"The smart side of the Huhn"
Geschrieben am 01.09.2021 2021-09-01
"Kulinarische Topadressen der Südpfalz – Teil 7: Im Kandeler Zentrum für ambitionierte Kulinarik wird klassisches Küchenhandwerk gerne weltoffen praktiziert – und das mit hervorragenden Produkten und Ergebnissen!"
Geschrieben am 03.03.2021 2021-03-03
Montag: | Ruhetag |
Dienstag: | 09:00 - 17:00 Uhr |
Mittwoch: | 09:00 - 17:00 Uhr |
Donnerstag: | 09:00 - 17:00 Uhr |
Freitag: | 09:00 - 17:00 Uhr |
Samstag: | 09:00 - 17:00 Uhr |
Sonntag: | 09:00 - 17:00 Uhr |
Egal, ob nun der Name des Lokals politisch korrekt ist oder nicht. Da sich das Gasthaus nun schon seit ewigen Zeiten so nennt, scheint niemand Anstoß daran zu nehmen. Und mir ist es ehrlich gesagt auch „Wurschd“, da ich die sympathische Betreiberin Annette Rimmel seit vielen Jahren kenne und sie seit jeher sehr leidenschaftlich, aber natürlich fernab jeglicher, rassistischer Gesinnung ihren Laden führt.
Mit meinem guten Freund und Schulleitungskollegen, der ganz nebenbei auch als Präsident unserem Schlemmerclub vorsteht, ging es Anfang August in das etwas in die Jahre gekommene Gasthaus, das schon 1962 den Sängern vom Männergesangsverein „Volkschor Kandel“ als Ort für ihre Chorproben diente. Natürlich waren wir beide in der vollen Absicht dorthin gefahren, dem populärsten deutschen Haustier, dem halben Hähnchen, in seiner knusprigsten Form zu frönen.
Nur die aufziehende Regenfront bereitete uns an diesem schwülwarmen Donnerstagabend etwas Sorgen, da wir im hübsch angelegten Biergarten, also quasi unter freiem bzw. beschirmten Himmel Platz genommen hatten. Die jungen Mädels, die man im Service als Aushilfen beschäftigt, hatten bei etwa halber Auslastung des Außenbereichs noch nicht den ganz großen Stress.
Beim Durchstöbern der letzten Einträge über das „Drei Mohren“ auf dem Reise- und Gastroportal Tripadvisor wurde ich auf zahlreiche „Bewertungen“ aufmerksam, bei denen das Servicepersonal als „unhöflich“, „mega unfeundlich“, „unmotiviert“ und „schnippisch“ bezeichnet wurde. Diese Einschätzung kann ich nicht teilen.
An dem Abend, als wir dort einkehrten, war es für die jungen Bedienungen wahrlich nicht einfach, die Situation bei einsetzendem Regen gut zu meistern. Aber mit beherztem Einsatz und entsprechend nassen Klamotten gelang es ihnen doch. Und freundlich war unser Mädel vom Service allemal.
Gut, vielleicht könnten ein paar Abläufe noch optimiert werden, damit z.B. die Getränkebestellung bzw. deren Ausschank etwas schneller vonstattengehen kann. Vielleicht wurden die „extrem langsamen“ und „unfreundlichen“ Servierkräfte aber auch ausgetauscht. Wir jedenfalls fühlten uns gut versorgt und konnten keinerlei Überforderung beim Personal feststellen. Wie es bei gutem Wetter und entsprechend vollerem Biergarten gewesen wäre, kann ich natürlich nicht sagen.
Am Speisenangebot hat sich in all den Jahren nichts geändert. Auch preislich ist man sich im Großen und Ganzen treu geblieben. Der Aufregung eines TA-Schmierfinks über die „extrem teuer“ gewordenen Speisen und Getränke würde man nicht nur in städtischen Räumen mit Kopfschütteln begegnen.
Dass die halben Hähnchen vor rund 5 Jahren noch 5,50 Euro kosteten und nun mit 7 Euro zu Buche schlagen, ist wenig verwunderlich. Allgemeine Teuerung, Inflation, Corona und andere Preistreiber haben in nahezu allen Bereichen des Lebens zu spürbaren Aufschlägen geführt – da blieb die Gastronomie natürlich nicht außen vor.
Dennoch übt man sich hier in puncto Preispolitik in gästefreundlicher Zurückhaltung. Die Flasche Mineralwasser (0,7l) belief sich auf noch nachvollziehbare 4 Euro, während man für einen Radler in der 0,4-Liter-Klasse ganze 3 Euro hinblättern durfte. So viel zu den „überteuerten“ Getränkepreisen des Gasthauses, wie sie auf anderen Portalen „fachmännisch“ beurteilt wurden.
Neben dem „Signature-Dish“ des Hauses, dem röschen Halben mit Brot, werden auch weiterhin diverse Kleingerichte angeboten. Chicken Wings (als Dutzend oder halbes Dutzend), gefüllte Champignons, gebackener Schafskäse, Gemüserösti, Pommes frites und gemischte Salate in zwei Größen stehen nach wie vor auf dem überschaubaren Speisezettel des Hähnchenlokals.
Die Hähnchen sind – genau wie in der Maxauer Gockelburg – in verschiedenen Schärfegraden erhältlich. Mein Kollege entschied sich für die „mittelscharfe“ Variante, die mit ordentlich Pfeffer auf der knusprigen Hühnerhaut aufwartet. Mich verlangte es nach einem „scharfen Halben“, bei dem dann auch Cayenne-Pfeffer und/oder geschrotete Chilischoten zum Einsatz kommen. Das macht besonders die ersten heißen Hühnerhappen zu einem einbrennenden Geschmackserlebnis.
Hot Chick
Eine Portion Pommes (3 Euro) zum Teilen ergänzte die schlichte Brotbeilage. Vorweg orderten wir noch zwei kleine Salate (jeweils 4 Euro), in erster Linie um die Wartezeit ein wenig zu verkürzen. Außerdem schmecken die mit leicht säuerlichem Joghurtdressing angemachten Frischeteller auch ganz passabel.
Kleiner Salat mit...
Das mit Radieschen, Tomaten, Petersilie, Frühlingszwiebeln und Ei dekorierte Blattgrün war auch diesmal ein verlässlicher Vorbereiter auf den „etwas“ fettiger ausfallenden Hauptgang, dessen bloßer Geruch mir jedes Mal das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.
...frischen Zutaten
Pünktlich zur Ankunft des Brutzelbroilers öffnete der Himmel seine Schleusen. Zwar blieben Blitz und Donner fern, aber trotz aufgespanntem Sonnen- äh Regenschirm wurde es recht unangenehm. Von der ursprünglichen Tischfläche war nur noch ca. ein Drittel nutzbar. Auch am Nachbartisch sah es nicht besser aus. Die kleine Gruppe von Elsässern musste sich ähnlich zusammenkauern wie wir, um sich vor Durchnässung zu schützen.
Die Abstandsregel zwischen unseren beiden Tischen musste aus ebendiesen Gründen etwas lockerer ausgelegt werden. Nachbarschaftshilfe und Infektionsschutz wollten an der Stelle einfach nicht so recht zusammenpassen.
Schon bei schönem Wetter ist der schiere Anblick eines frisch dem Fettjacuzzi entstiegenen Frittiervogels eine recht mundwässernde Angelegenheit.
Das Kandeler Halbe (Schenkelansicht)
Wenn es um einen herum aber so richtig wie aus Kannen gießt, dann steigert sich der Genuss eines solchen Gummiadlers noch um ein Vielfaches. Einfach mal ausprobieren!
Da saßen wir also unter luftiger Plane und futterten das unfassbar saftige und rustikal gewürzte Geflügel mit unseren Händen.
Das Kandeler Halbe (Flügelansicht)
Das bisschen Altsteinzeit konnte uns an diesem regnerischen Augustabend wahrlich nichts anhaben. Natürlich sind die Hühner bei dem abgerufenen Preis nicht vom Bio-Bauernhof um die Ecke. Das kann jeder an einem Flügel abzählen. Man setzt hier auf solide Großmarktqualität (C&C), wie sie in Sachen Fleisch von vielen Gastronomen gerne in Anspruch genommen wird.
Auch klar: so ein Teil kann und sollte man sich vielleicht nicht jede Woche einverleiben. Dafür ist die Angelegenheit dann doch etwas zu fettig. Aber dreimal im Jahr gönne ich mir solch eine knusprige Halbhuhnerfahrung schon. Zwischen den hier servierten Exemplaren und den ausgetrockneten Drehschwindeleien vom Hühner-Grill vorm Supermarkt liegen nämlich Welten.