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Das Oliv’s ist das „normale“ Restaurant des Hotels Vier Jahreszeiten. Geht man hindurch, kommt man durch eine weitere Tür ins Gourmet-Restaurant Aubergine. Dieses hat den August über geschlossen. Meine Hoffnung war nun, daß dieser Raum mitgenützt wird und wir dort sitzen können, weil die Einrichtung viel stilvoller ist als im Oliv’s.
Wie immer parkten wir in der Tiefgarage (Tickt hinterher an der Rezeption entwerten lassen), fuhren mit dem Lift hoch und warteten dann am Eingang zum Restaurant beim Stehpult. Wir konnten schon erkennen, wie voll es war. Darum dauerte es auch eine Weile, bis sich eine der Damen vom Service fand, um uns zu begrüßen und tatsächlich (hurra) ins Aubergine zu geleiten, um uns dort einen der begehrten Ecktische zuzuweisen.
Die Menükarten steckten bereits in den Servietten, so daß uns die junge Servicemitarbeiterin nur die dicke Weinkarte überreichte und fragte, ob wir schon etwas trinken oder erst schauen möchten. Mit dem Auftrag für ein großes Mineralwasser (Gerolsteiner € 6,80) verschwand sie erst mal. Schatzl und ich waren uns einig, daß wir keinen Wein nehmen, sondern etwas Prickelnderes (nein, nicht für die Bauchnaböl!). Am verlockendsten klang ein 2009er Pinot rosé brut, Crémant aus der Pfalz, handgerüttelt, von der Sektmanufaktur Möller (€ 39,--). Wir waren zwar hochzufrieden mit unserer Wahl, andererseits ist das aber auch der einzige Kritikpunkt des Abends: wo war der Sommelier?? Bei so einem Menü hätte uns ein bisserl Beratung gefreut und wer weiß, vielleicht hätten wir auch etwas anderes genommen.
Neben luftigem Brot und Butter fand rasch das Amuse Bouche den Weg an unseren Tisch. Für Schatzl gab’s Roastbeef mit Chips und homemade Mayo, für mich geräucherte Forelle mit selbiger Mayo plus Kräutercreme – sehr fein!
Es folgte:
In Nußbutter confierte Hummerschere mit Tomate, Avokadocreme und gepufftem Reis – nicht erwähnt, dabei überaus wohlschmeckend die Tupfer der Yuzu Paste, die mit Ei angereichert war und der Vorspeise eine fruchtig herbe Note gab. Sensationell der gepuffte Reis zum köstlichen Hummerfleisch. Unsere Gaumen waren erstmal überwältigt!
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Hummerschaumsuppe mit gebackenem Hummer-Kerbelbällchen – ganz großes Kino, diese Sämigkeit der Suppe mit dem intensiven Hummergeschmack, dazu die knusprigen Bällchen. Gaaaanz langsam essen und zufrieden seufzen….
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Sorbet – hausgemachtes Limettensorbet mit Krokantchip: bei dem geballten eiskalten Sauren der Limette waren unsere Geschmacksnerven sofort wieder hellwach und nahmen eine gespannte Habacht-Stellung für den nächsten Gang ein.
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Gegrillter kanadischer Hummer mit Kalbsbrust auf grünem Spargel und Süßkartoffelpüree – (für mich gab’s statt der Kalbsbrust mehr Hummer) von diesem Gang hatte ich mir am meisten versprochen und war restlos begeistert. An die Qualität eines kanadischen Hummers reicht einfach nichts heran, und wenn er dann auch noch so gnadenlos gut gegrillt und von einer Sauce Hollandaise leicht umspielt wird, ist das der perfekte Hochgenuß. An das Süßliche des Pürees mußte ich mich erst gewöhnen, fand aber mit jedem Bissen mehr Gefallen daran, noch dazu paßte der nussige Geschmack des grünen Spargels hervorragend dazu.
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Joghurttörtchen mit Schokolade und Himbeer-Paprikaeis – Schatzl hob die Augenbrauen. Gehört Paprika in ein Eis? Mitnichten. Ein Probelöffel und gespannte Erwartung: sofort breitete sich der erwartete Paprikageschmack im Mund aus, um einen Wimpernschlag später vom Himbeergeschmack überholt zu werden. Ja, das harmoniert – muß ich aber nicht im Dessert haben, da bin ich stockkonservativ. Das Joghurttörchten war solide gemacht, am besten schmeckte mir hier der leicht crunchige Schokobisquitboden.
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Fehlt uns noch was zu unserem Glück? Nein, eigentlich nicht. Aber zum Abschluß eines solchen Essens mag Schatzl gerne einen Espresso (€ 2,50) und ich etwas Geistreiches. Die junge Servicedame rollte den Digestivwagen vor unseren Tisch und zählte die Köstlichkeiten auf. Es siegte meine Neugier, und ich ließ mich zu einer destillierten Schokolade (€ 9,--) von Ziegler mit 43 Umdrehungen hinreißen. „Möchten Sie vielleicht etwas richtige Schokolade dazu?“ fragte mich die aufmerksame Mitarbeiterin und kam mit zwei herrlichen Pralinées wieder. Ein Genuß ohne Worte!
Trotz des großen Gästeandrangs agierte der gesamte Service überaus freundlich und aufmerksam. Nie kam auch nur ein Anflug von Hektik auf. Selbst lange Wartezeiten beim Essen blieben aus – Profis eben ;-)
Die Toiletten - es gibt auch ein Behinderten-WC – befinden sich links neben der Rezeption.
Fazit: Ein grandioses Essen zu einem sagenhaft günstigen Preis! Schade, daß man nur fünf Sterne dafür vergeben kann.
Beim Ambiente sieht es anders auf. Wir saßen ja in der Aubergine, ganz klar auch hier Höchstpunktzahl. Wären wir im Oliv’s gesessen, hätte es nur drei Sterne gegeben. Zum einen ist es hier viel größer und mehr Gäste bringen eben mehr Unruhe – so war z. B. am heutigen Abend eine Familie anwesend, deren hoffnungsvoller Sprössling die anderen Gäste immer wieder durch lang anhaltendes Dauerbrüllen erfreute – und zum anderen ist die Einrichtung deutlich einem Hotelbetrieb geschuldet. Ich empfehle bei einer Reservierung einen Tisch am Fenster als Wunsch anzugeben, da sitzt man eigentlich ganz entspannt.
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