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Am nicht mehr ganz so frühen Vormittag machte ich mich auf den Weg in Richtung Warschauer Straße, um von dort mit dem E-Roller die Umgebung („East Side Gallery“) zu erkunden. Natürlich hatte ich mein Lunch-Objekt schon im Visier.
Die in der Nähe des „Schlesis“ (Schlesisches Tor, Anm.) gelegene, von der Crew des mittlerweile geschlossenen „Da Baffi“ in Wedding betriebene Salumeria Lamuri, die seit 2013 eine feste Kreuzberger Institution in Sachen Pasta und Co. darstellt, wurde von meinem schwedischen Foodscout in den siebten Nudelhimmel („pasta lunch heaven“, Zitat) gelobt und Lust auf gut zubereitete Teigwaren hatte ich allemal.
Es war kurz vor 12 Uhr als ich dort als erster Gast des Tages aufschlug. Eine überaus freundliche und kommunikative junge Dame mit asiatischen Wurzeln stand hinter dem hölzernen Tresen und hieß mich in englischer Sprache willkommen. Ich nahm draußen auf dem vorgelagerten Freisitz, also quasi direkt auf dem Bürgersteig der Köpenicker Straße, Platz.
Das äußere, sehr einladende Erscheinungsbild
Dieser kleine Außenbereich füllte sich recht schnell mit weiteren Gästen, die scheinbar regelmäßig hier ihrer mittäglichen Affinität zum Nudligen nachgehen.
Bereits von außen versprühte diese Mischung aus Feinkostladen, Bistro und italienischer Kaffeebar unheimlich viel Flair. Hatte man aber erst die wenigen Stufen erklommen, wurde einem beim Anblick der sympathisch anachronistischen Einrichtung des Gast- und Verkaufsraumes gleich warm ums Herz.
Innenleben
Was sich da an italienischen Köstlichkeiten unter der mit Stuck verzierten Decke tummelte, hatte schon was. Besonders die an alte Zeiten gemahnenden Boden- und Wandfliesen waren echte Hingucker. Zu ihnen passte das gewollt betagte Mobiliar aus der Antiquitätenecke übrigens ganz hervorragend. Ein kleines, dem Genuss verpflichtetes Refugium – keine 100 Meter von der früheren Mauer entfernt.
Gastraum zum Wohlfühlen
Ich empfand schlichtweg Dankbarkeit und Glück, hier mein Essen einnehmen zu dürfen. Einfach dasitzen und mal die freie Zeit genießen. Zu schauen gab es ja eh genug. Allein das Beobachten der Passanten auf dem Trottoir der Köpenicker Straße animierte zu Sozialstudien.
Doch auch das Speisenprogramm wollte studiert werden. Dieses stand mit Kreide auf einer großen Schiefertafel geschrieben. Diese hing direkt neben der Eingangstür draußen an der Wand. Hinter der Theke kamen noch ein paar bekritzelte Kreidetafeln mit der Getränke- und Panini-Auswahl dazu. Auch das Speiseangebot konnte hier nochmals nachgelesen werden.
Ich zählte sieben Vorspeisen, drei Pasta-Gerichte, einen Hauptgang („Secondo“) und zwei Desserts. Mehr war nicht und mehr musste auch gar nicht. Denn das Wenige, was hier gelistet war, klang doch alles sehr verlockend und wäre sicherlich eine Bestellung wert gewesen.
Für Wein war es mir dann doch noch etwas zu früh am Tage, weshalb mir eine gut gekühlte Flasche Ichnusa „Non Filtrata“ (50cl für 4,20 Euro) von meiner Lieblingsinsel Sardinien gerade recht kam.
Ich nusa. Du auch?
Dazu gesellte sich noch ein kleines Mineralwasser (25cl) der Marke San Zaccaria aus Südtirol, das mit 2,50 Euro zu Buche schlug.
Die Getränkeauswahl
Die hausgemachten Tagliatelle mit frischem Trüffel aus Umbrien und Parmesanbutter hatte man natürlich im Programm. Sie genießen hier anscheinend einen gewissen Kultstatus, wie ich von mehreren Quellen aus dem Netz erfuhr. Doch leider bin ich kein Freund der knolligen Tuber-Ware und werde es wohl auch nicht mehr werden. Also entschied ich mich flugs für die Paccheri mit Salsiccia und scharfem (?) Löwenzahn (13,50 Euro).
Die sehr appetitlich klingende Kombination aus dicken Röhrennudeln aus Kampanien und aromatischer Fenchel-Bratwurst war genau mein Ding. Danach durfte es gerne noch ein Teller mit aufgeschnittenem Culatello di Zibello (12,50 Euro) zum „Nachtisch“ sein. So oft bekommt man den „König der italienischen Wurstwaren“ – wie dieser Premiumschinken auch gerne bezeichnet wird – bei uns ja nicht serviert. Da wurde ein etwas höherer Sättigungsgrad zur Tagesmitte gerne in Kauf genommen.
Meine al dente gekochten Pastazylinder kamen mit frisch geriebenem Grana Padano an den Tisch. Ein durchweg schmackiges Nudelerlebnis, das eindeutig von seiner aromatischen Salsiccia-Würze lebte.
Paccheri mit Salsiccia und Löwenzahn
Die grünen Löwenzahn-Blätter störten da nicht wirklich. Ganz im Gegenteil, ein wenig Grün tat nicht nur der Optik des Tellers gut. Handwerklich einwandfrei zubereitet, war das eine grundehrliche und richtig delikate Fleischsoße, die sich da zu den Teigröhren gesellte. Lediglich die Portionsgröße hätte etwas üppiger ausfallen dürfen, was übrigens auch am Nebentisch beklagt wurde.
Aber egal, ich hatte ja noch den Edelschinken aus der Provinz Parma am Start.
Culatello di Zibello
Dieser wurde mir dagegen großzügig aufgeschnitten auf einem Holzbrett serviert. Unter und zwischen den dünnen Tranchen tummelte sich etwas Grünzeug die mit Abstand besten Grissini-Stangen, die ich je genossen habe.
Detailansicht: Grissini
Die filigran-krossen Hefeteigfinger sorgten für einen tollen Knusper, während der fein marmorierte Culatello förmlich auf der Zunge zerging. Sein mild-nussiger Geschmack war die reinste Gaumenweide. Ein rundum gelungenes Werk aus Metzgers Hand, in dem kein Gramm Salzwürze zu viel steckte.
Nach solchem Schinken sollte man Straßen benennen!
Mit gutem Bauchgefühl ging es wieder per E-Roller zurück in Richtung Hostel. An dieses einfache, aber äußerst eindrückliche kulinarische Erlebnis in der Salumeria Lamuri dachte ich noch lange, war es doch in seiner schlichten Köstlichkeit ein echtes Geschmackshighlight dieser Berlinfahrt. Am Abend stand übrigens ein wesentlich mächtigeres Verköstigungsprogramm an. Aber davon erzähl‘ ich euch dann beim nächsten Mal…