Wir verwenden Cookies
Wenn Sie unsere Webseiten besuchen, kann Ihre Systemsoftware Informationen in Form von Cookies oder anderen Technologien von uns und unseren Partnern abrufen oder speichern, um z.B. die gewünschte Funktion der Website zu gewährleisten.
Ich entschied mich für den vermeintlich schwächeren Kandidaten, und für diejenigen, die nicht so gern lange Texte lesen, kann ich hier schon sagen: Das ‚Steins’ bringt’s!
Bedienung
Beim Eintreten wurde ich von einem Mitarbeiter, der gerade aus der Küche kam, begrüßt. Ich fragte nach einem Plätzchen für eine Person, da kam prompt die Gegenfrage: „Wo möchten Sie denn sitzen? Hier oben oder in dem Raum vorne?“ Ein Blick in den vorderen Raum zeigte eine größere Gesellschaft, neben der man als Einzelperson nicht unbedingt gut sitzt. Ich entschied mich daher für einen Tisch auf der Empore, wo zwei der vier verfügbaren Tische besetzt waren. Der gleiche Mitarbeiter, der sich übrigens später als der Chef des Hauses outete, reichte mir beim nächsten Vorbeigehen die Speisekarte über das Geländer an, ohne selbst auf die Empore zu kommen. Bei wahrscheinlich jedem angestellten Mitarbeiter hätte mich das als eine gewisse Missachtung gestört, aber er machte das so routiniert, nonchalant und dabei auch freundlich, dass es einfach passte.
Essen
Das Angebot der Karte ist mit zwei Vorspeisen bzw. Kleinigkeiten, zwei Suppen, acht Hauptgerichten und vier Desserts überschaubar und prädestiniert für eine frische Zubereitung der Speisen. Beim nächsten Stopp des, ich benutze hier mal weiterhin den Begriff ‚Kellner’, auch wieder im Gang, bestellte ich „Grillteller ‚Steins’, Medaillons von Pute, Rind und Schwein, dazu Pfeffersauce, Prinzessbohnen und Bratkartoffeln“ (15,90 €). Auf die folgende Frage, was ich denn trinken möge, antwortete ich mit der Gegenfrage, welche Biere denn im Angebot seien. Veltins und Diebels, war die Antwort, aber die beiden Sorten kannte ich zur Genüge, außerdem ein Aktien Landbier und Zwickels, ein Kellerbier ebenfalls aus der Aktienbrauerei aus Bayreuth. Das Aktien Landbier hatte ich vor zwei Wochen in Ahlen probieren können, und die Empfehlung ging auf das Kellerbier, das noch süffiger sei. Also orderte ich eine Flasche Kellerbier (0,5l für 3,80 €).
Kurz darauf brachte der Kellner zunächst ein Amuse bouche: Ein Körbchen mit vier Scheiben frischen Weißbrots, dazu auf einer Untertasse ein kleines Schälchen mit selbst gemachter Aioli, vier schwarze Oliven, eine Scheibe gegrillte Aubergine, ein gegrillter champignon und zwei Scheiben Chorizowurst. Es war alles sehr gut und sehr lecker, aber die Aioli war der Hammer! So hervorragend habe ich sie noch nie gegessen, dieses Entree allein ist schon fast die Fahrt nach Bochum wert.
Beim nächsten Vorbeigehen brachte der Kellner die Flasche Bier mit dem Bügelverschluss und fragte, ob ich sie selber öffnen und mir einschenken wolle. Ein Norddeutscher aus dem Land der Beugelbuddelbiere lässt sich so etwas natürlich nicht zweimal fragen. Als er dann das Glas gebracht hatte, ertönte das markige ‚Plopp’ und ich schenkte mir ein. Das Bier hat die Farbe dunklen Bernsteins und lief, wie empfohlen, unheimlich gut und süffig.
Ambiente
Die Einrichtung des Lokals ist rustikal und urig, eine detailliertere Beschreibung verkneife ich mir diesmal und verweise auf die Fotos, sonst bekomme ich noch einen Verweis wegen zu langer Rezensionen. Trotz aller Urigkeit ist das Ambiente ohne Einschränkungen auch für Geschäftsessen oder andere formelle Veranstaltungen geeignet.
Bevor ich noch das Amuse verzehrt hatte, wurde das Essen serviert. Auf dem Teller fanden sich dachziegelartig übereinander geschichtet die drei Stücke Fleisch, außerdem eine nicht deklarierte kleine Bratwurst, dahinter die Bohnen mit schönen Speckstücken und links daneben – nein, das waren eindeutig keine Bratkartoffeln, sondern es handelte sich um Kartoffelgratin.
Da ich mir die restlichen Köstlichkeiten des Amuse nicht entgehen lassen wollte, beschäftigte ich mich zunächst weiter damit (Mmmhh, diese Aioli….). So kam es, dass ich gerade erst das erste Stück Fleisch angeschnitten hatte, als der Kellner wieder kam und fragte, ob alles in Ordnung sei, natürlich auf seine spezielle Art und Weise. Ich sprach ihn auf das Kartoffelgratin an, und sofort war seine Lockerheit wie weggeblasen. Das sei anscheinend ein Fehler der Küche, da die Gesellschaft im vorderen Raum das so bestellt habe, und er werde sofort für einen Austausch sorgen. Ich winkte ab, Kartoffelgratin war schließlich auch in Ordnung, aber das Angebot des Austausches wurde noch zweimal wiederholt.
Das Gratin war gut bis sehr gut, das Fleisch war in allen drei Varianten sehr gut, sowohl qualitativ als auch von der Zubereitung. Das Rindersteak hatte einen schönen rosa Kern, das Putensteak war durchgegart, aber trotzdem zart und saftig, und das traf auch auf die beiden anderen Stücke zu. Die Bohnen waren auf den Punkt gegart und harmonierten gut mit den Speckstücken. Und last but not least die Pfeffersauce war ebenfalls sehr gut, nicht zu pfeffrig und auch nicht zu lasch.
Wie schon angedeutet erledigte der Chef des Hauses den Service routiniert, souverän‚ locker und lässig, dabei immer zuvorkommend und jederzeit auskunftsfreudig. Seine natürliche Autorität musste sich dabei nicht hinter einer Uniform verstecken, er trug normale Straßenkleidung. Ich muss sagen, dass ich bisher noch keinen Gastronomen dieses Formats getroffen habe.
Fazit:
Das zieht sich aus meinem obigen Geschreibsel fast von allein: Hier kann man sicher nichts falsch machen, egal, in welcher Konstellation man hier einkehrt. Die denkmalgeschützte Fassade erlaubt keine Leuchtreklame oder größere Außenwerbung, was dem Restaurant nicht gut tut, aber die Suche nach diesem Kleinod lohnt sich auf jeden Fall.