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Auch in der familiengeführten Kapeller Hopfestubb, die mittlerweile zu unseren Pfalz-Favoriten zählt, widmet man sich in diesem Jahr den Wintersprösslingen. Marc Wendels frisch zubereitete, bodenständige Regionalküche mit Anspruch landete schon bei vergangenen Genusswettbewerben auf den vorderen Plätzen. Wir waren also gespannt, welche Spross- und Rübenvariationen er uns auftischen würde.
Kaum hatten wir die wenigen Stufen zum Gastraum erklommen, wurden wir von Frau Manuela Wendel, die seit Jahren schon den Service leitet, sehr freundlich begrüßt. Es ist diese lockere, familiäre Atmosphäre, die einem das Ankommen so leicht macht und die uns hier immer wieder einkehren lässt. Der Hauptgastraum war an diesem Sonntagmittag gut besucht. Im angegliederten Wintergarten wären noch Kapazitäten frei gewesen, aber wir hatten vorsorglich reserviert, was uns in der gemütlichen Gaststube einen Tisch einbrachte.
Schon blätterten wir in der Speisenkarte, deren erste Seite die saisonalen Empfehlungen listet. Als besondere Spezialitäten fielen mir das in Rotwein geschmorte Edelgulasch vom Hirsch (18,80 Euro) sowie die rosa gebratene, mit Honig lackierte Entenbrust an Rahmwirsing (21,60 Euro) ins Auge. Für Freunde des aromatischen Edelpilzes standen mit der hausgemachten Tagliatelle mit frischem Burgundertrüffel (18,90 Euro) und der getrüffelten Schwarzwurzelsuppe (5,50 Euro) gleich zwei Gerichte zur Wahl. Die Standards aus der Region (Saumagen, Rumpsteak und Co.) komplettierten wie immer das feine Speisenangebot der Hopfestubb.
Auf einer Extra-Karte war Marc Wendel’s Kraut- und Rübenmenü abgedruckt. Sein Beitrag zu einer schmackhaften Südpfalz eröffnete mit einer Vorspeisenvariation, die sich aus Schwarzwurzelsuppe mit Pfälzer Wildschweinschinken, heimischem Feldsalat und lauwarmem, mit Blut- und Leberwurst gefüllten Sauerkrautstrudel (10,20 Euro) zusammensetzte. Na da war unsere Vorspeisenwahl schnell erledigt. Der Hauptgang des Wettbewerbsmenüs hörte sich ebenfalls verlockend an. Geschmorter Pfälzer Sauerbraten mit Schokolade, hausgemachtem Rotkraut und einem mit Pfälzer Gin verfeinerten Steckrübenpüree.
Ich tat mir diesmal recht schwer mit der Entscheidungsfindung, die dann letzten Endes zu Gunsten des Edelhirschgulaschs von der Winterkarte ausfiel. Meine Begleitung blieb ihrem Geschmack treu. Sie orderte wie so häufig die Salatschüssel „Marc“ (11,20 Euro), die den Chefkoch im Namen und gebratene Streifen vom Schweinefilet obendrauf hatte. Vom Umfang her war das ein Hauptgericht, das noch ein wenig Platz für den sicherlich einkalkulierten Nachtisch ließ. Ein cleverer Schachzug, denn das Dessert des Saisonmenüs klang äußerst spannend. Die Option auf einen süßen Abschluss, der aus Rote Bete-Eis mit Blattpetersilie, Pastinaken Panna Cotta mit Mirabellen und Pfälzer Karottenkuchen mit Orangen bestand, zogen wir schon frühzeitig in Betracht.
Zu jedem Menü-Gang wurde ein Wein empfohlen. Dem vorgeschlagenen Vorspeisenbegleiter schloss ich mich vorbehaltlos an. Die trocken ausgebaute 2015er Chardonnay Spätlese vom eigenen Weingut enttäuschte nicht. Und mit 5,50 Euro für das Viertel lag man, auch was den Preis betraf, in einem vernünftigen Rahmen. Die zusätzliche Flasche Bellaris Medium (0,75 l) war mit 4,30 Euro auch nicht überzogen bepreist.
Als Küchengruß wurde uns eine Art gebackenes Sellerie-Risotto in Quaderform gereicht. Ein erster Vorgeschmack auf die stimmig zubereiteten Leckereien aus Marc Wendels Küche. Erinnerungen an den letzten Besuch, bei dem uns köstliche Saumagenravioli unter Rieslingschaum und ein perfekt gebratenes Rumpsteak an intensiver Regent-Jus serviert wurden, kamen auf. Doch der kulinarische Rückblick musste dem Hier und Jetzt weichen. Spätestens als vor uns die Schieferplatte mit der Vorspeise oder besser gesagt: den Vorspeisen landete.
Diese texturell sehr abwechslungsreiche Interpretation des Wettbewerbsthemas bot ein breites Aromenspektrum, das sich vom säuerlich angemachten Feldsalat über süßes Zwiebel-Relish, deftigen Pfälzer Blut- und Leberwurststrudel bis hin zur würzig-cremigen Schwarzwurzelsuppe erstreckte. Ein äußerst stimmiges Arrangement, dessen Liebe zum Detail sicht- und schmeckbar war. Die getrockneten Rote-Bete-Chips, die dem Salat etwas erdigen Geschmack verliehen, setzten zudem noch farbliche Akzente. Die dünne, mit herzhaftem Wildschweinschinken umwickelte Brotstange, die quer über dem Suppenglas lag, peppte das Ensemble zusätzlich auf. Bei der getrüffelten Schwarzwurzelsuppe bewies Marc Wendel sein Händchen fürs Abschmecken. Und auch der lauwarme, mit Sauerkraut und kräftiger Hausmacher Wurst gefüllte Strudel ging zusammen mit der Süße der eingekochten Zwiebeln eine sehr harmonische Geschmacksehe ein. Und was so gut zusammenpasst, darf der Gast ja bekanntlich nicht getrennt genießen.
Nach dieser beeindruckenden Darbietung warteten wir schon leicht gesättigt auf unsere Hauptspeisen. Gut, dass wir uns die Kraut- und Rübenkreation zu Beginn geteilt hatten, denn bei Herrn Wendel ist auch beim Hauptgang immer ordentlich was auf dem Teller. Das war bei meinem Hirschgulasch nicht anders. Die Konsistenz der Fleischstückchen ließ auf ewig langes Schmoren schließen, was die Benutzung eines Messers nahezu überflüssig machte. Sie badeten förmlich in kräftiger, dunkler Sauce, deren Anblick die ältere Dame am Nebentisch vor Neid erblassen ließ. Den süßen Tupfer lieferte ganz klassisch ein Klecks Preiselbeersauce, die es sich auf einer pochierten Birnenhälfte gemütlich machte. Ein Gulaschteller wie bei Muttern, nur eben etwas „wilder“. Die selbstgemachten Spätzle wurden à part in einer kleinen Schüssel serviert. Das obligatorische Eigelb war ihnen deutlich anzusehen. In Kombination mit der voluminösen Soße war das ein Geschmackserlebnis, das mich vollends begeisterte. Soßengott Wendel hatte vortrefflich geliefert. Ich tat also nur was getan werden musste und ließ einen blitzsauberen Teller zurück.
Über den Lieblingssalat meiner Begleitung habe ich mich schon bei einem meiner letzten Berichte gebührend ausgelassen. Nur eins dazu: er machte seinem Namen alle Ehre! Natürlich konnten wir dem Rübendessert nicht widerstehen. Allein schon das Rote-Bete-Eis war jede Kalorie wert. Eine ungewöhnlich erdige Sorbet-Erfahrung. Dass dann aber der Karottenkuchen zum heimlichen Star auf dem Schieferparkett wurde, hätte ich im Vorfeld nicht erwartet. Gute Idee auch, die geschmacklich eher unauffällige Pastinaken Panna Cotta mit etwas Mirabellenmus zu überziehen. Alles in allem ein richtig kreativer Schlussakkord in Süß, den wir sehr genossen.
Da drücke ich der Hopfestubb mal gehörig die Daumen, dass auch diesmal wieder ein Platz auf dem Treppchen des Genießerwettbewerbs herausspringt. Wundern würde es mich bei den beiden von uns gekosteten, sehr gelungenen Gängen nicht.