"Einladende Landidylle - "Die Seele baumeln lassen!""
Geschrieben am 14.10.2015 2015-10-14
"Mittagessen an der Schnellstrasse!"
Geschrieben am 16.01.2015 2015-01-16
"Für den kleinen Hunger zwischendurch !"
Geschrieben am 16.01.2015 2015-01-16
"Eine Neuentdeckung in meiner neuen Heimat!"
Geschrieben am 12.01.2015 2015-01-12
Das ist ein verlockendes Angebot, denn für die vorgezogene Übernachtung, die wir aus pragmatischen Gründen hinzubuchen zahlen wir für eine Nacht für das Doppelzimmer 109,00 €.
Und wo findet man das alles? Man findet das alles im „Gasthof zum Freden“ in Bad Iburg, also inmitten des Teutoburger Waldes.
Das Haus macht auf uns einen einladenden Eindruck. Der Gast wird freundlich begrüßt, gut informiert und mit Kartenmaterial versorgt. Das Personal ist präsent, zugewandt und hilfsbereit. es umgibt uns eine gepflegte ungekünstelte Atmosphäre, in der wir uns vom ersten Augenblick an wohlfühlen.
Das ist erstaunlich, weil sich bereits beginnend bei der Rezeption mehrere Gasträume aneinanderreihen und schließlich auch noch ein großer Saal das Ganze abschließt. Dennoch zerfleddert alles atmosphärisch nicht in verschlossene einzelne Parzellen. Abgesehen von Dekoelementen, die bewusst angeordnet sind, gelingt das durch die Präsenz des Service, denn man findet immer einen Ansprechpartner, der einem auch weiterhelfen kann.
Der Beginn unseres Aufenthaltes, 10. - 14. Oktober, wird allerdings erst einmal durch einen Wermutstropfen getrübt. Mit unserer vorgezogenen Buchung geraten wir in das Ende einer „Bayrischen Woche“! Diesen blau-weißen Spektakeldunst kann ich kaum noch ertragen. Zum Glück bemüht sich hier vom Service niemand darum, z.B. ein durchgerolltes Seehofer-R nachzuahmen oder gar mit dessen kurz angeschlagenen Gutturalen zu protzen, in Hochtonfrequenz artikuliertes Testosteron als Ersatz für intellektuelle Leistung. Und zum Glück bietet die Speisekarte mehr als Knödel, Haxen und Geselchtes. Aber Bayern, diese versalzene mousse au chokolat, sorgt jedoch an diesem Ort Niedersachsens für eine üppige Augenweide, denn aus den Dirndln der Damen quellen die Busenwölbungen wie üppige Oktoberpilze hervor und kitzeln die Phantasie.
Am Abend unserer vorgezogenen Buchung begnügen wir uns mit einem Hauptgang. Wir wählen das gebratene Saiblingsfilet mit Fenchelgemüse und Kartoffeln. Die Portion ist reichlich bemessen, der Saibling leider arg trocken, aber da sind ja noch die wogenden Busen-Dirndl-Wellen, die alles optisch würzen und den Gaumen zu einem milden Drei-Punkte-Urteil bewegen. Man möchte eben ganzheitlich genießen. Im Stillen meldet sich aber die Sehnsucht, dass dieser Auftakt kein Ohmen für die kulinarische Zukunft der folgenden Tage sein möge und die Hoffnung, dass sich mit dem Ende der bayrischen Woche auch das Ablenkungspotential für die Köche deutlich vermindert.
Das Menü des ersten „Wochenendtages“:
Zur Begrüßung spendiert das Haus ein Glas Prosecco. Das Menü mit drei Gängen bietet dem Gast mehrere Wahlmöglichkeiten. Bei der Vorspeise muss man sich zwischen dem „Tötchen vom Räucherfisch“ und dem „Broccolirahmsüppchen“ entscheiden. Beim Hauptgericht eröffnen sich gleich drei Möglichkeiten. Entweder man wählt „Piccata von der Landhahnbrust auf einem Tomaten-Sugo mit frischen Salaten und Butterreis“ oder die „Kross gebratene Schweinshaxe auf bayrisch Kraut mit Kartoffelstampf und Zwiebeln“ oder man entscheidet sich für „Gebratene Edelfischfilets an einer Garnelensauce mit Blattspinat und Butterkartoffel“. Das Dessert bleibt getarnt als „Süßes Finale“ zunächst ein Geheimnis.
Da wir zwei weitere Gäste für diesen Abend eingeladen haben, kommt die gesamte Variationsbreite des Menüs zum Einsatz:
Das Törtchen v0m Räucherfisch wird von Zerberuz gelobt. Der den Fisch umgebende Salat ist nicht nur optisch, sondern vor allem geschmacklich ansprechend, das Dressing ausgewogen. Diese Vorspeise bekommt 4 Punkte.
Das „Broccolirahmsüppchen“ wird insgesamt dreimal gewählt. Es ist gut zubereitet, gefällt ohne m. E. zu glänzen. Ich neige zu 3,8 Punkten.
Die Hauptgerichte sind alle von der Portion her gut bemessen. Die „Piccate von der Landhahnbrust“ ist angenehm zart und in Verbindung mit dem Tomaten-Sugo ansprechend gewürzt. Ich bin sehr zufrieden und gewissermaßen auch getröstet. Die Küche kann also was. Die Schweinshaxe verwandelt Zerberuz zum Gaumenbayern ohne jedoch den norddeutschen Zungenschlag zu beeinflussen. Auch wird kein Wunsch nach einem Dirndl laut. Die Haxe präsentiert das Schwein in seiner zartesten Form. Fast genügt ein scharfer Blick, um das Fleisch vom Knochen zu lösen, ja - und der Rest auf dem Teller stimmt auch. Hahn und Schwein erhalten 4 Punkte. Auch die „Gebratenen Edelfischfilets“ kommen insgesamt gut an. Sie sind angenehm gewürzt, aber doch etwas trocken. Das läuft auf 3,5 Punkte hinaus. Das „Süße Finale“, eine Creme brulee, gibt keinen Anlass zur Kritik. Sie ist fachgerecht zubereitet, gehört aber nicht zu meinen Favoriten.
Das Menü des zweiten „Wochenendtages“:
Die Wahlmöglichkeiten am zweiten Tag sind deutlich reduziert.Beim Hauptgang können wir zwischen Lachs und Rinderbraten entscheiden.
Als Vorspeise wird ein Teller mit Antipasti serviert, eine reichhaltige Mischung an schmackhaft zubereiteten mediterranen Gemüsen.
Der Rinderbraten als Hauptgang birgt wechselhafte Schicksale. Einige Bratenscheiben sind hervorragend gelungen, die eine oder andere jedoch bewegt sich trotzig zwischen den Zähnen. Und leider ist die Preiselbeersauce deutlich zu süß. Die Beilagen, Broccoli mit Mandeln und Kartoffeln sind fachgerecht zubereitet.
Beim Dessert schwelgen wir in Erdbeertörtchen, Mousse au chocolat und Birnensorbet. Sündigen kann köstlich sein.
Fazit: Den Gasthof zum Freden besuchen wir auf jeden Fall wieder. Die Küche schwankt zwar hier und da in ihren Leistungen, aber alles in allem macht sie doch einen soliden Eindruck. Gefühlt komme ich auf eine Bewertung von 3,8 Punkten. Service und Preis-Leistung verdienen m. E. 5 Punkte, wie auch die Sauberkeit.
Nachzutragen wäre noch, dass wir abgesehen vom Wasser einen Nero d’Avola bevorzugt haben.