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Onkel Willi ist der Seniorchef des Hauses und gelernter Konditormeister. Somit ist das Haus schon mal vorab für Süßmäuler geeignet, aber auch Biker und Hunde sind willkommen. Aufgrund der eigenwilligen Topographie im Moseltal ist das Haus rückseitig eng an einen Felshang gebaut. Vor dem Haus verläuft die Straße, von der man ebenerdig in das Kellergewölbe gelangt, das den Restaurantbereich und die Hotelrezeption beherbergt. In das Hotel gelangt man über eine separate Außentreppe. Ein Aufzug ist leider nicht vorhanden, jedoch Gästeparkplätze direkt am Haus.
Ambiente
Wenn man das Gewölbe betritt, entsteht sofor ein Wohlfühleffekt. Rechts neben dem Eingang eine kleine Kühltheke, die Onkel Willi's süße Creationen beherbergt, dahinter ein Anbau, der wohl in erster Linie als Café dient. Dem gegenüber, schon in einem der beiden Tonnengewölbe, der Tresen, gleichzeitig Rezeptionsdesk, mit einigen Barhockern. Geradeaus geht's in den Wirtschaftstrakt und in einem Parallelflur zu den Toiletten. Zwei Mauerdurchbrüche führen zu dem zweiten Gewölbe, das den Restaurantbereich beherbergt. Hier wird's richtig gemütlich. Ein Ende des Gewölbes für zu dem Café, das andere ist mit einer Art Fachwerk abgeschlossen, dessen Fächer mit Ornamentglas ausgefüllt sind. Dahinter befinden sich noch Räumlichkeiten, deren Zweck wir aber nicht erkundet haben. Das Bruchsteinmauerwerk der Gewölbe ist teilweise sichtbar, der Rest ist weiß verputzt. Ein zwölfflammiger Leuchter, zentral an der Decke, spendet Licht, unterstützt von einer indirekten Beleuchtung, die die Gewölbedecke anstrahlt. Das (Kunst)-ledergepolsterte Gestühl, dunkelbraun-rustikal, ebenso die Tische. Tischläufer, Kerzenfunzel und Blümchen sind inzwischen wohl weitestgehen Standard. Die Tische sind im Allgemeinen für vier bis sechs Personen bestimmt, können aber bei Bedarf zu größeren Gruppen zusammengestellt werden. Die restliche Dekoration ist so unaufdringlich, daß ich mich ihrer nicht mehr genau erinnere. Das Restaurant faßt geschätzt ca. 40 Personen.
Service
Die nur dreieinhalb Sterne resulieren aus der Tatsache, daß wir am ersten der beiden Abende, an denen wir das Restaurant besuchten, mit dem Service äußerst zufrieden waren und mit ruhigem Gewissen 5* vergeben hätten. Der zweite Abend bot dann das krasse Gegenteil und war uns nur 2* wert. 5+2=7:2=3,5 Hier sei aber angemerkt, daß die Negativwertung nicht in den Personen des Service begründet ist, diese waren immer sehr nett, professionell und bemüht. Vielmehr war am zweiten Abend das Restaurant komplett ausgebucht, darunter zwei größere Gruppen, die alle á la carte aßen. Das alles mußte, bis auf wenige Ausnahmen, bei denen die Thekenkraft kurz aushalf, von einer einzigen jungen Dame bewerkstelligt werden, die sich nach besten Kräften bemühte, alle Gäste zufrieden zu stellen, bei dieser Auslastung jedoch den ein- oder anderen Fehler und ab und zu eine längere Wartezeit nicht vermeiden konnte. Trotzdem gelang es ihr, auch noch auf Sonderwünsche einzugehen. Der Fehler lag in diesem Fall eindeutig beim Management. Um diesen Andrang zu bewältigen, hätte es sicher drei oder vier ständig anwesender Sevicekräfte bedurft.
Essen & Trinken
Auf der Homepage macht Onkel Willi ein Geheimnis aus der Speisekarte. Vor Ort entpuppt sie sich als deutsch-regional nach Art des Hauses. Den ersten Abend begannen wir mit zwei Gläsern Sekt, Riesling trocken zu € 3,50. Es folgte Wildragout mit Preißelbeerbirne und Birnenkroketten (€ 17,80). Meine Frau wechselte auf hausgemachte Bandnudeln. Birnenkroketten erschienen ihr zu exotisch. Gibt's bei mir nicht. Wird alles probiert, so lange es nicht nach Fisch schmeckt. Es stellte sich heraus, daß die Birnenkroketten Kartoffelkroketten waren, denen liebevoll die Form kleiner Birnen gegeben wurde. "Hätte ich auch gegessen", war der Kommentar. Zum Glück mag sie auch Bandnudeln. Entgegen den üblichen Gepflogenheiten wurde unser Essen nicht von einem Roten (zu Wild), sondern einer Flasche Riesling, trocken (€ 16,50 / 0,75 l) vom örtlichen Winzer begleitet. Wir trinken halt, was uns schmeckt, wobei wir bei passender Stimmung und Gelegenheit einem schönen Rotwein auch nicht abgeneigt sind. Der Abend war ja noch lang und so folgten noch diverse Absacker wie Espresso und einige lokale Spirituosen. Die nötige Bettschwere bescherten dann noch die Benediktiner Hefeweizen (€ 4,60 / 0,5 l).
Am zweiten Abend begleitete uns die schon erwähnte junge Dame zu unserem reservierten Tisch. Da war das Lokal schon weitestgehend gefüllt und so zogen sich die Darreichung der Karten und die Getränke- und Essensbestellungen über eine Zeit hin. Es kam allgemein und überall zu diversen kleinen Fehlern, auf die aber jetzt nicht weiter eingegangen werden soll, zumal sie nicht in erster Linie dem Bemühen des Service anzulasten sind. Neben verschiedenen Getränken hatten wir an diesem Abend Pfifferlingcremesuppe zu € 5,- desweiteren Zanderfilet an Riesling-Sahnesauce mit Blattspinat (€ 17,50) für meine Frau und die, als Tagesempfehlung offerierte Kalbsleber "Berliner Art" an Pfifferlingen und Kartoffelpüree (€ 17,80) war meine Wahl, wobei ich Kartoffelpüree (hatte ich ja schon am Vortag in Form von Kroketten) gegen Pommes frites tauschte.
Mit der, eingangs von mir so bezeichneten "Küche nach Art des Hauses" waren wir im Allgemeinen zufrieden. Nichts Aufregendes aber "Schlecht is net", so würde es Alfons Schuhbeck ausdrücken. Es fehlte halt so der letzte Pfiff und es wurde relativ sparsam mit Gewürzen umgegangen. Auch das Zandergericht hat meine Frau nicht so sehr überzeugt. Der Riesling in der Sauce war kaum spürbar, dafür Sahne en masse und dann auch noch im Spinat. Das war ihr zuviel des Guten, was sie auch der Küche ausrichten ließ, als ein Teil ihres Essens zurückging. Insgesamt haben wir für die beiden Abende 169,- € gezahlt.
Ein Wort noch zum Frühstück. Es wurde teilweise am Tisch serviert und konnte an einem Buffet noch ergänzt werden. Die Komponenten aufzuzählen ist müßig, es gab alles, was üblicherweise in Mittelklassehotels aufgetischt wird. Lobend zu erwähnen, die leckeren, frischen Brötchen, keine do it yourself - Aufbackware, und der sehr gute Kaffee.
Sauberkeit
Hier gibt es nichts zu kritisieren. Überraschend war, neben der Sauberkeit, die räumliche Großzügigkeit und geschmackvolle (kann man das über Toiletten sagen?) Einrichtung und Ausgestaltung der Toiletten. Vor allem die braunen, ornamentgeschmückten Fliesen fielen ins Auge.
Fazit
Ob wir nochmal einen Urlaub an der Mosel verbringen ist ungewiß. All denen, die sich für relativ kleines Geld ein paar schöne Tage an der Mosel machen wollen, ist "Onkel Willi" durchaus zu empfehlen.