"Bodenständige Sterne * -Küche ohne jeglichen Glanz oder: viel Schi-Schi und wenig Husch- Huhh – manchmal ist die Vorfreude die schönste Freude!!"
Geschrieben am 27.08.2021 2021-08-27 | Aktualisiert am 27.08.2021
"Im Biergarten für eine große Tasse Kaffee und einen sehr kleinen Birnenkuchen 9,10 € bezahlt!!! Siehe beigefügtes Foto"
Geschrieben am 28.07.2020 2020-07-28 | Aktualisiert am 31.07.2020
"Super Pizza's..."
Geschrieben am 17.03.2018 2018-03-17
Und das ist hier bei Gastro-Guide das Schöne. Es gibt die Kategorie Preis-Leistungsverhältnis, eines von 5 Kategorien und die Punkte fließen bei mir fast immer zu 100% in das Gesamtergebnis mit ein. Aber zum Preis-Leistungsverhältnis gehört natürlich auch der Service und das Ambiente, nicht nur das was auf dem Teller ist. Separat bewerte ich das Essen, egal ob das Schnitzel 5, 15- oder 35 Euro kostet.
So viel zur Gastro-Guide Basis.
Ich plane unseren August Urlaub. Im Vorfeld kontaktiere ich das Schloß Filseck. Der erste und zweite Kontakt sehr professionell. Bei der geplanten Ankunft konnte ich nur eine ca. Zeit abgeben, da wir dann bereits 2/3 des Weges wohl hinter uns haben sollten. (Deutsche Sprache, schwäre Sprache :-) )
Wir kamen dann aber doch 10 Minuten vor Eröffnung an und konnten uns an dem Schloss Filseck ergötzen. Das ist schon vom Feinsten. Da ist richtig Geld dahinter, so ein riesiges Schloss in Bestform zu halten. Da merkt man gleich, dass die ganze Show von der Sparkasse subventioniert wird. Neben dem Schlosshof (1 Stern) gibt es das eigentliche Restaurant (1 Stern) sowie eine Außen „Bistro“ Gastronomie für Radler und Wanderer (am Schloss führen zahlreiche Wege vorbei; ohne Stern)
Die Tür geht langsam auf und wir werden gefragt ob draußen oder drinnen. Nachdem wir uns drinnen umgeschaut haben, war es klar. Der Daueresser-Papst auf dem Thron, chique im „Separee`“ des Schlosses. Ein offenes Fenster sorgte für ordentlich Frischluft, der Tisch mit weißen Stoff-Servietten und edler Tischdecke überzogen. Die Plätze hatten mindestens 4-5 Meter Abstand, so muss das sein in der Sterne-Küche. Erster Eindruck - Klasse
Und schon bekommen wir das Menü zum Mittag. Da ich mich für den Newsletter angemeldet habe, wusste ich schon im Vorfeld was uns zu erwarten hat. Der Gast kann aus drei verschiedenen Vorspeisen, drei verschiedenen Hauptgängen (Fisch, Fleisch und vegetarisch) sowie zwei oder manchmal drei Desserts sein 2,- 3-, 4- oder 5-Gang Menü auswählen. Finde ich gut.
Da wir nur auf der Durchreise waren und wir nicht wussten wie üppig das „Amuse“ ausfallen würde, beließen wir es bei 3 Gängen.
Meine bessere Hälfte entschied sich für Edelkäse im Knuspermantel – Orecchiete ala Genovese – Yuzu Creme Brülee mit Koriander Eis. Meiner einer für Fischsuppe mit Kokos – Geschmorte Kalbsbäckchen – Schokoladdensouffle.
Nochmal zur Erinnerung: Geschmorte Kalbsbäckchen (Plural) *Klugscheisser Modus aus
Dann wurde uns hübsch auf einem Holzbrett dreierlei Brot
und zwei verschiedene selbst gemachte Butter serviert. Die Eine, eine Art Kräuterschaumbutter, die andere Standard. Bei beiden fehlte leider der Feinschliff, richtig abgeschmeckt war die Kräuterbutter dann doch nicht.
Dieser erste Wink sollte sich dann leider durch das ganze Menü ziehen.
Kaum stand das Holzbrett, kamen schon unsere Vorspeisen. Leider kein Amuse Gueule.
Wenn ich da an den normalen Standard denke, was haben wir da schon am Mittag und am Abend kleine kulinarische Entdeckungen davor gemacht? Hier gibt es das nicht. Gar nichts ist leider gar nichts, und Brot ist kein Amuse Gueule. Auch gefiel mir das Zeitmanagement nicht. Nicht vom „Brot“ bis zur Vorspeise, nein, während des ganzen Menüs nicht.
Zwei bis drei Stunden sitzen. Sich wohl fühlen, immer was zum Beißen in der Hand. Wenn das Brot leer wird wird nachgefragt, die Gäste aus den „Service -Augen“ gesehen nie außer Acht lassen. Aufmerksam aber nicht aufdringlich? Pustekuchen. Etwas mehr „Aufdringlichkeit“ könnte es schon sein. Auch wurde nicht nachgefragt ob es noch ein Bier sein kann, oder noch eine Flasche Wasser. Meine bessere Hälfte hatte den Wunsch zwischendurch nach einer zweiten Flasche Wasser, aber es passierte nichts.
Zurück zu den Vorspeisen:
Wir hatten noch nicht am Brot geknuspert, kam die Vorspeise.
Edelkäse im Knuspermantel optisch ein Highlight, geschmacklich auch. Es knusperte, der Edelkäse ganz fein. Meine Fischsuppe geschmacklich gut. Ich dachte es kommt eine Art „klare Fischsuppe“ mit Kokoseinlage und den Sesam Shrimps.
Ne, es kam eine mit Kokosmilch gebundene, sehr schmackhafte Suppe. Die war gut abgeschmeckt, es schwammen aber der Sesam und die winzigen Shrimps in der Suppe herum. Beißt man auf die Shrimps kommt nicht einem der Sesam entgegen, das habe ich mir ganz anders vorgestellt. Vielleicht die Sesam Shrimps separat in einem Gefäß? Optisch war das ganze leider kein Hingucker:
Es ging weiter mit den Hauptgängen: Selbst gemachte Pasta, sowie die Kalbsbäckchen.
Da muss wohl ein Kalbsbäckchen auf dem Weg zum Gast verloren gegangen sein, den es war leider nur eines auf dem Teller. Das war super mürbe geschmort,
zerfiel schon, wenn sich das Messer dem Bäckchen näherte. Aber? Ich hätte gerne Soße gehabt. Ein Schmorgericht ohne Soße?
Es stand auch keine Sauce in der Karte, aber Bäckchen ohne Soße ist nix. Es war wohl etwas Flüssigkeit auf dem schwarzen Reis, aber der Reis saugte das alles auf. Den „Venere“ Reis muss ich sowieso nicht mehr haben. Mir fehlte da leider die Soße, bei dem Reis die Sämigkeit. Es gab noch eine Art marinierte Beete, die hat leider nach nichts geschmeckt, lediglich sauer.
Meiner Frau haben die Nudeln geschmeckt. Ich hätte sie zurück gehen lassen. Da fehlte es an Geschmack. Ich fragte daher nach, ob die Nudeln in Fleischbrühe a`la Romana zubereitet wurden, denn so steht es auch in meinem italienischem Kochbuch.
Pasta
Das wurde verneint. Lediglich in salzarmen Wasser. Mir fehlte etwas Zucker, Pfeffer und Salz am Nudelgericht. Auch am Nudelwasser fehlte Salz und Zucker. Oder man hat das Salz zu spät in das Nudelwasser rein, es roch nach handwerklichen Fehlern.
Ein Menü ist wie eine Spannungsbogen. Das Beste kommt zum Schluss. So viel zur Theorie.
Es kommen die Desserts. Ich hab mich so auf mein Souffle gefreut, aber als ich den Teller gesehen habe wie er an unseren Tisch gebracht wurde, hätte ich ihn am liebsten sofort zurückgehen lassen wollen.
Und auch sollen.
Denn das war ein kulinarischer Offenbarungseid.
Wenn ich bei VW einen roten Golf GTI bestelle, dann möchte ich auch mit einem roten Golf „GTI“ vom Werk fahren. Und nicht in einem lila Farben Golf „Bon Jovi“. An das musste ich denken, als ich das Soufflee Imitat auf meinem Teller sah. Ein Schokokuchen mit Mehl und keine reine Eierschaum-Schokoladen-Speise. Setzen 6.
Auch das versprochene Creme-Eis, verwandelte sich wie in Zauberhand in ein herbes Schokoladen-Sorbet. Das war kein Eis. Das war ein Sorbet. Da fehlte es an Cremigkeit, an Schmand, an Sahne, an Eigelb, an aufgeschlagenem Eiweiß. Aber das aufgeschlagene Eiweiß fehlte schon beim Souffle. Das war Enttäuschung pur auf der ganzen Linie. Auch weil ich herbe Speisen überhaupt nicht mag.
Marc074 wird sich vielleicht noch an eine Feier erinnern, wo er Gast bei mir war. Da gab es ein Schokoladen-Lamöhr, wo er unbedingt das Rezept haben wollte. Das besteht auch aus 40% zartherber Schokolade, aber lieber Marc074: Mein Dessert war mindestens 3 Klassen besser, als das was ich hier vorgesetzt bekommen habe. Und ich bin kein gelernter Koch.
Meine bessere Hälfte merkte gleich dass ich voll enttäuscht war und bot mir ihr leckeres Dessert an. Das war super. Lecker Creme Brüllee, mit feinem Koriander Eis.
Sie fand auch mein eigentliches Dessert gut, sie mag herbe Desserts. Aber sie meinte auch „ niemals ist das ein Souffle, das ist ein stinknormaler Schokokuchen mit flüssigem Kern“.
War gut gemacht, hat aber in der Sterneküche meiner Meinung nix verloren. Das gibt’s manchmal beim Dimi bei uns auf dem Waldhof für 3,50 mit einer Kugel Mango-Mövenpick Eis.
Fazit:
Insgesamt war das ein ordentliches Preis-Leistungsverhältnis. Auch wenn ich mich über viele Sachen kritisch geäußert habe. Da der „verschlafene“ Service mit einbezogen werden muss, vergebe ich bei Preis-Leistungsverhältnis knappe 4 Sterne.
Das kleine Pils (4,10) und die Flasche Wasser (7,90) relativieren dann ganz schnell den Menü-Preis von jeweils 26 Euro.
Geärgert habe ich mich trotzdem, da ich das hier Gebotene privat mindestens zwei Klassen besser hinbekomme. Dafür muss ich hier nicht noch einmal her. Keine Empfehlung!!