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Das ist lange her und dennoch dachte ich beim Namen „Zola“ sofort an den damals so verschmähten Literaten – auch wenn ich den Zusammenhang zu dieser Pizzabude neapolitanischer Prägung nicht wirklich erkannte.
Auf den Laden aufmerksam wurde ich übrigens durch die Webseite meines Berliner Food-Guides Nr.1, Per Meurling, dessen lesenswerte Foodstory über das „Zola“ aus dem Jahr 2015 stammt. Nach den beiden kulinarischen Ausflügen in Richtung Orient wollten wir es an jenem warmen Dienstagabend etwas italienischer angehen lassen. Der Besuch der Matrix-Diskothek stand später noch auf dem Programm. Eine kleine Stärkung vor der Club-Visite mit 40 Halbstarken konnte da nicht schaden.
Also auf zum Paul-Lincke-Ufer, das vor einladenden Gastronomien ja nur so strotzt. Auf den paar Metern Fußweg schlenderten wir an einem knappen Dutzend reizvoller Lokalitäten vorbei. Darunter das Feed Back, eine beliebte Adresse für gehobene kantonesische Küche, der nicht nur bei Bremer Gemüsespechten hoch angesehene Gourmettempel Horváth, die schnuckelige Aperitif-Bar Frau Luna, die ambitioniert auftischende, französisch inspirierte Brasserie Spindler sowie das von Omar Ben Hammou betriebene, stylish-hippe Lila Restaurant. Direkt neben Letzterem befindet sich übrigens das Zola, das nun nicht mehr durch den Hinterhof des Anwesens betreten werden muss.
Irgendwann nahm dann auch eines der Servicemädels von uns Notiz. Das „Waiting-to-be-seated-Schild“ am Eingang der Außenterrasse konnte man getrost ignorieren, da scherte sich eh keiner der Bediensteten drum. Wir setzten uns an eine der vor dem Lokal positionierten Bierbankgarnituren.
Die wohlbeschirmten Schattenplätze waren leider schon besetzt, weshalb uns die Berliner Abendsonne noch so richtig einheizte. Egal, wir wollten ja nicht so lange bleiben, da nahmen wir das bisschen Schwitzen eben in Kauf. Auch der Verzicht auf Sitzkomfort wurde vom hungrigen Lehrerquartett als nicht besonders tragisch empfunden.
Die mit einem imposanten Holzofen ausgestattete Pizzeria „Napoli“ existiert seit Januar 2015. Das einstige Hinterhoflokal hat sich von Beginn an einen guten Ruf erbacken und gilt in der Hauptstadt als feste Größe in Sachen Pizza Napoletana.
Seit Anfang 2018 gibt es noch eine Dependance direkt am Spreeufer, nämlich das etwas außerhalb im legendären Funkhaus Berlin - einer angesagten Konzert- und Eventlocation - zwischen Plänterwald und Prinzenviertel beheimatete Zola Funkhaus. Lustigerweise entdeckte ich jenes Zweitlokal ein paar Tage vorher rein zufällig, da unsere Kanu-Tour auf der Spree genau in dieser Ecke startete.
Eilig hatte es die junge Servicedame nun wirklich nicht. Aber auf der nett angelegten Terrasse mit Blick hinüber zum Landwehrkanal konnte man es ja aushalten. Die Konversation mit ihr erfolgte übrigens in englischer Sprache. Viel zu lesen gab es nicht, da die Speisenlektüre aus einem laminierten DIN-A4-Blatt bestand, auf dessen Rückseite eine übersichtliche Auswahl an Getränken gelistet war.
Frischgezapftes war leider Fehlanzeige, stattdessen kommen hier (ehemalige) Flaschenkinder voll auf ihre Kosten. Das süffige Helle von Hacker Pschorr trinkt man hier für 3,50 Euro aus der gut gekühlten 0,33l-Bügelflasche, deren Öffnungsschnalzer immer noch so viel Spaß macht wie zu Jugendzeiten.
Das Helle "pschorrte" ausgesprochen gut!
Eine Kollegin erfrischte sich mit einem Paulaner Radler (auch 0,33l für 3,50 Euro), während die andere mit der Prachtstück-Cuvée vom Assenheimer Weingut Metzger (0,2l für 5,50 Euro) ihren Deckungsbeitrag leistete.
Ohne die besagte Tanzveranstaltung mit unseren Heranwachsenden im Hinterkopf, wäre zu dieser Zeit auch ein Aperol Spritz oder ein Gin Tonic denkbar gewesen. So blieb es beim homöopathischen Vorglühen – wohlwissend, dass wir beim bevorstehenden Clubbesuch ja auch noch das eine oder andere Kaltgetränk zu uns nehmen würden.
Auch das Teigfladenprogramm war im Zola übersichtlich strukturiert. Genau zehn verschiedene Rundbackerzeugnisse neapolitanischer Art wurden angeboten. Die „Marinara“, die gänzlich ohne Käse auskam, checkte bei humanen 9,50 Euro ein. Für die „Parma“ und die „Bufalina“ musste man – den Zutaten Parmaschinken und Büffelmozzarella geschuldet – 12,50 Euro investieren. Für die Sauce zeichneten sich San Marzano Tomaten verantwortlich. Der etwas trockenere Fior di Latte Mozzarella machte den Napoli-Style vom Belag her passend.
Wir bestellten zweimal die „Margherita“ (jeweils 10 Euro) und zweimal die „Spianata“ (jeweils 12,50 Euro), die flott aus dem knapp 500°C heißen Holzofenmonster, welches den Gastraum zierte, gezogen wurden. 60 bis 90 Sekunden, länger brauchen die mit dickem und herrlich fluffigem Rand ausgestatteten Rustikalscheiben nicht, um fertiggebacken ihr unwiderstehliches Aroma zu entfalten.
Meine „Spianata“ hatte neben der namensgebenden, scharfen Salami aus Kalabrien auch Stracciatella-Käse auf der saftig belegten Platte.
La "Spianata" potente
Leider fiel die Menge des cremigen Frischkäses viel zu üppig aus und ruinierte mir so die ansonsten hervorragende Pizza Napoletana.
Stracciatella satt...
Besonders die kleinen, vom Feuer des Holzofens verkohlten Bläschen an der Kruste machten den Unterschied zu gewöhnlicher Teigware. Diesen leicht bitteren Knusper, den ich auch beim Elsässer Flammkuchen so schätze, trifft man heute kaum noch an. Viel zu ungesund, sagen die Acrylamidvermeider, zu aufwendig die Elektro-Ofen-Betreiber.
Die beiden Damen am Tisch lobten ihre deutlich frugaler anmutenden „Margheritas“ und witzelten über die weißen Stracciatella-Berge auf den „Herrenpizzen“.
La "Margherita"
Zu italienischen Frischkäse-Freunden mutierten mein Kollege und ich nicht. Zwar zügelte das rahmige Molkereierzeugnis die kalabresische Salami-Schärfe, aber leider noch viel schneller unseren Hunger. Folglich machte uns die nicht sonderlich groß ausfallende „Spianata“ Schwierigkeiten in puncto Komplettverzehr, den wir gerade so geregelt bekamen.
Auf das Tiramisu verzichteten wir dankend und machten uns bald auf in Richtung Warschauer Straße, wo der Matrix Club seine Pforten bereits geöffnet hatte und auf tanzwütiges Jungvolk wartete. Mit der üppigen Zola-Pizza im Bauch konnten mir die dort ausgeschenkten Flaschenbiere nichts mehr anhaben. Eine ordentliche kulinarische Prophylaxe ist eben doch alles.