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* Das man sich gerade im Frühling viel und oft in der frischen Luft aufhalten soll, nun dagegen spricht nichts. Ganz viel frische Luft kann man z.B. liegend auf der Terrasse oder sitzenden im Biergarten einatmen, was ich beides favorisiere. Nun gibt es in meinem Umfeld bekannte Menschen die der Meinung sind, dass man sich diese Frischluftzufuhr erwandern muss. Wandern bedeutet für mich frei übersetzt, "eine aufwendige und vor allem qualvolle Form der Fortbewegung". Freunde hatten uns eingeredet, mal wieder auf der Sambatrasse zu wandern. Schon das Wort "Wandern" löst bei mir eine intensive innerliche Abwehrhaltung aus. Zunächst schaffte ich den Personenkreis davon zu überzeugen, nicht die gesamte Strecke (10 Km) zu laufen, sondern ungefähr die Hälfte. Und natürlich nicht "hinauf", sondern talwärts herunter. Somit hatte ich bereits die erste Hürde für mich entschieden, nämlich die angedachte Wanderung auf einen angenehmen Spaziergang zu reduzieren. Hasimausi bezeichnet mich mal wieder als "faul". Nun damit kann ich leben, ganz besonders dann, wenn man die Kurzstrecke erfolgreich verhandelt hat und dazu noch talwärts. Das wir solche "Gewaltmärsche" gastronomisch unterbrechen müssen, darf man als Selbstverständlichkeit voraussetzen. - So erreichten wir schließlich bei ordentlichen 18 Grad und einem Sonnen-Wolken-Mix den Bahnhof Burgholz. Dort wo seit 28 Jahren kein Zug mehr fährt, mitten im Wald. Ruhe und gute Luft ohne Ende, Autos - Fehlanzeige ! Wobei die Bezeichnung Bahnhof sehr großzügig ist. Es handelt sich vielmehr um eine Blockhütte, die einsam mitten im Wald steht. Das Ambiente erinnert etwas an eine Berghütte, im Schwarzwald oder in sonstigen Wäldern. Die Einrichtung ist "rustikal bäuerlich". Die rot-weiß karierten Tischdecken und der Kaminofen könnten auch dem Musikantenstadl entsprungen sein. Seit dem letztem Jahr gibt es sogar einen Anbau, mit einer zusätzlichen Räumlichkeit. Alles Gott sei Dank ohne quälende musikalische Musikberieselung von Hans Hinterseer oder irgendwelchen alpenländischen Spatzen aus Kastelruth, die man in solchen gastronomischen Betrieben häufig zur Anwendung bringt. Da das Wetter soweit ganz ordentlich war, platzierten wir uns draußen im Biergarten. Hier fühlt man sich Bayern ganz nah. Eine robuste Brauerei-Bestuhlung, man rückt zusammen. Ganz schnell kommt man mit Biergarten-Dauersitzern, Dackel-und Golden Retriever Herrchen+Frauchen, Extremwanderern, Walker mit Ski-Stöcken (Wofür braucht man die eigentlich ?), Power-Radfahrern und E-Bike gestützten und voll durchtrainierten 70 Jährigen ins Gespräch. Das Publikum ist bunt, gesprächig, nett, mitteilsam und durstig. Hier kommen viele wohl nicht extra zum Essen hin. Vielmehr wird hier pausiert und dann dazu ordentlich Speis und Trank konsumiert. Eben ein Biergarten und ganz weit weg von "Tante Elfriedes-Sonntags-Ausflugsgaststätte". Traditionell und rustikal muss nicht zwingend antiquiert bedeuten.
* Das gastronomische Angebote passt zum Ambiente. Für mehr oder weniger 5,- Euro gibt es Bratwürste, Leberkäse, Pfannkuchen oder Heringsstipp. Wer etwas mehr investiert zahlt runde 10,- Euro für Pastagerichte und verschiedene Schnitzel. Wer richtigen Hunger hat, bestellt sich für knappe 15,- den Grillteller oder für nur 16,90 Euro ein 300 Gramm Hüftsteak. Nicht ganz so passend für eine "Almhütte" sind die diversen Pizzen, die man auf einer Pizzakarte findet. Aber offensichtlich gibt es auch dafür hier im Wald dankbare Gäste. Dazu frisches Jever oder Hofbräuhaus-Bier. Und natürlich für die Freunde der kölschen Braukultur, Sünner-Kölsch und/oder Früh-Kölsch. Das letztere (Früh-Kölsch) wirbt ja bekanntlich gerade anlässlich der Fußball-WM 2016 in Frankreich mit dem kreativen Spruch:
"Frank, reich mir das Kölsch".
* Da wir hier nicht zum ersten mal aufgeschlagen sind - ich immer völlig ermattet vom 1/2 stündigen Anmarsch aus dem Ortsteil Küllenhahn - kannten wir das Angebot. Wir bestellten zunächst für Hasimausi ein Weizen und für mich ein Kölsch. Der Rest unserer Gruppe ähnliche Getränke. Der großzügige Verzicht auf alkoholfreie Getränke wie Wasser, Cola etc. war einheitlich. Dazu für Hasimausi eine Pasta mit Schinken und für mich den Klassiker: Leberkäse mit Spiegelei und Bratkartoffeln. Unsere Freunde bestellten ähnliches, vom Schnitzel bis zur Pizza. Zum Service sei angemerkt, dass der stets überall agierende Chef immer alles im Blick und für jeden Gast einen guten Spruch auf den Lippen hat. Leider ist sein Biergarten-Kellner nicht ganz so flott. Aber das scheint hier die erkennbar vielen Stammgäste nicht zu stören. In der Ruhe liegt die Kraft. Wer hier meint den Biergartenservice drängeln zu müssen, hat schon verspielt. Zur Not geht man eben in die "Almhütte" zur Theke und holt sich dort sein Bier. Auch das ist hier normal, auch das reklamiert hier keiner. Und wenn, dann mit einer humorigen Spitzfindigkeit wie z.B. "Hast Du Dir beim Gehen noch die Hose geflickt ?"
* Inzwischen hatte die Sonne die meisten Wolken verdrängt, die Zeit verging im Fluge, mit Kölsch und Gesprächen. Die Wanderpausen-Mahlzeit wurde serviert. Beides einfach aber ordentlich angerichtet. Hier erwartet niemand "Kulinarik", hier wird gegessen "was auf den Tisch kommt". Meine Dame lobt die Pasta, mit dem leichten Sahnesößchen. Auch der Schinken war völlig in Ordnung. Schinken aus Parma erwartet hier niemand. Auch mein Essen erfüllte das, was ich erwartet hatte. Handwerklich sauber zubereitete Bratkartoffeln, kross und lecker. Ein gutes Stück Leberkäse, darauf ein Spiegelei, fertig ! Und danach ? Nun der Heimweg runter ins Tal ist deutlich länger als der Hinweg. Mit guten 45 Minuten muss man schon rechnen. Meine Freunde - und dabei ganz besonders die anwesenden Herren - zogen es vor hier noch etwas zu verweilen. Das Kölsch war frisch und der ein oder andere benötigte noch für den Rückmarsch die Stärkung in Form von Obstwasser. Hätten unsere sehr lieben Damen - auf deren Wünsche wir natürlich immer umgehend hören und reagieren - nicht zum Heimweg gedrängt, wir wären bestimmt noch etwas geblieben, denn die Sommerzeit schenkt uns ja bekanntlich bis gut 22:00 Uhr noch ausreichend Helligkeit. - Nun denn, wir machten uns auf den Heimweg. Viele der Trassenbenutzer erleben auf dem Hin-oder Rückweg oftmals eine wirkliche Besonderheit. Man trifft häufig auf einen oder mehrere Tiger, kein Witz ! Diese sind weder ausgestopft und auch keine Plüschtiere. Es handelt sich in der Tat um Sibirische Tiger ! Wie das geht ? Nun laufen Sie mal über die Sambatrasse, mit hoher Wahrscheinlichkeit werden Sie Tiger begegnen.
Fazit: Mal frische Luft tanken ? Dazwischen pausieren, auf ein Bier mit ordentlicher Hausfrauenkost ? Dann macht man hier keinen Fehler. Perfektionismus wird hier nicht erwartet, der wird hier auch nicht versprochen. Das Essen verdient gute 3 Sterne. Unter Berücksichtigung der Lokalität und der Preisstellung sicherlich noch etwas mehr. Der Service des Chef ist nahezu perfekt. Immer präsent, immer freundlich, immer aufmerksam und ausgestattet mit dem Langzeitgedächtnis, dass man so fast nur bei Wirten findet. Irgendwann war man mal dort, kommt Monate später wieder und der Wirt kennt noch ganz genau die Getränkewünsche - wunderbar ! Sein Biergarten-Bier-Servierer verfügt in diesem Bereich noch über Reserven. - Zum Ambiente. Eben eine einfache, aber nette Blockhütte. Dazu ein Biergarten, wie man ihn südlich des Weißwurstäquators so oder ähnlich vielfach findet. Leider hier im Rheinland eher seltener oder wenn dann eher "künstlich". Hier ist es noch urig und nicht gestylt rustikal.