gerade mal knapp 200m weit weg, "Veccia Dogana" heisst ja nicht grundlos "altes Zollhaus" und der kleine Genzverkehr beschränkt sich nicht auf drei oder vier Autos pro Stunde. Die Zeltwände dämpfen die Fahrgeräusche der Strasse ganz ordentlich; das Zelt bringt die Ambiente-Wertung deshalb auf vier Sterne. Die gleiche Sternenzahl gibt es für den aufmerksamen unaufdringlichen und flotten Service von Mutter und Sohn sowie für das Preis-/Leistungsverhältnis, das in früheren Zeiten nicht immer so ganz stimmig war. Der Bereich "Sauberkeit" erhält von mir obwohl ich weder die Nassräume noch die Küche inspiziert habe, fünf Sterne; sovieo Vertrauen muss sein. Gerne kommen wir mit Tochter und Schwiegersohn bald mal wieder vorbei; fünf Jahre soll es nicht wieder dauern :-)))-