"Der Fall des Hauses Fallert"
Geschrieben am 03.12.2019 2019-12-03 | Aktualisiert am 03.12.2019
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41 Jahre trug das Restaurant seinen Stern; im Februar 2019 war es damit vorbei. Fallert war es nach eigenem Bekunden ein Rätsel, denn das Niveau seiner Küche hätte sich nicht geändert. Das können wir nach unserem einen Besuch, der noch in die Sterne-Endphase fiel, natürlich nicht beurteilen, aber ein paar Vorahnungen beschlichen uns danach schon.
Mit etwas Glück hatten wir den letzten schönen Abend des Jahres 2018 erwischt, an dem man noch draußen im spektakulären Garten sitzen konnte. Da es mal wieder was zu feiern gab, hatten wir uns das Überraschungsmenü gegönnt, ein Genussspektakel in fünf Gängen. Wie meist, wenn man abends draußen sitzt, wurde es immer dunkler, das hat die Fotos nicht besser gemacht. Für's Dessert hat's nicht mehr gereicht.
Gruß aus der Küche
und noch ein Grüßchen
Gebratene Wachtel und Entenleber mit Trüffelsauce, Apfel-Confite und Bittersalaten (♂)
Das gleiche mit Parmaschinken statt Entenleber (♀)
Filet vom Seeteufel mit Kräutern gebraten, südlicher Meeresfrüchte-Fond mit Basilikum und Olivenöl
Hechtklöße mit Rieslingsauce und Blattspinat
Als es schon ziemlich duster war, kam als Krönung ein wunderbar zarter, als Tellergericht camouflierter Rehrücken mit Pfeffersauce und Pfifferlingen.
In Erinnerung bleiben werden uns besonders all die fantastischen Jus und Saucen, die die genannten Hauptbestandteile umschmeichelten, und deshalb hatten wir uns auch sehr gefreut, dass immer ein Löffel mitserviert wurde, mit dem man seinen Teller rückstandslos leermachen konnte. Das gibt's erstaunlicherweise nicht immer.
Am Schluss konnte man wählen zwischen einer Dessertvariation und Rohmilchkäse vom Maître-Affineur Waltmann aus Erlangen, was uns nur recht war, als meine Frau keinen Käse mag und ich abends nichts Süßes vertrage, aber Leute, die beides mögen, und unter diese dürfte man auch Michelintester zählen, werden sich vielleicht fragen, ob sechs Gänge nicht auch ok gewesen wären.
So weit, so toll. Weniger gefallen hatte uns allerdings die etwas lieblose Art und Weise, wie uns die Weinbegleitung serviert wurde. Wir kennen das eigentlich so, dass ein Sommelier oder ein önologisch beschlagener Kellner mit der Flasche an den Tisch kommt und erklärt, warum gerade dieser Wein perfekt zum nächsten Gang passt, und den Gast einen Kennerblick aufs Etikett werfen lässt. Das sollte auch in einem Hotelgarten mit seinen weiteren Wegen machbar sein.
Dann hätten wir vielleicht auch vermittelt bekommen, warum zu Entenleber mit süßem Kompott und zu Parmaschinken (da hatten meine Frau eine Abweichung vom Menü) der gleiche Wein passt. Hier war es so, dass die Gläser irgendwo drinnen gefüllt und zum Tisch gebracht wurden, mit einem trockenen Kommentar wie "Trockener Riesling aus der Winzergenossenschaft Alde Gott". Und eine junge, des Deutschen nicht vollumfänglich mächtige Kellnerin wollte einmal sogar kehrt machen, ohne ein Wort zu sagen, und brachte nach unserem Protest immerhin die Weinkarte bei und zeigte auf das, was wir trinken würden. Ich hatte schon damals in meiner TA-Bewertung geschrieben, dass ich das nicht so machen würde, wenn die Michelintester das nächste Mal vorbeikommen. Bei einem Preis von knapp über 20 Euro für die Weinbegleitung ist es ja naheliegend (selbst wenn es zum Stern natürlich nicht passt), dass sich auch Gutsweine oder vielleicht auch Bulkware aus der örtlichen WG darunter geschmuggelt haben, aber deswegen muss man die Flaschen ja nicht vor dem Gast verstecken.
Na ja, und nun ist es passiert, und so ganz überraschend ist es nicht. Dass das Gourmet-Restaurant aber gleich auf Tellerniveau heruntergestuft wurde und damit schlechter dasteht als die Badischen Stuben im gleichen Hause mit ihrem Lätzchen, allerdings schon.
Ich möchte noch erwähnen, dass das Kennenlern-Arrangement, das die Übernachtung mit einschließt, mit 290 € (ohne Getränke) relativ preisgünstig war (heute kostet es 300 €). Trotzdem, mehr als drei GG-Sterne wären unter diesen Umständen eigentlich nicht drin gewesen, aber der wirklich wunderschöne Garten, in dem wir Abend trotz allem genossen haben, ist dann doch einen Extrapunkt wert.
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