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Der Abschied fällt schwer. Das ist Gert Linke anzumerken, wie er da hinter seinem Tresen steht und Bier zapft und jedem Gast, der es gar nicht glauben will, erklärt: "Ja es stimmt, ich höre auf." Seit fast 32 Jahren steht Gert Linke hier hinter diesem Tresen im traditionsreichen Kurhaus Jonsdorf, ist Gastwirt mit Leib und Seele, eine Institution im Kurort und im ganzen Zittauer Gebirge. Zum Jahresende wird das Haus nun schließen.
Gert Linke hat lange mit sich gerungen. Aber jetzt wird er bald 71. "Irgendwann muss ja auch mal Schluss sein", sagt er. Und an diesem Entschluss sei nicht mehr zu rütteln. Gert Linke wird das Kurhaus verkaufen. Einen neuen Eigentümer gibt es bereits. Der hat mit der Immobilie nun ganz andere Pläne.
Mit der Schließung des Jonsdorfer Kurhauses endet im Ort auch eine Ära. Das Hotel gehört zu den ältesten Beherbergungsbetrieben im Zittauer Gebirge, erbaut vor mehr als 100 Jahren, als Sommerfrischler und Kurgäste das Zittauer Gebirge für sich entdeckten. Gert Linke ist hier seit 1991 der Chef - bekannt und beliebt wie ein Unikum. Denn genauso gerne wie der 70-Jährige hinter seinem Tresen steht und Bier zapft, zieht er sich auch die lange braune Kutte an und schlüpft in die Rolle des sagenhaften Schäfers Jonas, des legendären Gründers der Gebirgsgemeinde.
Jahrzehntelang hat Gert Linke in dieser Rolle Urlauber durch den Kurort geführt, hat Kindern auf Wanderungen die Natur nahegebracht, hat Gästen mit viel Witz und Humor den typischen Oberlausitzer gegeben, hat bei keinem Festumzug, keiner Kuchenfuhre und keinem Volksfest gefehlt. Immer dabei seine Schafe, die ihm unerschütterlich treu hinterhertrotten, sogar in den Radau eines lauten und brechend vollen Kirmeszelts hinein. Und als Schäfer ist Gert Linke auch offizieller "Botschafter der Oberlausitz", ein Titel, der ihn immer besonders stolz gemacht und den er mit Leben erfüllt hat wie kaum ein anderer.
Aber auch seinen berühmten Schäfer Jonas möchte Gert Linke jetzt nicht mehr geben. "Ich ziehe einen Schlussstrich und Punkt", sagt er. "Ich habe auch nicht mehr die Kraft." Sein Einzug ins brechend volle Jonsdorfer Kirmeszelt am ersten Oktoberwochenende soll nun der letzte Auftritt vom Schäfer Jonas und seinen Schafen gewesen sein. Gert Linke erklärt das mit felsenfester Bestimmtheit. Aber viele in Jonsdorf hoffen, dass er das am Ende doch nicht ganz so rigoros meint. Was wäre denn Jonsdorf ohne den Schäfer Jonas? Und wer gibt denn künftig in Jonsdorf den Weihnachtsmann mit dem Leierkasten, wenn nicht Gert Linke? Na ja, sagt er dann, dieses Jahr werde er den Weihnachtsmann schon noch mal machen. Das habe er der Bürgermeisterin schon versprochen. Und die Schäferkutte, die ließe sich ja vielleicht auch mal weitergeben.
Linkes Hotel und Restaurant aber werden nicht weitergeführt. Das steht fest. Der Zittauer Lions-Club wird sich nach 18 Jahren im Kurhaus nun also eine neue Klubgaststätte für seine Treffen suchen müssen. Auch der legendäre Sonntagsstammtisch, der sich seit fast 40 Jahren ununterbrochen jeden Sonntagabend im Kurhaus trifft, braucht ab Januar eine neue Bleibe. Genauso wie das Jonsdorfer Dorfensemble, das hier jede Woche im Saal probt. Gert Linke wäre es nicht im Traum in den Sinn gekommen, vom Dorfensemble auch nur einen Cent an Saalmiete zu verlangen. "Die Jonsdorfer werden Gert Linkes große Engagement sehr vermissen", sagt Bürgermeisterin Kati Wenzel (Freie Wähler), die die Gemeinderatssitzung an diesem Abend ins Kurhaus verlegt hat, um dem Wirt noch einmal Danke zu sagen.
gefunden bei: https://www.saechsische.de/jonsdorf/traditionswirt-im-zittauer-gebirge-hoert-auf-gert-linke-kurhaus-jonsdorf-5769106-plus.html?fbclid=IwAR3OPuFB4GgphymaL8FDC04J5kO5G0yzcSEgD9r18mIy_he3qdarPoPXYLU