Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Ich kenne die Zeiskamer Mühle schon seit vielen Jahren. Aber nur vom Hörensagen. Das liegt zum einen an ihrer Lage. Das idyllisch gelegene Hotel-Restaurant befindet sich etwas außerhalb des rund 2200 Einwohner zählenden „Zwiebel- und Gemüsedorfs“ Zeiskam, in das es mich nur noch sehr selten verschlägt.
Damals, vor 30 Jahren war das ganz anders. Mit 18 rannte ich öfter in „Zäääskäm“ rum, war zwar kein Sänger in ner Rock’n’Roll-Band, aber meine damalige Freundin kam aus dem Ort. In der „Mühle“ - wie die Einheimischen ihr bestes Haus am Platz gerne nennen -, sind wir dennoch nie eingekehrt. Als Schüler der Mainzer Studienstufe (MSS), der kurz vorm Abitur stand, war mir diese Pfälzer Traditionsadresse schlichtweg zu fein (damals spießig) und auch zu teuer.
Als ich vor ein paar Jahren dann mit dem Rad öfter in der Ecke unterwegs war, führte mich der beliebte „Kraut- und Rüben-Radweg“ mehrfach knapp am schmucken Anwesen der Familie Küspert vorbei. Aber eine Einkehr in Radfahrerklamotten – die Zeiskamer Mühle hatte seit jeher den Ruf eines besseren Lokals – hielt ich für unangemessen.
Ein weiterer Grund, warum ich hier noch nie zuvor aufschlug, lag an den weit auseinandergehenden Meinungen über die dortigen Küchenleistungen. Vertrauliche Pfälzer Gaumenscouts meinten gar, dass das Gebotene in keinem Fall sein Geld wert wäre…
Da den Propheten im eigenen Land noch nie das allerbeste Zeugnis ausgestellt wurde und einer unserer „Food-Fellas“ die „Mühle“ zu seinen gutbürgerlichen Favoriten zählt, ließ ich es an einem Donnerstagabend Mitte Februar in Begleitung zweier Genusskollegen auf einen Selbstversuch ankommen. Ohne das Fazit vorwegzunehmen, möchte ich anmerken, dass es zwar kein billiger Spaß wurde, aber in Sachen hausmannsköstlicher Horizonterweiterung ein durchweg gelungener Abend.
Die Mühlengeschichte(n)…
Die Zeiskamer Mühle ist seit über 100 Jahren im Besitz der Familie Küspert. Bis ins Jahr 1972 fungierte sie als Getreidemühle. Anfang der 70er Jahre wurde eine kleine Einkehrstube installiert, welche die eigentliche gastronomische Geburtsstunde der Zeiskamer Mühle im Jahre 1976 einleitete. 10 Jahre später kam ein kleiner Hotelkomplex mit 17 Zimmern hinzu, der im Jahr 2008 großzügig erweitert wurde. Außerdem entstand ein komplett neuer Restaurantbereich mit neuer Küche und einer holzvertäfelten Wohlfühloase für Genießer, der sogenannten Mühlenstube.
Die Mühlen-Historie im Überblick
Maik und Timo, die Söhne der Gründers Ernst Küspert, leiteten zu dieser Zeit bereits gemeinsam die Geschicke der „Mühle“. Timo Küspert hatte in der Küche das Sagen, während sich sein Bruder Maik in erster Linie für den Hotelbetrieb verantwortlich zeichnete. Doch leider verhinderten innerfamiliäre Differenzen den gemeinsamen Weg. 2020 verließ Timo Küspert schließlich die Zeiskamer Mühle. Seitdem heißt der Küchenchef Jens Rasp, der die bewährten Hausrezepte in Ehren hält und zusammen mit seinem Team eine bodenständige Frischeküche mit modernen Einflüssen auftischt.
Die Ankunft
Pünktlich um 19 Uhr trafen wir am Parkplatz auf den dritten Gaumenhelden im Bunde, den hier regelmäßig ein- und ausgehenden „Futtersucher“ aus Böbingen. Der unser Schlemmerquartett komplettierende „Vierte Mann“, den sie nicht nur in Wörth den „Präsidenten“ nennen, fehlte leider aus familiären Gründen an diesem Abend.
Auf zur Mühle!
Ich näherte mich ehrfurchtsvoll dem stimmungsvoll beleuchteten, sehr gepflegt erscheinenden Anwesen, durchschritt zusammen mit meinen beiden kulinarischen Komplizen den geschichtsträchtigen Torbogen und warf einen kurzen Blick auf den Schaukasten mit der zweiseitigen Speisenkarte, deren reduziertes Angebot ich ja bereits online studiert hatte. Die zwei museumsreifen Traktoren, die u.a. den Innenhof schmückten, sorgten für Aufsehen.
Traktoren-Museum im Innenhof
Sie standen im krassen Gegensatz zum sehr modern wirkenden, komplett verglasten Empfangs- bzw. Eingangsbereich des Hotel-Restaurants.
Da geht's rein...
Verglaster Empfangs- und Eingangsbereich
Das Drumherum
Bereits die Hotellobby vereinte Tradition und Moderne. Viel helles, wertiges Holz wechselte sich mit klaren Formen ab. Für Ruhesuchende standen bequeme Fauteuils bereit.
Im Foyer
Kinder hätten bei der liebevoll gestalteten Spielecke große Augen gemacht. An der Rezeption wurden wir freundlich in Empfang genommen. Gemäß den geltenden „Impfstatuten“ wurden unsere Nachweise kontrolliert. Danach führte man uns an der holzvertäfelten, außerordentlich geschmackvoll eingerichteten Weinstube vorbei
Blick von der Weinstube in Richtung Foyer
und bat uns links in die rustikale Mühlenstube abzubiegen, wo ein in weißes Leinen gehüllter Tisch auf uns wartete.
Impression aus der Mühlenstube
Neben der Mühlen- und der Weinstube existiert noch ein wesentlich eleganter eingerichteter Gastraum, der bis zu 80 weiteren Personen Platz bietet und häufig zu feierlichen Anlässen genutzt wird. Von hier aus blickt man auf die vorgelagerte, überdachte Sommerterrasse, auf der es sich während der Freiluftsaison sicherlich ganz idyllisch tafeln lässt. Die grünen Queichtalwiesen befinden sich schließlich nur einen Steinwurf entfernt.
Die komplett von hellem Holz eingerahmte Mühlenstube versprühte fast schon alpenländisches Flair.
Pfälzer Landgasthausidylle pur
Mit ihren gemütlichen Ecken und kleinen Nischen präsentierte sich der verwinkelt wirkende Gastraum als atmosphärisches Sinnbild rustikaler Gemütlichkeit.
Die Mühlenstube besteht aus vielen gemütlichen Ecken
Wer hier nicht sofort entschleunigt, ist selber schuld oder mag generell keine hölzernen Wohlfühlstuben, die Wohnzimmerstimmung verbreiten.
Entspannte Atmosphäre
Die Stoffservietten waren zu Bischofsmützen gefaltet, das Einfachbesteck und die Wassergläser auf Hochglanz poliert. Allein optisch machte unser zusätzlich von kleinen Brottellern, Pfeffer- und Salzstreuern sowie überschaubarer Deko bevölkerte Tisch einen äußerst adretten Eindruck.
Hinsetzen - wohlfühlen!
Von der kultivierten Umgebung auf angenehmste Art und Weise beeindruckt, widmeten wir uns den gereichten Speisen- und Getränkekarten.
„…was wollen wir trinken…?“
Die wohlsortierte Aperitif-Auswahl ließ uns gleich beherzt zugreifen. Ich gönnte mir den „Mühlentraum“ (8,50 Euro), einen mit Holunderblütensirup und Waldfrüchten versetzten Riesling-Sekt (vom Weingut Karl Pfaffmann), der als Edel-Hugo nicht gerade schüchtern bepreist war.
Der Mühlentraum-Aperitif
Mein Kollege wollte es dagegen etwas mondäner angehen lassen und entschied sich für den „falschen“ Kir Royal (7,50 Euro) einen mit Riesling-Sekt aufgegossenen Johannisbeerlikör. Tischgenosse Nr. 3 begnügte sich hingegen mit einem alkoholfreien Gesöff (6,50 Euro), bei dem der Farbe nach Orangensaft die Hauptrolle spielte.
Für die Flasche Bellaris Classic wurden urbane 7,50 Euro abgerufen, der halbe Liter Lord-Pils von der nahegelegenen Bellheimer Brauerei schlug mit satten 5 Euro zu Buche. Ein Euro pro Deziliter Bier ist in der Pfalz schon eine Ansage. Die stramme Getränkekalkulation setzte sich auch bei der gut bestückten Weinkarte fort. Der offen ausgeschenkte QbA-Riesling vom VDP-Neuwinzer Johannes Jülg aus Schweigen belief sich auf hochfaktorisierte 8,50 Euro pro Viertel.
Mein Tischnachbar minderte seinen Preis auf 4,30 Euro, da er sich mit einem Achtel dieses eleganten Pfälzer „Säuretiers“ zufriedengab. Meinen Hauptgang begleitete später ein Achtel von der Incognito-Cuvée des Ausnahmewinzers Philipp Kuhn aus Laumersheim, für die ich die 4,50 Euro gerne investierte. Sie waren sehr gut angelegt, erfüllte doch der mit weicher Tanninstruktur ausgestattete 14-Prozenter alle Ansprüche eines kraftvollen (Ge-)Samtpakets ohne die roten Beerenfrüchte zu vernachlässigen.
Noch ein paar Anmerkungen zur Weinkarte. Die begeistert mit ihren acht glasweise ausgeschenkten Rotweinen, den beiden Rosés und den zwölf offenen Weißen auch das flaschenscheue „Gesindel“. Für Bouteillen-Buddies der 0,75l-Klasse gibt es aber auch genügend guten „Stoff“, um die vergorenen Früchte der Haardt und der Südpfalz zu „ersüffeln“. Viele Winzer von Rang und Namen sind vertreten und erfreulicherweise hat man auch ein paar große Lagen (Forster Ungeheuer, Kirschgarten oder Kastanienbusch) am Start. Außerdem fährt man mit dem Syrah und der Cuvée X bzw. XR vom Weingut Knipser aus Laumersheim auch hochtourig im „roten Bereich“.
Die kulinarischen Vorhüte…
Von der übersichtlichen Auswahl an Vorspeisen sprachen mich die Bio-Seawater-Riesengarnelen mit Garnelenchips, hausgemachter Cocktailsauce und Blattsalat (17,50 Euro) am meisten an. An der anderen Tischseite hatte man sich hingegen für das Vitello tonnato (14,50 Euro) entschieden. Die Vorspeisen folgten zeitnah auf eine schmackige Paprikacrème, die man uns zusammen mit einem Brotkörbchen zum Amuse reichte.
Paprikacrème für den ersten Hunger
Die drei perfekt gebratenen, sehr saftigen Garnelenschwänze lagen angenehm gewürzt, komplett entdarmt und ohne Schale auf dem Teller. Als Kontrast zum weichen Fleisch der Meeresbewohner fungierten die Krabbenchips.
Die Riesengarnelen im Detail
Sie lieferten ausreichend Knusper, während die fein abgeschmeckte Cocktailsauce mit wahrnehmbarer Fruchtessignote punktete und der subtilen Süße der Krustentiere mit genügend Säure und Würze begegnete. Für vegetabile Erfrischung sorgte ein behutsam angemachter Blattsalathügel, dessen wohlschmeckendes Essig-Öl-Dressing dem Teller zusätzlichen Schwung verlieh. In der Summe ergab das eine abwechslungsreiche Vorspeise, die vollends überzeugte und nicht zu arg sättigte.
Riesengarnelen als Vorspeise
Das Vitello tonnato, das sich der Herr neben mir gönnte, machte aber auch keinen schlechten Eindruck. Herrlich mürbes, dünn aufgeschnittenes Kalbfleisch lauerte unter einer sämigen Thunfischsauce. Anscheinend hatte man das von der Kalbsschulter oder Kalbskeule verwendete Fleisch schonend in Wein und Brühe gegart, was seine saftige Textur erklärt hätte.
Vitello tonnato
Der rosafarbene Kalbfleischteppich wurde von ein paar Kapern und Cocktailtomaten flankiert. Rein optisch stach hingegen das saftige Grün seiner Rucola-Frisur hervor. Mein Kollege bezeichnete diesen italienischen Antipasti-Klassiker als gelungenen Gaumenausflug ins ferne Piemont. Mehr Lob geht eigentlich kaum.
Da unsere Hauptgänge zusätzlich mit einem kleinen Beilagensalat gesegnet waren, folgte dieser in dreifacher Ausführung auf die Vorspeisen.
Der Beilagensalat
Der mit delikatem „Mühlendressing“ angemachte, grüne Zwischengang präsentierte sich knackig frisch. Er war mit ein paar gerösteten Kürbis- und Sonnenblumenkernen, rohen Paprikastücken, der obligatorischen Tomaten- und Gurkendreingabe sowie etwas Kresse garniert.
Noch ein Beilagensalat
Dies ergab ein stimmig arrangiertes „Blattwerk“, dessen fachmännisch angerührte Salatsauce auf Essig-Öl-Basis mit etwas Sauerrahm verfeinert wurde. In Brotes Namen wurde auch der letzte Tropfen dieser Leckertunke aufgesaugt.
Hausmannskur mit kleinen Schatten…
Bei den Hauptgerichten setzten wir auf gutbürgerliche Redundanz. Meine beiden Kollegen hatten das Cordon Bleu und das Wiener Schnitzel (beide jeweils 26,50 Euro) von der schwäbisch-hällischen Bio-Kalbshüfte zu ihren Panadedisziplinen erklärt. Meine beiden stattlichen Filetstücke vom Pfälzer Landschwein (auch 26,50 Euro) badeten dagegen in feiner Rahmsauce und waren mit sautierten Kräutersaitlingen geschmückt. In der Pfanne geschwenkte Butterbrösel zierten die separat dazu gereichten, hausgemachten Spätzle frisch aus der Presse,
Spätzle (self-pressed)
während sich der Rest der Truppe an knusprigen Pommes frites labte.
Zart – zärter – Hüfte vom Biokalb! Sowohl der Schnitzelschwelger als auch sein Cordon-Bleu-Komplize gegenüber lobten die butterzarte Textur ihrer panierten Hausmannsklassiker. Gut, für 26,50 Euro hätte man beide Teller vielleicht etwas liebevoller anrichten können, denn die gelieferten Hauptspeisen kamen optisch doch recht hausbacken - hauspaniert trifft es noch eher - rüber.
The Wiener!
Doch bei der Qualität der verwendeten Zutaten und deren handwerklich einwandfreier Zubereitung gab es nichts auszusetzen.
Das Wiener steckte in leicht soufflierter Panade und glänzte wie frisch durch die Pfanne gewandert.
Fluffig-lockeres Panierstück
Beim Anblick des Cordon Bleus wurde ich zunächst etwas melancholisch, hinterließ doch die einsame, darunter begrabene Karotte einen ziemlich freudlosen Eindruck.
Cordon "Tristesse"
Das zusammengerollte Käse-Schinken-Kalbsstück geriet dann allerdings saftig bis zum geht nicht mehr. Die à part im Schälchen dazu gereichten Pommes frites bedeuteten reinste Knusperfreude in Stäbchenform. Gute Convenience schmeckt ja manchmal besser als hausgemachte Durchschnittsware.
Bei meinen vor Schweinesaft strotzenden Filetstücken hatte die mit etwas Cognac verfeinerte Rahmsauce bereits beim Servieren eine leichte Haut gebildet.
Filet vom Pfälzer Landschwein
Da hätte die Wartezeit unterm Salamander ruhig etwas kürzer ausfallen dürfen. Geschmacklich war die sämige, mit knackigen Karotten und kurz angebratenen Kräutersaitlingen bestückte Tunke gänzlich ohne Fehl und Tadel. Da bewies die Küche ihr Händchen fürs Abschmecken. Vielleicht wäre sie mir ein wenig dünnflüssiger lieber gewesen. Das ist sicherlich High-End-Gejammere, aber bei dem abgerufenen Preis darf ein solches auch erlaubt sein. Trotzdem mundete mir der von erdiger Sämigkeit kündende Teller vom mürben Feinschwein und hatte ein weit vorangeschrittenes Gefühl der Sättigung zur Folge.
Dieses ignorierend, ließ ich mich doch tatsächlich noch zu einem süßen Abschluss hinreißen. Die Überredungskünste des „Mühlenmäzens“ neben mir verleiteten mich schließlich zur Völlerei. Der hier zum Inventar zählende Kollege hatte nämlich schon vor dem ersten Bissen des Abends die Schoko-Mousse-Variation (12,50 Euro) als Pflichtnachtisch für sich proklamiert und hätte sie mir nur zu gerne gegönnt. Ich beschied mich hingegen mit dem „kleinen Mühlendessert“, einer süßen Überraschung von Patissier Stephan, die original mit einem Espresso geliefert werden sollte. Auf Letzteren verzichtete ich dankend und war gespannt, was man mir an seiner statt aufs Porzellan legen würde.
Gelungener Abschluss in Süß
Mit einem frischen Früchtemix (Mango, Kiwi, Erd-, Him- und Heidelbeeren), der die kalte Jahreszeit kurz vergessen machte, wurde die mit etwas Schokocrumble aufgeknusperte Mousse-Trilogie an meinen Tischnachbarn geliefert.
Die Schoko-Mousse-Trilogie
In den drei stattlichen Nocken wurde dunkle, weiße und Vollmilch-Schokolade der Marke „Original Beans“ (beste Schweizer Ursprungsware) verarbeitet. Ein durchweg fluffig-cremiges Unterfangen, das aus dem gestandenen Pädagogen - in puncto Nachtischbewältigung - einen regelrechten Mousse-ter-Schüler machte.
Schoko-Mousse von vorn
Wie freundlich von der Küche, dass man den vorgesehenen Espresso durch eine etwas kleinere Nocke vom dunklen Schokomousse ersetzt hatte. Da sagte ich nicht nein. Genauso begeistert war ich von dem mit formidablen Rotweinsorbet gefüllten Mini-Cornet. Davon hätte ich eine ganze Spritztüte voll verputzen können (wenn auch vielleicht nicht mehr am selbigen Abend…).
Das Mühlendessert
Bei der im Glas servierten Panna Cotta hatte sich der Vanille-Grieß am Boden abgesetzt. Dem feinen Aroma schadete dies nicht. Marinierte Ananasjulienne brachte zusätzlich ein wenig Frische und Säure ins Spiel. In Anbetracht der hier vorherrschenden, gehobenen Preispolitik waren die hierfür investierten 5 Euro ein regelrechtes Schnäppchen.
Anspruch und Wirklichkeit…ein Fazit
Ja, es war ein richtig schöner Abend in der urgemütlichen Mühlenstube. Wir fühlten uns dort sehr gut aufgehoben, auch wenn die uns bedienende Servicedame in etwas freudloser Pflichterfüllung ihren Job verrichtete. So richtig warm wurden wir nicht mit ihr. Da fehlte der überspringende Funke, der einen ordentlichen von einem herzlich-zugewandten Dienst am Gast unterscheidet.
Ein weiterer kleiner Schwachpunkt stellte die Anrichtung unserer Teller dar. Wenn ich bedenke, was jeder von uns an diesem Abend an Geld auf den Tisch legte, hätte ich mir an dieser Stelle etwas mehr Kreativität gewünscht. Dass man gutbürgerliche Hausmannskost deutlich einfallsreicher aufs Porzellan bringen kann, wissen ja nicht nur die Gäste des Neupotzer Restaurants Hardtwald zu schätzen.
Und noch was zu den Preisen. Ja, die waren und sind in der Zeiskamer Mühle schon immer etwas höher als in vergleichbaren Lokalitäten mit ähnlicher Küche. Dennoch sollte man trotz aller Ambition den Standort in der Südpfälzer Kraut- und Rübenprovinz nicht vergessen. Klar, füllt sich der Laden, allein wegen dem guten Beherbergungsangebot vor Ort, fast wie von selbst. Hotel-Restaurants haben da ja einen gewissen Vorteil.
Aber ob man wirklich 7,50 Euro für eine Flasche Wasser und 9 Euro für ein Viertel Pfalzwein als Deckungsbeiträge abrufen muss, stelle ich in Kenntnis preisgünstiger regionaler Alternativen in Frage. Vielleicht bin ich da aber auch zu sehr vom dörflich geprägten Preisgefüge gastronomisch sozialisiert worden.
Die Qualität der Zutaten und das herrliche Ambiente können die etwas höher kalkulierten Speisen sicher rechtfertigen. Aber ich kenne diverse Landrestaurants in der Umgebung, die bekommen das preisgünstiger und auch kreativer hin. Deshalb zählt die Zeiskamer Mühle auch nicht zu meinen favorisierten Einkehradressen. Aber für einen gemütlichen Abend mit kulinarisch Gleichgesinnten und gutem Wein kann man dort schon mal aufschlagen.