Rostock

Ein Abend bei Albert & Emile ist immer ein Abenteuer! Ich gehe jedesmal hin, wenn ich aus der Schweiz an die Ostsee komme. Der "Beizer", Frank Reinshagen, ist nicht der einfache joviale lockere Gastgeber. Seine Ernsthaftikeit zur Gastronomie ist jedoch jedesmal präsent und spürbar.
Man muss mit ihm nicht über das Menu diskutieren; es gibt was es gibt. Kleine Wünsche erfüllt er aber gerne.

Die Gaststube ist grandiose Kulisse in einem der wenigen authentischen historischen Gebäude der Altstadt von Rostock. An 4-5 Tischen gibt es Platz für 12 - 15 Gäste - im Sommer ein kleiner Hinterhof. Alles extrem überschaubar.
Weniger überschaubar ist die Organisation des Restaurants und der Küche, in die ein gewisser Einblick gewährt wird. Man muss sich einlassen auf Frank und seine Equipe.

Für kleine feine Überraschungen ist jedesmal gesorgt. Die mit Kreide beschriebene Menutafel darf man als Programmansage betrachten, die bei Gelegenheit während des laufenden Essens ergänzt wird. Manchmal kommt unverhofft ein Glas Wein zur Degustation auf den Tisch.

Selten kommt etwas Hektik auf - kein Wunder bei dieser kleinen Belegschaft. Improvisiert wird wenn nötig und Frank tut dies mit einer Liebenswürdigkeit, die einen schmunzeln lässt.

Seit einigen Jahren tendiert die Küche deutlich auf die vegetarische Seite - weg von der Fleischhauptsache. Wie Frank aus regionalen Belieferungen saisongerechte Gänge zaubert, ist sensationell! Dabei geht es nie ums originell sein. Die Kreationen sind oft einfach ungekünstelte Geschmackserlebnisse.

So auch bei den Weinen: Es gibt meines Wissens bei Albert & Emile keine Weinkarte mehr. Auf den Tisch kommt, was zum Essen passt.

Für mich immer wichtig ist, ob man mein Lob, meine Wünsche oder meine Kritik auch hören will. Ja, hier wird freundlich vorgebrachtes und sachorientiertes Feedback gehört - aber nicht immer willfährig bedient. Das imponiert.

Wie oft im Leben: Gutes ist nicht günstig... hier aber seinen Preis wert.

Wir waren Anfang September 2023 für eine Woche im Hotel Neptun zu Gast und wollten uns Abend für Abend von den Gastronomen rund um den Hafen kulinarisch verwöhnen lassen. Geschafft hat das mit weitem Abstand der Teepott Warnemünde!!
Zweimal waren wir sogar dort, weil sich der Teepott einfach nach allen Erfahrungen der Woche in Warnemünde schlicht und ehrlich als die optimale Location für einen kulinarisch perfekten Abschlussabend heraus kristallisiert hatte.
Für unseren Urlaubs-Abschlussabend hatten wir uns dann extra einen Tisch reserviert, die Tischreservierung kam übrigens prompt mit einem Link zur aktuellen Speisekarte, online aufs Handy !!
Wir hatten schon von der Platzierung an "unserem" Tisch ab ein warmes und geborgenes Gefühl. Das gesamte Personal wirkte fröhlich uns zu sehen, war sehr freundlich, aber auch stets sehr aufmerksam.
Schon der Beginn mit einem kleinen Amuse Gueule aus verschiedenem Brot und zwei verschiedenen Aufstrichen, lies uns angekommen fühlen. Geschmeckt hat es uns gut.
Die Vorspeise war dann ein Carpaccio vom Rind, mit gehobeltem Parmesan und Blattsalaten perfekt arrangiert und gereicht mit beigestellten Flaschen Olivenöl und Balsamico, nebst Pfeffermühle. Besser geht es nicht.
Am Nachbartisch schwärmte man derweil von der gerade genossenen Fischsuppe "Bouillabaisse des Nordens" in den höchsten Tönen.
Als Hauptgang hatten wir am ersten Tag die Scholle "Finkenwerder Art" mit Bratkartoffeln und altmodischem Gurkensalat und ich das Tagesgericht "Pasta mit frischen Pfifferlingen in Sahnesauce" und dazu ein Rumpsteak. Also besser auf den Punkt medium gebraten und absolut gewürzt, geht es einfach nicht. Wir haben jedenfalls gegenseitig gekostet und hätten beides am liebsten jeweils weiter gegessen. Es war reichlich, wohl abgeschmeckt und sehr gut in Szene gesetzt. Oder einfach gesagt "sehr lecker" !!
Bei unserem Abschlussabend gab es nach dem Amuse Gueule bei meiner Frau "Gedünsteten Kabeljau auf Sommergemüse mit Kräuterkartoffeln". Eine Augenweide mit 3 großen Stücken Fisch, knackigem Sommergemüse, 5 großen Kartoffeln und in einer extra gereichten Sauciere die einfach stimmig abgeschmeckte Honig-Senf-Sauce. 
Nach dem perfekten Rumpsteak vom ersten Besuch wollte ich es noch einmal wissen, manchmal ist so ein allzu perfekt gebratenes und gewürztes Steak ja auch einfach nur ein Glückstreffer. Aber nix war es mit Glück, auch das diesmalige Rumpsteak mit Speckbohnen und Kartoffelspalten war einfach nur lecker, sehr stimmig gewürzt, die Speckbohnen waren nur leicht angeschwenkt um den Rosmarin nicht bitter werden zu lassen die Kartoffelecken waren von der Textur außen schön kross und trotzdem innen nicht ausgedürrt.

Alles in allem muss man sagen, da kommt bei Küche und Service die Liebe zum Beruf und viel Gastronomisches Geschick zusammen und trifft den Gast in seiner vollen Köstlichkeit.
Es waren einfach zwei kulinarische Verwöhnabende im Teepott Warnemünde. Dafür unser Dank und ein großes Lob an das gesamte Team. HIER kommen wir gerne wieder her !!

Also wie fang ich an, wir waren am 5. September 2023 in dem Laden, also besser gesagt an einem Tisch vor dem Laden. Also eine ausländische (nicht italienische) Hilfskraft legte uns nach einer Weile wortlos zwei Speisekarten hin und ging wieder. So weit so gut.
Die Bestellung nahm dann wohl der Sohn oder Enkel auf, tippte so schnell und überschwänglich in sein PDA, als würde er mal schnell noch ne Mail schreiben. Immer noch war alles gut, wir haben
- einen kleinen Kirschsaft (0,3l),
- ein großes PILS vom Fass (0,5l), sowie an Speisen die
- 62 (Carbonara) und die
- 64 (Arrabbiata) und einen Ascher bestellt.

Nach ner ganzen Weile kamen dann die Getränke, ein mittlerer Kirschsaft (0,4l) und ein großes WEIZEN vom Fass. Also beides schon mal falsch, aber da es sehr warm war, haben wir noch nicht mal über den größeren Saft oder das WEIZEN statt dem bestellten PILS nachgedacht.
Dann kam das Essen, die Verteilung von "Pasta mit Tomatensoße" und "Pasta Bolognese" wurde abgefragt, bestellt hatten wir was anderes. Also ging alles zurück, was die sehr resolute unfreundliche (wahrscheinlich) Chefin mit eben den selben Tellern zu uns starten lies. Plötzlich war die vorhin angekündigte "Pasta mit Tomatensoße" plötzlich die Arrabbiata, und die Bolgnese, tja die wäre dann wohl eben falsch bestellt. Von wem, lies sie aber mal vorsichtshalber offen. Genau so offen blieb zumindest für meine Frau mal ne Portion Parmiggiano , der nun mal in guter Gastronomie lautlos mit dazu gereicht wird.
Na jedenfalls musste meine Frau heute mal alleine essen, mein Essen "werde ja nun frisch gemacht." !! Es sollte wohl eher darauf hinaus laufen, dass ich die Bolognese statt der bestellten Carbonara dann doch freiwillig nehme, statt zu warten. Aber genau die wollte ich eben essen.

Ich bestellte mir jedenfalls zwischenzeitlich (noch ein) PILS in der Hoffnung, diesmal auch wirklich ein PILS statt eines WEIZEN zu bekommen.
Irgendwann kam meine Carbonara auch, meine Frau war längst fertig, aber nach dem erneut fehlenden Parmesan fragte ich sie dann direkt. Und siehe da, es kam der Parmesan zu den beiden Essen, geschätzt ein gehäufter Esslöffel. Auch das Bier kam nach geschätzten 15 Minuten, allerdings wieder genau so trüb wie das erste (ja eigentlich bestellte) PILS, was sich erneut als WEIZEN entpuppte. Diesmal reichte es mir und ich antwortete auf die Frage, ob denn alles in Ordnung wäre, dass hier so eigentlich nix in Ordnung zu sein scheint.

Eine Entschuldigung kam jedenfalls nicht, die absolut überhebliche und genervt wirkende Chefin meinte auf meine Feststellung des nun schon zweiten falsch gezapften WEIZEN statt des PILS, nur noch, es wäre kein WEIZEN, sie hätte halt nur gerade ein neues Fass angsteckt, deshalb wäre das PILS so (trüb) !?!?!? 

Für die dumm dreiste Aussage hab ich aber einfach zu lang Gastronomie-Erfahrung (Geschäftsführer eines gehobenen Restaurants mit Cafe, Bar und Biergarten) als dass ich mir ein WEIZEN als PILS verkaufen lasse.

Summa Summarum war das Essen gut, nur der Service war einfach grottenschlecht. Das Alles wäre aber aufgrund der Allerorten schlechten Personallage noch zu akzeptieren gewesen, wenn die vermeintliche Chefin nicht diese arrogant überhebliche Art und die Reklamation mit dem Hinweis, es wäre das PILS, so abgetan hätte, als wären alle anderen Menschen neben ihr nur dumm und unwissend.
DA komme ich jedenfalls nie wieder hin. Zur Bezahlung hielt sie mir auch nur ihr PDa hin, und verlangte den Preis, einen Ausdruck gab es nicht.
PS.: Wir waren am nächsten Abend schräg gegenüber in dem "Teepott" essen. Dazu schreibe ich dort auf alle Fälle auch noch einen Kommentar. Der Service war freundlich und zügig, sehr aufmerksam, und das Essen war vom Feinsten !!. Es geht trotz Personalmangel also auch anders, wenn man denn Lust auf seine Job hat und nicht nur  den Menschen die Kohle aus der Tasche ziehen will !!